Salon de las Estrellas VII – Garnacha ganz groß

Salon de las Estrellas VII

Alle Jahre wieder kommt vor dem Christuskind der „Salon de las Estrellas“ in Madrid. Am 29. November war ich wieder in der spanischen Hauptstadt, um an der siebten Auflage dieser von Guía Peñín veranstalteten Weinmesse teilzunehmen. 

Auf dem ins Deutsche übersetzte „Salon der Sterne“ können sich jene spanische Weingüter präsentieren, deren Weine im jährlich erscheinenden Peñín-Guide mindestens 3 von 5 möglichen Sternen erhalten. Die Sterne drücken in besagtem Weinführer das Preis-Genuss-Verhältnis aus: Die von den Testern vergebenen Punkte (max. 100) für einen Wein werden zum Handelspreis ins Verhältnis gesetzt. So erhält zum Beispiel ein Wein mit 90 Punkten und acht Euro Handelspreis fünf Sterne. Ein mit 95 Punkten klar höher bewerteter Wein, der allerdings fünfzig Euro kostet, geht was die Sterne betrifft hingegen leer aus. 

Den Besuch des Salon de las Estrellas nutze ich jährlich, um Kontakte zu knüpfen und um neue interessante Weingüter kennenzulernen. Besonders überzeugend fand ich heuer einige Erzeuger aus Kastilien und León. Weniger jene aus bekannten Anbaugebieten wie Rueda und Ribera del Duero, sondern aus Appellationen wie Cebreros, Arribes und Sierra de Salamanca. Und dann sind da noch Galicien und Mallorca, die großen Eindruck machten.

Schlanke Weine aus Kastilien und León: Garnacha, Rufete & Co.
Eine geplante Pressereise durch Kastilien und León, an der ich diesen Herbst teilnehmen sollte, wurde kurzfristig abgesagt. Leider, muss ich sagen, denn was uns Gebiete wie Cebreros, Arribes und Sierra de Salamanca bieten, sind hochinteressante und ausgezeichnete Weine aus autochthonen Rebsorten wie Albillo Real, Juan García und Rufete. Über allem schwebt aber die Garnacha, die in diesem zentral-westlichen Teil Spaniens besonders gute Qualitäten zu ergeben scheint – schlank und elegant wie Pinot Noir, aromatisch und saftig wie Tempranillo. 

Jesus M. Soto von Soto Manrique
Jesus M. Soto vom Weingut Soto Manrique stellt hier einen Blanc de Noir aus Garnacha vor.

Vor allem die Sierra de Gredos ist in Bezug auf die rote Garnacha zu nennen. Einer dieser saftig-frischen und eleganten Garnachas kommt von Soto Manrique aus der VC Cebreros, das am östlichen Ende der Sierra de Gredos liegt. Die Reben für den „La Viña de Ayer Garnacha 2016“ wachsen auf Granitböden zwischen 700 und 1050 m Höhe. Damit ist auch schon ein wichtiger Faktor des Gredos-Terroirs dargelegt: Der Dreiklang aus Garnacha, Granit und Höhenlage lässt nicht nur meinen Gaumen, sondern Experten und Weinfreaks weltweit jubilieren. Garnacha und Gredos – das ist in der Weinszene gerade ganz groß angesagt. Zurecht.

Ebenfalls aus der Sierra de Gredos, allerdings aus dem Teil der zur Extremadura gehört, kommt der „Cadalso Sierra de Gredos 2017“ von Peninsula Viticultores. Hochfein und mineralisch ist diese sortenreine Garnacha. Beim nicht weniger überzeugenden „Vino de Montana Sierras Gata & Gredos 2017“ vermählt sich die Garnacha wiederum mit der autochthonen Rebsorte Rufete: elegant und saftig kommt das Ergebnis daher. 

Weine von Peninsula Viticultores
Stark die Garnacha bzw. Garnacha & Rufete von Peninsula Viticultores

Die rote Sorte Rufete wird von Bodegas Rochal in der VC Sierra de Salamanca sogar sortenrein ausgebaut. Der „Calitxto Bolosea 2016“ gefällt mir besonders – ein frischer, vollmundiger Rotwein mit guter Säure und einem feinen Mix aus kräuterigen, balsamischen und fruchtigen Aromen.

Direkt an der Grenze zu Portugal liegt die D.O. Arribes. Die autochthone Rotweinsorte dieser bergigen Region heißt Juan García. Auch wenn ich Sie langweilen mag, aber wiederum ist es ein saftiger und schlanker Rotwein, den uns Bodegas Ribera de Pelazas mit dem „Abadengo 2013“ kredenzt. Eine Crianza, zu 100% aus Juan García gekeltert. Mir selbst wird es mit schlanken, eleganten Weinen nie langweilig. Jederzeit gerne mehr davon!
Auch der weiße „Abadengo 2017“ aus Malvasia weiß zu gefallen – mit einem fruchtig-exotischen Duft sowie im Geschmack mit pflanzlichen und floralen Anklänge wie Trockenblumen und Heu. Das ist ein interessanter Gegensatz. 

