Viña Elena – Parzellenweine aus Monastrell und ein Orange Wine

Elena Pacheco, Winzerin

Jumilla steht derzeit im Fokus dieses Blogs, da ich jüngst eine Reise durch das Anbaugebiet im Südosten Spaniens unternommen habe. Den interessantesten Aufenthalt sollte ich bei Bodegas Viña Elena haben, wo ich spannende Einzellagenweine aus den einheimischen Rebsorten Monastrell und Airén, letztere als Orange Wine vinifiziert, kennenlernen durfte.

Vina Elena, Bodega in Jumilla
Der Eingang zur Kellerei von Viña Elena, ein Neubau von 2006.

Loles Cutillas empfing und führte mich durch Weinberge und die Kellerei von beachtlicher Größe. Zur späteren Degustation gesellte sich Winzerin Elena Pacheco ebenfalls zu uns. Ihre Familie Pacheco erzeugt Wein in der dritten Generation. Gegründet wurde das Weingut 1948 vom Großvater der heutigen Inhaberin, und seither hat jede Generation das Anwesen vergrößert und dazugebaut. Eine neue Kellerei wurde zuletzt 2006 unter der Ägide von Elena Pacheco errichtet. Aber auch in der rustikalen Bodega des Großvaters fließt noch der Wein, genauer gesagt ein Tafelwein, der in Kanistern und als Bag-in-Box abgefüllt wird. Der Liter geht für 1,30 Euro an den Mann und die Frau. Darüber hinaus wird hier der lokale Süßwein Mistella aus der Moscatel-Rebe erzeugt.

Vina Elena
In der Kellerei von Viña Elena: Weinbereitung für etwa 400.000 Flaschen im Jahr.

Bodegas Viña Elena bewirtschaftet 90 Hektar Rebland, die sich über die ganze DO Jumilla verteilen. Die Hauptsorte ist Monastrell. Die autochthone Rotweinrebe wird traditionell in Buscherziehung gehalten und nicht bewässert, denn sie verträgt die Hitze und extreme Trockenheit wie sie in Jumilla vorherrschen. Ferner kommt die Monastrell mit den kargen Sand- und Kalkböden gut zurecht. Bei unserem Rundgang erklärt Loles Cutillas, dass es für die Weinqualität sogar gut ist, wenn die Rebstöcke leiden: Aufgrund des Wasser- und Nährstoffmangels würden sie nur wenige Trauben bilden und ihre ganze Energie in diese stecken.

Loles Cutillas, Vina Elena
Loles Cutillas lässt vom neuen Jahrgang aus dem Holzfuder probieren.

Bruma del estrecho de marín – sechs Weinlagen, sechsmal Monastrell
Spannend ist es, die Monastrell-Gewächse des Projekts Bruma del estrecho de marín von Elena Pacheco und Isio Ramos zu verkosten. Es handelt sich um sechs sortenrein ausgebaute Weine, die jeweils aus einer Einzellage stammen: Parzellen, die sich auf 350 bis 750 m Höhe befinden und über unterschiedliche Böden verfügen, wie sie für Jumilla typisch sind: Sand, Kalk, Ton, Kies und grobsteiniger Untergrund wechseln sich ab.

In den Weinlagen von Viña Elena, die sich im Norden der DO Jumilla erstrecken, sei der Kalkanteil höher, erzählt mir Elena Pacheco, während im Süden die Böden sandiger wären. Dies habe Einfluss auf die Weine, fährt sie fort: Die nördlichen Lagen ergäben eher frische und elegante Tropfen, während von den südlicheren Lagen eher warme, runde und körperbetonte Weine kämen.

Im Weinkeller bei Vina Elena
Holzfuder mit 5000 Litern Fassungsvermögen werden bei Viña Elena zur Gärung und Reifung des Weins eingesetzt, beispielsweise für den Las Chozas.

