Weinernte mit Juan Esteban – Vino de Costa aus der Alpujarra

Ernte, Vino de Costa, 2017

Zum zweiten Mal habe ich bei der Weinernte bei Juan Ramon Esteban in meiner Wahlheimat Mecina-Fondales in der Alpujarra mitgeholfen. Aufgrund selbst für Andalusien ungewöhnlicher Hitzewellen im Juni, Juli und August reiften die Beeren dieses Jahr schneller, so dass die Lese fast vier Wochen früher stattfand als noch 2016. Vom überdurchschnittlich heißen Klima war ganz Spanien von Nord bis Süd betroffen, so dass 2017 wohl als das Jahr mit dem frühesten Lesebeginn in die Annalen eingeht.

Juan Esteban, Weinernte 2017
Juan Esteban bei der Weinernte in der Alpujarra, Sierra Nevada.

Der letzte Tag im September ist für Andalusien dennoch ein recht später Erntezeitpunkt. Das liegt an der Hochlage von 1100 Metern, auf der Juans Reben gedeihen. Im Frühjahr und Sommer fallen die Nächte hier kühler aus, so dass sich die Trauben langsamer als in niedrigeren Lagen wie zum Beispiel im Sherry-Gebiet entwickeln.

Insgesamt drei Hektar ernteten Juan und die Leute aus Mecina-Fondales inklusive mir am vergangenen Samstagvormittag ab. Langsam gewöhnt sich sogar mein Rücken an die Arbeit, allerdings unterschätzte ich (wieder einmal) die Kraft der andalusischen Sonne im Herbst. Ohne Sonnenbrille war ich im Feld unterwegs und verbrannte mir dabei für mehrere Tage die Augen.

Ernte, Vino de Costa, 2017
Weinlese nahe Mecina-Fondales auf rund 1100 m Höhe.

Juan erzeugt aus seinen zwanzig bis dreißig Jahre alten Stöcken einen „Gemischten Satz“ wie man in Wien sagen würde. Die drei Rebsorten Jaén Negro, Jaén Blanco und Tempranillo baut er zusammen an. Sie werden ferner gemeinsam gelesen und vergoren und zum für die Region typischen Vino de Costa ausgebaut.

Der Vino de Costa ist ein Rosé (Rosado) mit Schmackes. Er wird – wie das für Roséweine üblich ist – ohne Schalen vergoren und nach einer kurzen Standzeit von ein paar Wochen im Tank abgefüllt. Bei Juan als „Bag in Box“ zu 5 oder 15 Litern. Mir schmeckt dieser trockene Wein von Juan, der es schafft seinem Costa trotz aller Kraft eine gewisse Rund- und Weichheit zu verleihen.

Antonio Palido, Weinernte 2017, Vino de Costa
Antonio bei der Weinernte.

Vino de Costa – das ist der Geschmack des einfachen und harten Lebens im bergigen Hinterland der Costa Tropical. Ein Wein, der zur Gegend passt und hier über eine lange Geschichte verfügt. So gibt es in der Provinz Granada erfolgreiche Winzer wie Horacio Calvente oder Antonio Garcia de Verdevique, die anfangs nur Vino de Costa kelterten und deren später dazugekommene Weiß- und Rotweine inzwischen in angesehenen europäischen Sterne-Restaurants kredenzt werden. Trotz ihres relativen Erfolgs halten diese Weinmacher an der Costa-Tradition fest und erzeugen diesen Weintyp nach wie vor für den lokalen Markt.

Jaen Negro und Jaen Blanco, Sorten für Vino de Costa
Jaén Negro und Jaén Blanco sind typische Rebsorten der Alpujarra und werden oft für den Vino de Costa verwendet.

Juans Costa landet unter anderem auf meinem Esstisch sowie in verschiedenen Tavernen und Restaurants der Alpujarra, zum Beispiel in der Ortschaft Pitres. Wer es einmal in diese landschaftlich reizvolle Gegend schafft, könnte auch im touristisch beliebten Pampaneira vorbeischauen, eines der bekannten weißen Dörfer der Alpujarra mit Häusern im maurischen Stil. Im dortigen Feinkostladen La Moralea gibt es ausgezeichnete luftgetrocknete Schinken sowie lokale Käsewaren und zudem die Möglichkeit verschiedene Costa-Weine aus der Alpujarra Granadina bzw. der Alpujarra Almeriense glasweise zu probieren.

Weinberg von Juan Esteban, Alpujarra
Juans Weinberg ist terrassenförmig angelegt.

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