Weinlese bei Rambla Huarea

Der Autor bei der Weinlese

Einer der Höhepunkte des Weinjahres ist die Ernte, und so war ich außerordentlich erfreut, dass mich Miguel Maldonado von Rambla Huarea eingeladen hat bei seiner Weinlese mit dabei zu sein. Klar, das ist harte Arbeit in der andalusischen Hitze, die zudem ins Kreuz geht. Allerdings ist es auch eine Erfahrung, bei der man dem Wesen des Weins ganz nahe kommt. Denn Wein ist mehr als nur Trinkgenuss, sondern ebenso Anstrengung, Teamwork und Geselligkeit.


Der Autor dieses Blogs, zu einem Zeitpunkt der Weinlese, an dem er noch zu Lächeln vermochte.

Um 5.30 Uhr in der Früh machte ich mich vor zwei Tagen auf den Weg nach El Pozuelo, einem verarmten Ort an der Mittelmeerküste zwischen Motril und Almeria. Als ich dort im Morgengrauen eintraf, saßen überall am Straßenrand zumeist ausländische Tagelöhner, die darauf warteten, dass sie von Kleintransportern abgeholt und in die umliegenden Gewächshäuser gefahren werden. Viel spanisches Obst und Gemüse, das wir in deutschen Supermärkten finden, kommt genau aus dieser Gegend.


Miguel Maldonado bewirtschaftet seine Weinberge naturnah, was u. a. Vögel dazu nutzen, um im Frühjahr ihren Nachwuchs auszubrüten.

Eine Weile beobachtete ich von meinem Wagen aus die Straßenszenen, ehe Winzer Miguel Maldonado mich mit seinem Jeep abholte und wir die letzten Kilometer landeinwärts auf einem überaus holprigen Geröllweg zurücklegten. Im Weingut angekommen, war auch schon die Entourage aus um die fünfzehn Helfer – Freunde und Familie von Miguel – versammelt. Nach einem schnellen Kaffee gingen wir gemeinsam zur ersten Weinparzelle und begannen mit der Lese der Tempranillo-Reben.


Sieben Erntehelfer sind auf diesem Foto. Wer kann sie alle finden?

Die erste Stunde ging ganz einfach von der Hand. Das Drahtsystem, mit dem Miguel seine Reben erzieht, begünstigt bei der Weinlese eine natürlichere Körperhaltung als es beispielsweise bei Reben in Buscherziehung der Fall ist, die so manche körperliche Verrenkungen erfordern. Außerdem befand sich die aufgehende Sonne noch hinter den Bergen und es war schön schattig. Das sollte nicht so bleiben. Spätestens nach der Vesperpause, die wir am Vormittag einlegten, begann es so richtig vom Himmel zu knallen.


Vesperpause am Vormittag.

Drahterziehung hin oder her: Nach ein paar Stunden fing mein Rücken an weh zu tun. Als der Rückenschmerz wieder nachließ, wurde mir teilweise von der Hitze schwindlig. Immer wieder musste ich mich in den Schatten setzen, meinen Körper strecken und Wasser trinken. Und dann wieder rein in den Weinberg, um eine weitere Kiste Trauben zu ernten. Meine kompakter und nicht so lang gebauten andalusischen „Kollegen“ taten sich da irgendwie leichter als ich und kamen bestimmt doppelt so schnell mit ihrer Lese voran. Wenigstens beklagten auch sie sich über die Mordshitze.


Manchmal half nur noch Wasser.

Irgendwann entschied ich mich für eine längere Pause und ging zurück zur Weinkellerei, um zu sehen, was da vor sich ging. Das Resultat unserer Mühen war dort in Kisten aufgestapelt. Als erstes wurden die roten Trauben in eine Entrappungsmaschine geschüttet. Sie werden darin nicht gepresst, sondern gemahlen und von den Stilen getrennt. Saft und Schalen (Maische) werden in der Folge von der Entrappungsmaschine in die Stahltanks gepumpt.


Rafael wacht vor der Weinkellerei über das Lesegut.

Mit Rosa Maria Pascual durfte ich dann ins Labor und ihr bei den ersten Schritten der Weinbereitung über die Schultern schauen. Zuerst nahm sie Proben des Safts und überprüfte ihn auf den ph-Wert und den späteren Alkoholgehalt des Weins. Alles prima, befand sie, am Ende würde der Rotwein um die 5 g/l Säure und 12 % Vol. erreichen, so die Prognose der Önologin. Im Anschluss rührte sie die Hefe an, die als Auslöser für die alkoholische Gärung fungiert. Die fertige Zuchthefe goss Rosa unter Zugabe von etwas Hefenährsalz in den Stahltank. Die Maische gärt nun für zirka sieben Tage, und erst danach wird der eigentliche Wein (Most) gepresst.


Rosa Maria Pascual rührt hier die Hefe für die Maischegärung an.

Ich raffte mich ein letztes Mal auf, um im Weinberg mitzuhelfen. Als wir die letzte Traube von den Rebstöcken abgeschnitten und alle Kisten zur Kellerei transportiert hatten, spürte man förmlich die Zufriedenheit, die uns als Gruppe ergriff. Kaum etwas ist befriedigender als nach einer großen Anstrengung gemeinsam ein Ziel zu erreichen. Entsprechend heiter und ausgelassen war die Stimmung beim Mittagessen gegen 15 Uhr. Es gab Paella, Bier und Wein, und freilich wurde ausgiebig auf den 2017er-Jahrgang angestoßen. Möge er gut gelingen.


Was will man mehr? Ein schattiges Vordach und Paella. Am Ende stießen wir auf die Weinlese 2017 an. 

Ein solches Gelingen kann ich den 2016er-Weinen von Rambla Huarea bereits bescheinigen. Miguel Maldonado gab mir bei der Verabschiedung zwei Kartons mit. Zartfruchtig, frisch und saftig ist der weiße Poeta en Nueva York aus Sauvignon Blanc. Von schöner Dichte, Weichheit und Intensität zeigt sich der Rote aus Tempranillo mit geringen Anteilen Syrah und Garnacha. Zuhause angekommen trank ich die Weine abends mit meinem Schwiegervater. Meine Augen waren entzündet und tränten vom vielen Staub und der intensiven Sonneneinwirkung des Tages. Aber ich war glücklich.


Der Zweck unserer Übung: Die beiden Poeta en Nueva York-Weine.


Link zum Weingut: www.poetaennuevayork.es

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