In der Tat kommen die sechs Monastrell aus der Bruma-Reihe geschmacklich ganz unterschiedlich daher. Da wäre zum Beispiel der „Parcela Mandiles“ 2016 aus 65 Jahre alte Reben. Meine Nase erkennt fruchtige und balsamische Aromen, und am Gaumen zeigt er sich mineralisch, würzig, weich und mit einem langen Abgang. Der „Las Chozas“ 2016 ist frischer, leichter und elegant im Geschmack, er offenbart neben einer Kirschfrucht außerdem erdige Noten. Der „Parcela Vereda“ 2015 kommt wiederum „crispy“ und etwas salzig und mit toller Säure am Gaumen daher und duftet zudem schön fruchtig mit dezent animalischen Noten als Beigabe.

So verfügt jeder der Bruma-Weine – die alle mit Naturhefen spontanvergoren und nicht geschönt werden – über eine eigene Stilistik und Aromatik. Das ist hochinteressant und ein Genuss für fortgeschrittene Weintrinker.

Bruma, Weine
Vier Lagenweine von Viña Elena aus der großartigen Bruma-Reihe.

Paraje Las Encebras – ein Orange Wine aus Airén
Damit sind wir aber noch nicht am Ende bei Viña Elena angekommen. Ganz im Gegenteil. Einen habe ich noch. Nur wenige Weinkonsumenten kennen die weiße Sorte Airén, obwohl sie die am häufigsten angebaute Rebe Spaniens ist, sogar noch vor Tempranillo. Jedoch wird Airén zumeist zur Herstellung von Brandys oder Billigweinen verwendet. Erst seit einigen Jahren finden sich Weingüter, die ansprechende Qualitätsweine erzeugen. Allerdings gilt die Sorte nicht als sonderlich aromatisch und so hält sich der Ausbau zum Qualitätswein doch arg in Grenzen. Von einem aufkommenden Airén-Hype kann man nicht gerade sprechen.

Umso interessanter, dass Elena Pacheco und Isio Ramos im Rahmen des bereits erwähnten Bruma-Weinprojekts die Airén als Orange Wine keltern. Die Reben für den „Paraje Las Encebras“ sind 40 Jahre alt. Sie werden in Buscherziehung gehalten und nicht bewässert. Bei den kläglichen 119 l/qm Niederschlag, der im Jahr 2016 auf die Sandböden von Las Encebras herunterging, ist das schon außergewöhnlich. Die Ernte ist entsprechend niedrig und liegt bei 1700 kg je Hektar. Nur  976 Flaschen wurden vom Jahrgang 2016 abgefüllt.

Elena Pacheco, Winzerin
Elena Pacheco erklärt uns hier ihren Orange Wine Las Encebras; rechts Loles Cutillas.

Bevor ich meine Verkostungsnotizen zu den Jahrgängen 2016 und 2017 darlege, möchte ich etwas ausholen und beschreiben, was ein Orange Wine ist. Viele von Ihnen – liebe Leser und Leserinnen – wissen das freilich schon. Für manche mag der Begriff hingegen neu sein.


Einschub: Was ist ein Orange Wine?
Blicken wir zuerst auf die anderen „Weinfarben“ und deren Machart, um diese Frage zu beantworten.

Für einen Weißwein werden die Trauben zuerst abgepresst, und der daraus gewonnene Most wird zu Wein vergoren. Da der Saft roter Trauben so hell ist, wie jener von weißen Trauben, können auf diese Weise auch aus roten Rebsorten Weißweine gekeltert werden. Man spricht dann von einem „Blanc de Noir“ (dt.: „weiß aus dunkel“).

Bei einem Rotwein haben wir es mit einer anderen Methode zu tun: Hier werden die Trauben nicht abgepresst, sondern nur von den Stilen entrappt. Die Beeren werden dabei angequetscht und samt Schalen und Kernen vergoren. Dieses kompottartige Gemisch nennt man Maische, und so spricht man bei Rotweinen von einer Maischegärung. Der Rotwein erhält seine Farbe eben durch die Maische, denn einzig in den Beerenschalen sind die Farbpigmente enthalten, die in den Most übergehen.