Abadengo Weine weiß und rot
Interessantes aus Arribes: ein roter Juan García und eine weiße Malvasia

Wo wir beim Weißwein sind, komme ich zurück zu Soto Manrique und nach Cebreros, mit denen ich dieses Kapitel begonnen habe: Aus der weißen Sorte Albillo Real erzeugt jenes Weingut einen aromatischen und prima ausbalancierten Orange Wine. Der „La Viña de Ayer Albillo Real 2017“ unterging einer Maischestandzeit von 25 Tagen; dabei zog der Most die Farbe aus den Beerenschalen, was dem Wein den orangenen Ton verleiht. Hefetöne, Kräuteraromen, Mineralität und ein lang anhaltendes Finish hinterlassen einen bleibenden Eindruck.

Keine Messe ohne Galicien
Weißweine aus Galicien gehören zu meinen persönlichen Favoriten, denn ich hege ein Faible für säurebetonte Tropfen wie sie in einem atlantischen Klima nun mal gerne entstehen. Wenn ich also eine spanische Weinmesse besuche, ist Galicien stets Pflicht. Und pures Vergnügen. Der sortenreine Albariño „Anadigna Sobre Lias 2016“ von Carlos Rey Lustres gehört für mich zu den besten seiner Gattung. Ein geradliniger Albariño aus dem Val do Salnés in der D.O. Rías Baixas mit Zitrusnoten, knackiger Säure, Grip am Gaumen, Mineralität und Schmelz. Kurzum: Ein aromatischer wie komplexer Weißwein, mit Körper und großartigem Rückgrat, zu denen ein Lager von sieben Monaten auf der Feinhefe sicherlich beitragen.


Carlos Rey Lustres, hier auf dem Salon de las Estrellas 2017, hatte auch dieses Jahr wieder seine ausgezeichneten zwei Albariño „Anadigna“ mit dabei.

In der vom Atlantik weiter landeinwärts gelegenen D.O. Ribeiro bestimmt wiederum die weiße Rebe Treixadura den Weinanbau. Von Adegas Valdavia hatte ich den reinsortig ausgebauten „La Flor de Margot 2016“ im Glas. Reife gelbe Frucht, voller Körper und lebhafte Säure machen diese Treixadura saftig, gehaltvoll und trinkanimierend. Da spuckte ich zur Abwechslung einmal nicht aus (muss leider gemacht werden, ansonsten übersteht man einen Messetag nicht), sondern schlucke den Wein genüsslich hinunter.

Mallorca: Gorgollassa und Mantonegro
Es ist kein Geheimnis mehr, dass die Urlaubsinsel Mallorca mit prima Weinen aufwartet und jene von Can Xanet gehören sicher zur obersten Kategorie. Gerade einmal auf zwei Hektar werden Syrah und Merlot sowie die autochthonen Sorten Callet, Gorgollassa und Mantonegro angebaut. Ob im Verschnitt oder sortenrein gekeltert – alle Weine, die mir Winzer José Antonio González ins Glas goss, zeigten eine außerordentlich elegante Stilistik, die auf Frische und Filigranität und weniger auf Kraft setzt. 

Dabei sind die hochfeinen und reinsortig abgefüllten „Cumas 2014“ (Mantonegro) und „Sibila 2014“ (Gorgollassa) meine Favoriten. Die Gorgollassa zum Beispiel paart schlanke Eleganz (feines Tannin, gute Säure) und eine komplexe Aromatik, in der Johannisbeere, Wildkräuter und Kaffeebohnen miteinander harmonieren. 

Can Janet. 3 Weine
Can Xanet überzeugt mit Rotweinen aus autochthonen Rebsorten Mallorcas. 

Mit den Weinen von Can Xanet schloss ich nach rund sieben Stunden den Verkostungstag ab. Der Salon de las Estrellas VII neigte sich dem Ende entgegen, und besser konnte es nicht mehr werden.

Ein missionarisches Abschlussplädoyer
Natürlich gab es auch wieder einige schöne Tempranillo-Weine, zum Beispiel aus dem Rioja, auf die ich allerdings nicht weiter eingehen will. Denn solche finden Sie auch bei Ihrem Weinhändler um die Ecke. Was auf Veranstaltungen wie dem Salon de las Estrellas vielmehr deutlich wird, ist die Dynamik des Weinlands Spanien und sein enormer Reichtum an Regionen, Terroirs und Rebsorten.

Deshalb heute mal ein missionarisch angehauchtes Abschlussplädoyer von mir: Reduzieren Sie Spanien bitte nicht einzig auf Regionen wie Rioja, Ribera del Duero oder Rueda und auf Sorten wie Tempranillo oder Verdejo. Das Land und seine Weinerzeuger haben viel mehr als das zu bieten. Fragen Sie den Weinhändler Ihres Vertrauens beim nächsten Einkauf doch einmal nach einer Garnacha aus Gredos, einer Rufete aus Salamanca, einer Treixadura aus Ribeiro oder einer Mantonegro aus Mallorca. Wiederholen Sie diesen Vorgang mehrfach. Wenn Ihr Weinhändler so etwas nicht vorrätig hat, holt er es sich vielleicht eines Tages ins Sortiment oder nervt seine Lieferanten so lange, bis die es tun. Steter Tropfen höhlt den Stein.

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