Los Patios de Beatas – Einführung in die Sierras de Málaga

Julián Sanjuán von Los Patios de Beatas

Julián Sanjuán ist Sommelier und Besitzer von Los Patios de Beatas, einer der besten Weinbars in Málaga. 600 Weine bietet er in seiner Vinothek an, ganz Spanien ist vertreten, darunter auch die großen Namen wie Pingus, Contador, Vega Sicilia oder Alvaro Palacios. Diese waren aber nicht der Grund meines Besuchs bei Julián, vielmehr bat ich ihn um eine Einführung in die Weine der D.O. Sierras de Málaga, bei denen seine Weinbar ebenso exzellent bestückt und er ein echter Kenner ist.

Ganz unbedarft bin ich bezüglich der D.O. Sierras de Málaga nicht. Im Januar 2017 war ich in deren Subzone „Serrania de Ronda“ unterwegs und besuchte Weingüter wie F. Schatz, Descalzos Viejos und Doña Felisa (Chinchilla), wozu ich seinerzeit auf diesem Blog diverse Artikel veröffentlicht habe. Auch in der Region „Montes de Málaga“ hielt ich mich beim Weingut Pérez Hidalgo auf. Allerdings setzt sich die Appellation Sierras de Málaga aus fünf Zonen zusammen. Neben den erwähnten Serrania de Ronda und Montes de Málaga sind dies: Axarquia, Norte und Manilva. Insbesondere bei diesen Regionen habe ich für einen in Andalusien lebenden Weinblogger einen gewissen Nachholbedarf, den ich 2018 angehen will: Die Sierras de Málaga werden die kommenden Monate einen Schwerpunkt auf diesem Blog bilden.


Viele spannende Weine gibt’s bei Los Patios de Beatas zu entdecken (und zu trinken).

Julián Sanjuán führt rund zwanzig Weingüter aus der erst 2001 gegründeten D.O. Sierras de Málaga im Sortiment. Auf meine Frage, was seiner Meinung nach die Region und ihre Weine charakterisiert, antwortet er, man müsse sich in Spanien stets mit den Anbaugebieten Rioja und Ribera del Duero messen. Und verglichen mit diesen beiden Aushängeschildern wäre die Sierras de Málaga ein geradezu winziges Weingebiet. Auch die Weingüter selbst seien im Vergleich klein – selten besäßen sie mehr als zwanzig Hektar Rebland, zumeist viel weniger, alle bleiben sie unter einer Produktion von 100.000 Flaschen im Jahr. Der Wein, so Julián, stelle in der Region kein großes Business dar, vielmehr treffe man auf Weinmacher mit viel Herzblut an der Sache.

Auch beim Klima, den Böden und Rebsorten gebe es große Unterschiede zu Rioja und Ribera del Duero, fährt er fort. Wir hätten es mit mediterranen Weinen zu tun, die aus Hochlagen von teils über 1000 m kommen. Beim Untergrund treffen wir oft auf Schiefer (nicht auf Kalk wie in Rioja und Ribera del Duero), die Ernteerträge wären insgesamt gering. Last but not least, sind die Sierras de Málaga kein von Tempranillo dominiertes Weingebiet. Zwar kommt Tempranillo auch hier vor, aber nicht bedeutender als andere rote Sorten wie Cabernet Sauvignon, Garnacha, Syrah, Petit Verdot oder Cabernet Franc. Darüber hinaus stellten die Rotweine häufig eine Cuvée aus vier Rebsorten und mehr dar.


Reife Frucht, vegetabile Noten, viel Körper und trotzdem elegant: der Capuchina Vieja 2012.

Bei den Rotweinen groß mir Julián den wunderbaren Capuchina Vieja 2012 aus Cabernet Franc und Syrah ins Glas. Er stammt aus der Zone „Norte“ rund um die Stadt Antequera vom Weingut La Capuchina, das jährlich etwa 25.000 Liter produziert und daraus vier Weine (rot, weiß, süß) keltert. Den Capuchina Vieja 2012 kennzeichnen rote reife Früchte und vegetabile Noten wie grüner Paprika im Geschmack. Eine fein unterlegte Säure und weiche Tannine machen den Wein sehr saftig und elegant.