Roséweine werden einerseits wie ein Weißwein vinifiziert: Einzig der abgepresste Most wird vergoren. Allerdings stehen Rosés vor der Pressung für weinige Stunden auf der Maische, und in dieser Zeit zieht der Most die Farbpigmente aus den Beerenhäuten. So erhalten die Rosés ihre hellrote oder lachsrosa Farbe. Je länger die Maischestandzeit vor der Pressung, umso dunkler wird ein Rosé freilich.

Nun zum Orange Wine: Er wird aus weißen Trauben gekeltert und wie ein Rotwein auf der Maische vergoren. Durch den Kontakt mit den Beerenhäuten erhält der Wein seine ins Orange gehende Farbe und seinen Namen. Im Englischen gibt es alternativ den weiteren Begriff „skin-contact wine“, der mir recht gut gefällt, weil er eben auf den Most-Schalen-Kontakt bei der Weinbereitung verweist.

Hin und wieder werden auf Blogs oder in Internetforen die Begriffe Orange Wine und Naturwein gleichgesetzt oder vermischt. Das ist Quatsch. Ein Orange Wine kann natürlich ein Naturwein sein, sofern der Weinmacher u. a. auf den Einsatz von Schwefel, Zuchthefen und Schönungsmitteln verzichtet. Aber das ist nicht zwingend. Umgekehrt gibt es auch viele weiße Naturweine, die nicht auf den Schalen, sondern klassisch als Most vergoren werden. Diese Info nur am Rande.

Orange Wine, Las Encerebes
Paraje Las Encebras 2016: mächtiger Körper, spannende Aromatik

Wieder zurück zu Viña Elena: Beim Paraje Las Encebras werden ein Drittel der weißen Trauben klassisch gepresst, bei einem Drittel werden die Beeren entrappt und ein Drittel kommt in ganzen Trauben samt Stilen in den Gärtank. Das alles wird dann mit natürlichen Hefen spontanvergoren. Dem Jahrgang 2016 verpasste Elena Pacheco eine Maischegärung von 14 Tagen, dem 2017er nur 8 Tage. Entsprechend schimmert der Las Encebras 2016 in einer tiefen Amberfarbe, der 2017er fällt heller aus.

Durch die unterschiedlich lange Maischegärung unterscheiden sich die zwei Jahrgänge dieses Orange Wine nicht nur farblich, sondern auch in ihrer Aromatik und Struktur: Der Las Encebras 2016 besitzt einen wuchtigen Körper, der straff und prima konturiert ist. Der Wein ist bei aller Kraft fein ausbalanciert, er fühlt sich weich und rund im Mund an, Tannine und Säure sind gut eingebunden. Die Aromen sind völlig anders wie wir sie von weißen Rebsorten normalerweise kennen: nicht fruchtig-frisch, stattdessen rieche und schmecke ich feuchte Erde, getrocknete Kamille und mediterrane Kräuter. Auch sehr reifes Steinobst dringt geschmacklich mit durch. Das Finish ist lang. Wow.

Der Las Encebras 2017 zeigt im Vergleich weniger Intensität und ist für unerfahrenere Weinkonsumenten vermutlich zugänglicher. Wenngleich auch er über ein breites Aromenspektrum und über Tiefgang verfügt.

Vina Elena, alte Teile
Weingut Viña Elena. Gebäude einer jeden Generation.

Vor einer Weinparzelle mit Cabernet Sauvignon endet mein Besuch bei Viña Elena. Im Gegensatz zur Monastrell wird diese internationale Rebsorte in Jumilla am Draht erzogen und sie muss bewässert werden, um lebensfähig zu sein. Am gleichen Tag fuhr ich weiter in die DO Bullas, ein weiteres Anbaugebiet der Region Murcia. Auch hier gab es interessante Begegnungen mit Weinmachern und einige exzellente Monastrell-Weine sowie einen aus der Sorte Forcallat zu probieren. Davon berichte ich nächste Woche, bleiben Sie bitte dran.

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