Bodegas Coloma – Eleganz aus der Extremadura

Amelia Coloma

Die Weine von Amelia Coloma habe ich über meine Freunde Dick Speelpenning und Nelleke Maris kennengelernt. Dick und Nelleke sind Distributoren südspanischer Weine und stellten mir neulich bei einem Weinabend die Gewächse von Bodegas Coloma vor, ein Weingut aus der Extremadura, welches sie neu unter Vertrag haben und in den Niederlanden exklusiv vertreiben. 

Die fünf von uns probierten Coloma-Rotweine tragen allesamt eine elegante Handschrift und ich fand sie so gut, dass ich nun darüber schreibe. Meine Frau Emily hat derweil Weinmacherin Amelia Coloma telefonisch interviewt, so dass ich Informationen aus erster Hand weitergeben kann. Zuerst aber beginnen wir ganz allgemein …

Extremadura – Iberische Schweine und eine historische Weinregion
Die Extremadura liegt im Südwesten Spaniens an der Grenze zu Portugal. Kulinarisch betrachtet ist die Region vor allem für den Jamón Ibérico bekannt, den Schinken des schwarzen iberischen Schweins. Die Tiere ziehen frei durch die luftig bewachsenen Eichenwälder der Extremadura und ernähren sich von – Sie haben es erraten – Eicheln. Bei den Bäumen handelt es sich übrigens um Korkeichen, aus denen Naturkorken gewonnen werden, worüber ich auf diesem Blog schon einmal berichtet habe.

Iberische Schweine in der Extremadura
Iberische Schweine durchziehen die Korkeichenwälder in der Extremadura (Foto: Matías Costa / © ICEX).

Weniger Feinschmecker wissen hingegen, dass die Extremadura zu den ältesten Weinregionen der Erde zählt. Der Weinbau florierte bereits unter den Römern, die in Städten wie Mérida außerdem ein großes architektonisches Erbe hinterließen. Allseits bekannt sind das bestens erhaltene römische Theater und die Römerbrücke „Puente Romana“.

Prominentestes Weingebiet der Extremadura ist die D.O. Ribera del Guadiana. Übersetzt bedeutet der Name „Ufer des Guadiana“. Flüsse wie der Guadiana üben vielfältigen Einfluss auf den Weinanbau aus. Zum Beispiel sind die steinigen Böden in den Weinbergen von Bodegas Coloma von frühzeitlichen Flussablagerungen durchsetzt, wie uns Amelia Coloma im Interview erklärt. Darüber hinaus seien die Böden locker und durchlässig, somit könnten die Reben tief wurzeln. Insgesamt, sagt Amelia, sind die Erträge niedrig, aber von hoher Qualität. 

Estremadura, steinige Böden bei Bodegas Coloma
Flussgesteinsböden bei Bodegas Coloma.

Die 50 Hektar Rebland von Bodegas Coloma befinden sich in der Provinz Badajoz auf rund 300 m Höhe und nur wenige Kilometer von Portugal entfernt. Hinter der Landesgrenze beginnt das Alentejo. Das Weingut liegt zwar nicht mehr im zuvor genannten DO-Gebiet, aber dies tut der Klasse der Weine keinen Abbruch.

Coloma – eine Bodega zwischen Weinbergen
Amelia Coloma erlebte ihre Kindheit umgeben von Wein, wie sie uns erzählt. Ihr Vater José Felix Coloma kam ursprünglich aus Nordspanien und entstammte einer Weinbauernfamilie. Als er sich entschied ein eigenes Weingut zu gründen, machte er sich auf die Suche nach dem idealen Standort und wurde in der Extremadura fündig. 

1966 startete er in der Zone Ribera Baja del Guadiana mit seiner Bodegas Coloma und führte sogleich eine Neuheit ein: Das Weingut errichtete José Felix nämlich im französischen „Château-Prinzip“ – das bedeutet: ein ländliches Anwesen mit Weinkellerei, welches außerhalb der Ortschaften liegt und von eigenen Weinbergen umgeben ist. Das Lesegut kann in dieser Anordnung rasch in die Kellerei transportiert werden, was vorteilhaft ist, denn die Gefahr einer Oxidation des Beerensafts wird so minimiert. 

Im Gegensatz zu diesem Château-Modell – oder sagen wir auf Spanien bezogen vielleicht besser „Finca-Modell“ – befanden sich seinerzeit alle anderen Weinkellereien noch innerhalb der Dörfer und die Weinberge lagen freilich weiter außerhalb entfernt.

Weinberg und Finca von Coloma
Im Weinberg von Bodegas Coloma. Im Hintergrund, das Anwesen „Finca del Colmenar“, welches mit der Weinkellerei das Herz des Weinguts bildet.

Übersee als Inspiration
Mit dem Leben auf dem Familienweingut entwickelte Amelia bereits in jungen Jahren ein Interesse für den Weinanbau und die Weinbereitung. Dieses Interesse mündete in zwei themenbezogene Studiengänge – Landwirtschaft und Önologie – die sie an Hochschulen belegte und absolvierte. Ihre Önologie-Ausbildung in den 1990er Jahren brachte Amelia unter anderem nach Australien und Chile. Dort werden Weine in der Regel sortenrein ausgebaut, was sie von Spanien so nicht kannte.