Zuvor hatten wir bereits einen trockenen Weißwein aus der Moscatel-Rebe verkostet. Genauer gesagt „Moscatel de Alejandría“, so heißt die Muskateller-Varietät in der Axarquia, dem schroffen Hinterland des Mittelmeers, wo sie in Steillagen und auf Schieferböden gedeiht. Bei Bodegas Almijara wächst der Moscatel de Alejandría auf einem Hang mit bis zu 45 Grad (!) Neigung. Der daraus gewonnene Jarel 2015 offenbart eine exotische Frucht in der Nase, während er am Gaumen säurebetont und mit einer feinen Mineralik erscheint. Dieser filigrane Wein ist eine Wucht – Julián meint, dass er ein prima Reifepotenzial besitzt und mit den Jahren immer besser wird. Und Julián sagt auch, dass es sich bei dem über 80-jährigen Weinmacher um den Pionier der trocken UND natürlich-süß ausgebauten Moscatel-Weißweine in Málaga handelt.


Fantastischer Weißwein aus Moscatel: der Jarel 2015 von Bodegas Almijara.

Das Wort „trocken“ taucht im vorigen Absatz in Verbindung mit Weißwein gleich zweimal auf. Der Grund, weshalb ich das so betone, liegt darin, dass Málaga eine Jahrtausende alte Geschichte bei der Herstellung von Likörweinen hat. Dieser traditionelle Vino de Málaga wird in der Regel – wie Sherry – mit Weingeist gespritet. Manchmal wird ihm zur Süßung auch ein Traubenmostkonzentrat (das sogenannte Arrope) zugesetzt. Welche Arten und Herstellungsverfahren der „alte“ Málagawein beinhaltet, dazu habe ich vor einem Jahr einen ausführlichen Artikel auf diesem Blog verfasst, weshalb ich an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehe.

Bodegas wie Quitapenas und Málaga Virgen erzeugen nach wie vor den althergebrachten, gespriteten Süßwein. Immer beliebter werden in der Sierras de Málaga allerdings die natürlich ausgebauten Süßweine, die vor allem in der Axarquia ideale Bedingungen vorfinden: viel Sonne bedeutet reife Trauben mit viel Zucker; Schieferböden ergeben Mineralität; die Hochlage mit ihren kühlen Nächten sorgt für einen guten Säuregehalt der Beeren. All das ist die Basis für frische, nicht plump daherkommende Süßweine, und selbst Winzerstars wie Telmo Rodriguez haben das Terroir der Axarquia und das Potenzial der Moscatel-Rebe für sich entdeckt und erzeugen daraus von der internationalen Weinkritik hochbewertete Süßweine.


Kreative, sorgfältig zubereitete Tapas als Weinbegleiter in Los Patios de Beatas.

In den kommenden Monaten werde ich mich mehrmals auf Touren in die Axarquia und nach Antequera begeben, das ein oder andere Weingut vor Ort besuchen und freilich davon berichten. Málaga-Besuchern, denen diese Zeit fehlt, empfehle ich eine solche Weinreise durch die Sierras de Málaga bei Los Patios de Beatas vorzunehmen. Familienbedingt komme ich regelmäßig nach Málaga, und so stellt die Vinothek von Julián Sanjuán stets eine meiner ersten Anlaufstationen dar: Das Weinangebot ist vorzüglich, es enthält die exklusivsten und teuersten Tropfen Spaniens, ebenso wie die Weine kleiner Erzeuger aus weniger bekannten Regionen. Rund 50 Weine können offen im Glas verkostet werden, die Weinberatung ist hervorragend und die raffinierten Tapas sind ein Genuss.


Wer in Málaga unterwegs ist und Lust auf Wein hat, sollte diesen Ort aufsuchen.

Hinterlasse einen Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert