Trink ich Juan García, dann denk ich an Pinot Noir. Das hat vor allem mit der kühlen Eleganz und Schlankheit zu tun, welche Gewächsen aus der Traube Juan García eigen ist. Zumindest trifft es auf jene Weine dieser Rebsorte zu, die ich kenne. Allzu viele gibt es nämlich nicht. Die Rebsorte kommt im Weinbau höchstselten vor, wenn überhaupt, dann im äußersten spanischen Westen.
Das Profil der Juan García
Der eingangs angestellte Vergleich zur Pinot Noir hinkt vielleicht ein wenig, ist aber auch nicht an den Haaren herbei gezogen. Denn wie die Pinot Noir verfügt die Juan García über dünne Beerenhäute. Sie ergibt folglich weniger farbintensive Weine, wie wir sie zum Beispiel von mediterranen Rebsorten kennen. Und wie die Pinot Noir bevorzugt auch die Juan García ein kühleres Klima. Ihre Trauben entwickeln dann eine gute natürliche Säure.
Ein Unterschied besteht darin, dass die Beeren der Juan García dick sind, weshalb die Sorte in Portugal auch „Negra Gorda“ („Schwarze Dicke“) genannt wird. Zur Pinot Noir besteht außerdem keine genetische Verbindung. Noch bis vor wenigen Jahren kursierte allerdings die Annahme, die Juan García könnte aus dem zentraleuropäischen Raum stammen – eben aus dem Burgund oder der Loire.
Diese inzwischen widerlegte Theorie fußt – so vermute ich – darauf, weil die Juan García so „unspanisch“ daherkommt. Mit Spanien verbinden viele Konsumenten ja immer noch ausschließlich schwere, konzentrierte, farblich fast schwarz im Glas stehende Rotweine. Ein Vorurteil, welches kaum aus der Welt zu kriegen ist.
Heute wissen wir hingegen, dass die Juan García nicht aus dem Burgund oder der Loire stammt, sondern eine autochthone Sorte Westspaniens ist. Sie ging aus einer Kreuzung der weißen Cayetana und der roten Alfrocheiro hervor. Erstgenannte Sorte ist Spanisch; Letztere kommt aus Portugal. Und genau in diesem Grenzland zwischen Spanien und Portugal findet man die Juan García am häufigsten.
Arribes – das Hauptgebiet für die Juan García
In einem entlegenen Gebiet nahe Portugal zieht der Duero einen tiefen Canyon in die Landschaft. Entlang dieser Hänge und auf dem darüber liegenden Plateau breitet sich die D.O. Arribes aus. Mit über 200 Hektar im Anbau schwingt sich die Weinregion zur Hauptzone für die Juan García auf. Den landesweiten Bestand der Rebsorte schätzen Fachquellen auf gerade einmal 300 Hektar.
In Arribes treffen verschiedene Klimazonen aufeinander: atlantische, mediterrane und vor allem kontinentale Einflüsse sind spürbar. Die Unterschiede zwischen frostigen Wintern und heißen Sommern sind recht groß. Bei einer Höhenlage von teils über 800 m.ü.NHN sinken die Temperaturen in den Sommernächten außerdem beachtlich. Diese Abkühlung verlängert den Reifezyklus der Beeren und begünstigt die Säurebildung. Die Juan García fühlt sich in so einem trocken-kühlen Klima wohl.
Die Reben in Arribes sind zumeist sehr alt und werden hauptsächlich in Einzelstockerziehung gehalten. In Kombination mit den nährstoffarmen Böden aus Granitsand und Schiefer (kommt an den Hängen zur Schlucht vor) erhalten die Winzer geringe Erträge, die in der Regel weniger als 2500 kg je Hektar betragen.
Einer dieser Weinmacher ist José Manuel Beneitez vom Weingut El Hato y el Garabato. José bewirtschaftet acht Hektar Rebland, die sich auf 25 Parzellen verteilen. Die Reben sind mit 80 bis 120 Jahre beeindruckend alt. José hat die Weinberge von seinen Großvater geerbt, daraufhin seinen Beruf als Förster aufgegeben und sich der Weinerzeugung verschrieben. Bevor er seinen eigenen Wein kelterte, hat er unter anderem bei Dirk Nieport im nahen Portugal gelernt.
José Beneitez hat autochthone Sorten wie Bruñal, Bastardo, Rufete und Doña Blanca im Anbau. Mit Abstand am größten ist in seinen Lagen allerdings der Bestand an Juan García. “Verflucht kompliziert” sei die Rebe, sagt José. Die Trauben wären empfindlich und erforderten viel Achtsamkeit. Doch José liebt die Sorte freilich und findet, dass sich der Aufwand lohnt. Denn aus der Juan García erhält er frische, saftige, fein strukturierte und von einer kühlen Mineralität unterlegte Weine.
Sin Blanca 2016 – kühle Eleganz von El Hato y el Garabato
Einer dieser Weine, auf den zuvor Genanntes zutrifft, ist der Rotwein Sin Blanca 2016. Mit über 8000 abgefüllten Flaschen im Jahr ist dieser Wein im Handel häufiger anzutreffen und einigermaßen beziehbar, wenngleich bisher nicht in Deutschland, sondern nur in der Schweiz. Darüber hinaus keltert José aus der Juan García den extrem raren Einzellagenwein De Buena Jera.
Für seinen Sin Blanca vergärt José den Most in Betonbehältern. Die Gärung erfolgt hierbei mittels natürlicher bzw. wilder Hefen, die sich u.a. auf den Beerenschalen befinden (Fachwort: Spontanvergärung). Im Anschluss erfährt der Rotwein einen 6-monatigen Ausbau in französischen Barriques. Das Lesegut stammt aus über 80 Jahre alten Reben, die auf Schiefer- und Granitböden wachsen.
Im Duft tritt eine kühle, erdig-mineralische Aromatik zutage. Ich nehme außerdem Johannisbeere und frische Kräuter wahr. Das Rückgrat des Weins bilden eine präsente Säure und fein integrierte Tannine. Der Sin Blanca 2016 ist somit ein eleganter und sehr saftiger Rotwein. Der zartbittere Abgang trägt nochmals zum vielschichtigen Geschmacksprofil bei.
Weitere Infos:
“Support your local grape” ist eine Beitragsserie, in welcher ich autochthone regionale Rebsorten Spaniens vorstelle. Ergänzend empfehle ich in jedem Artikel einen daraus gekelterten Wein. Zu allen Blogartikeln in dieser Reihe gelangen Sie über diesen Link.
Link zum Weingut: www.elhatoyelgarabato.com