Als Amelia 1997 mit ihren Geschwistern Helena und Felix die Bodega vom Vater übernahm, setzte sie die Idee der reinsortigen Weine sogleich in die Praxis um: Interessante Reben wie Graciano und Garnacha Tintorera füllt sie mittlerweile einzeln ab. Dank weitreichender Investitionen in eine moderne Kellertechnik und önologischem Fachwissen gelingt es ihr diese spannenden Gewächse auf Top-Niveau zu keltern.

Amelia Coloma
Weinmacherin Amelia Coloma führt das Weingut mit ihren zwei Geschwistern.

Klasse Weine, interessantes Weingebiet, spannende Reben
Ein Rotwein, der mir besonders gut gefällt, ist der „Graciano Selección 2015“. Die Graciano ist eine relativ unbekannte Rebsorte, obwohl sie Bestandteil vieler großer Rioja-Weine ist. Dies jedoch stets mit einem geringen Anteil von um die zehn Prozent als kleiner Cuvée-Partner von Tempranillo. 

Sortenrein ausgebaute Graciano wie dieser von Bodegas Coloma finden sich in Spanien hingegen äußerst selten. Leider, muss man sagen, den die Beeren der Graciano verfügen über eine hervorragende Tanninstruktur (mit der Tendenz zu süßlichem Tannin) und eine hohe natürliche Säure. 

Was uns Amelia Coloma mit ihrem Graciano folglich anbietet, ist ein eleganter und saftiger Rotwein, der über präsente, gut eingebundene Tannine, eine filigrane Mineralität und lebhafte Säure verfügt. Ich bin fast geneigt, von einem kühlen atlantischen Wein zu sprechen, obwohl die Extremadura zu den heißesten Regionen Spaniens gehört. Insbesondere die langen Sommer fallen sehr trocken aus, was auch seine Vorteile hat: Auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln kann Amelia Coloma in den Weinbergen weitgehend verzichten. 

Neben stilistischer Eleganz zeigt der Graciano mit sechs Monaten Barrique außerdem eine reife Frucht und Noten von grüner Paprika. Das ist Trinkfreude pur. 

Coloma, Rotweine
Feine Selektion: die Rotweine von Bodegas Coloma.

Ein weiterer Wein, den ich hervorheben will, ist der „Garnacha Selección 2015“. Er wird nicht etwa aus der weit verbreiteten Sorte Garnacha Tinta erzeugt, sondern aus Garnacha Tintorera. Jene Garnacha-Varietät galt unter spanischen Weinmachern lange Zeit als minderwertig und wurde zumeist nur Massenweinen beigesetzt, um deren Farbintensität zu erhöhen. Denn die Garnacha Tintorera ist die einzige Rotweinsorte, welche ein gefärbtes Fruchtfleisch hat und bereits ohne Maischestandzeit (Schalenkontakt) dunkle Moste ergibt. 

Der von Amelia Coloma zu 100% aus Garnacha Tintorera gekelterte Rotwein beweist, dass die Sorte völlig zu Unrecht einen schlechten Ruf hat. Das Gewächs – ebenfalls sechs Monate im Eichenfass ausgebaut – zeigt sich weich und beerig und mit einem leicht rauchigen Finish. Weiches Tannin und dezent süßliche Gewürznoten (Zimt) ergeben ein äußerst feines und ausgewogenes Gesamtbild. Zweifellos erkennt man in der abgerundeten Struktur und fruchtig-würzigen Aromatik eine Verwandtschaft zur Garnacha Tinta. 

Weinkellerei
Die Weinkellerei ist von einer schlossähnlichen Konstruktion umhüllt. Der Efeu hat eine kühlende Wirkung auf die Innenräume.

Bodegas Coloma, das lässt sich an dieser Stelle schon einmal sagen, steht für hervorragende Weine aus einem interessanten Weingebiet und aus spannenden wie ungewöhnlichen Rebsorten.

Die Merlot-Pioniere
Abschließend blicke ich auf einen Coloma-Wein, dessen Rebsorte alles andere als unbekannt ist: den „Merlot Selección 2016“. Wie bei den beiden zuvor besprochenen Gewächsen handelt es sich um einen rebsortenrein ausgebauten Tropfen, also 100% Merlot. Auch er hat eine sechsmonatige Reife im Barriquefass hinter sich.

Persönlich habe ich ein zwiespältiges Verhältnis zu jener Rebsorte, denn einige Merlots kommen mir zu plump und marmeladig daher. Wenn wir zum Beispiel von Bordeaux sprechen, dann bevorzuge ich meistens jene mit einem höheren Anteil an Cabernet Sauvignon, also die mit einer prägnanteren Tanninstruktur. Andererseits lässt sich nicht leugnen, dass einige der größten Weine der Welt aus Merlot gemacht sind (Château Petrus). Wen interessiert da schon mein Geschmack?

Jose Felix Coloma
José Felix Coloma gründete Bodegas Coloma 1966.

Auch Amelias Vater, José Felix Coloma, gehört zu den leidenschaftlichen Merlot-Liebhabern. Er führte die Sorte in der Extremadura in den 1980er Jahren sogar ein. Der Bürokratieaufwand stellte sich für ihn als enorm hoch heraus, denn die Merlot war damals für den Anbau in der Region nicht zugelassen. Viel Energie und Zeit investierte der Winzer, um eine entsprechende Zulassung für die Traube zu erhalten. Die Anstrengungen haben sich gelohnt: Aus den heute 33 Jahre alten Reben entsteht ein fruchtiger und aromatisch verspielter Wein mit einem guten Rückgrat. Das bereitet selbst mir Trinkspass – und das soll etwas heißen. 

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