Nachdem das deutsche Team um Schloss Lieser und Meyer-Näkel im vergangenen Oktober eine herbe Niederlage erlitten hat, lag es nun an der italienischen Equipe die spanischen Champions herauszufordern. So viel vorneweg: das Blind Tasting wurde zu einem hochklassigen Schlagabtausch beider Mannschaften.
Eine große Menge Trinklustiger hatte sich am Ostersamstag auf dem Balcón de Pitres eingefunden, um blind zu testen und zu bewerten. Die erste Halbzeit stand ganz im Zeichen der Weißweine. Angeführt vom ehrwürdigen Barone Ricasoli im klassischen Chardonnay-Zwirn und seinen Südtiroler Mitstreitern Alois Lageder und Elena Walch trafen Italiens Weine auf ihre spanischen Gegenparts in Erscheinung von Vilarvin aus Rías Baixas, Finca La Colina aus Rueda und Viña Arteche aus dem Rioja.
Während der Verkostung waren die Flaschenetiketten verhüllt.
Mit intensiver Frucht und Frische eröffnete der Moscato Giallo von Alois Lageder das Spiel (58 Punkte). Sein nachhaltiger Drang wurde sogleich vom tropischen Duft und der mineralischen Wucht des Verdejo von Finca La Colina unterbunden (63 Punkte). Etwas dezent kam der Albariño Valtea von Bodegas Vilarvin daher. Seine Leistung blieb trotz eines guten Säurespiels eher unauffällig und blass, wurde vom spanischen Publikum dennoch beklatscht (59 Punkte). Eine überragende erste Hälfte spielte der Gewürztraminer von Elena Walch. Für seinen Spielwitz und Fintenreichtum erhielt er allseits lauten Beifall (69 Punkte).
Somit lag es an den Kapitänen für eine Entscheidung bei den Weißweinen zu sorgen: Etwas hölzern aber zugleich schlagkräftig und routiniert zirkulierte die reinsortige Viura Crianza von Viña Arteche am Gaumen (69 Punkte). Hier konnte der Torricella von Barone Ricasoli mit seiner betont vornehmen Spielweise nicht dagegen halten, seine elegante Zurückhaltung wurde von der Menge mit Pfiffen bedacht (38 Punkte). Mit einer spanischen Führung von 190 zu 165 ging es demnach in die Halbzeit.
Mehr Licht als Schatten sahen unsere Gastgeber Paula und Sergio zur Pause bei den Weißweinen.
Nach der Pause, in der es reichlich Grillfleisch zu essen gab, kamen beide Teams gestärkt und voller Elan in roten Trikots zurück. Aufgrund einer Korkverletzung musste ein Toskaner kurzfristig passen. Somit standen zwei Italiener gegen drei Spanier auf dem Feld. Der mit viel Potenzial ausgestattete Lagenwein Marques de Griñon von Dominio de Valdepusa aus Toledo – eine hochspannende Kombination aus Graciano, Petit Verdot und Syrah – durfte zwar mitspielen, allerdings floss er der Fairness halber mit seinen 52 erzielten Punkten nicht in die abschließende Gesamtwertung ein.
Und dann ging das Blind Tasting auch schon zu den Rotweinen über.
Vor allem der Valpolicella Superiore von Allegrini ließ sich von der italienischen Unterzahl nicht beeindrucken. Seine reife, ausdauernde und facettenreiche Spielweise sorgte für so manchen Treffer (58 Punkte). Diese Leistung konnte einzig der von den Spaniern günstig auf dem Transfermarkt eingekaufte Routinier Protos aus Ribera del Duero mit seiner Vendimia Seleccionada und einem stilsicheren und reintönigen Auftritt knapp übertreffen (61 Punkte).
Protos und Allegrini (links) hatten bei den Rotweinen die Nase vorn.
Auf italienischer Seite tat sich wiederum der bemitleidenswerte Barone Ricasoli mit der Gunst des Publikums schwer. Sein feiner Brolio in der typischen Chianti-Classico-Manier aus achtzig Prozent Sangiovese sowie Merlot und Cabernet Sauvignon kam nur auf 34 Punkte. Immerhin übertraf er damit Enate aus Somontano, dessen muskelbepackte Reserva Privada aus Tempranillo und Cabernet Sauvignon die spanischen Hoffnungen nicht erfüllen konnte (32 Punkte). Somit stand am Ende der Blindverkostung bei den Rotweinen das denkbar knappe Ergebnis von 93 zu 92 für Spanien zu buche.
Mit einem Flamenco Tanz wurde der spanische Sieg gefeiert.
Schlussfazit: Erneut konnte Spanien seinen Heimvorteil nutzen. Mit einer ausgeglichenen Mannschaftsleistung bei den Weißweinen wurde in der ersten Halbzeit der Grundstein für den 283 zu 257 Gesamtsieg gelegt. Italien wurde den Gastgebern mit filigraner Technik und feinen Winkelzügen phasenweise sehr gefährlich. Am Ende setzte sich aber die körperbetonte Spielweise der Spanier und deren ausgewogene Taktik durch.
Das nächste Blind Tasting wird folgen. Dann ist Portugal der Herausforderer.