Im Salon der Sterne – Teil 2: Filmriss

Salón de las Estrellas 2016, Madrid

Der Salón de las Estrellas, eine von Guía Peñin veranstaltete und hochklassig besetzte Weinmesse, fand Ende November in Madrid statt. Ein erster Artikel zu den dort präsentierten Weißweinen erschien kürzlich auf diesem Blog. Nun will ich freilich auf die Rotweine zu sprechen kommen, bei denen die Vielfalt in Bezug auf Regionen, Aromen und Stilistik noch beeindruckender ist.

Zum Glück: Rotweine mit weniger Barrique
Zu meiner Freude scheint es immer mehr Winzer zu geben, die auf eine überlange Alterung des Weins im 225-Liter-Eichenfass (Barrique) verzichten. Die Reifung im Holzfass kann einem Wein zwar Eleganz und Struktur verleihen. Bei zu langem Kontakt werden die direkt aus der Traube stammenden Primäraromen aber geradezu von den holzinhärenten Vanille- und Röstaromen erschlagen. Daraus entstehen dann nicht selten fette und plumpe Brühen, die bei spanischen Weinen ab dem mittleren Preissegment mittlerweile jedoch die Ausnahme sind. In besagte Kategorie fallen einzig CinemaWines aus dem Anbaugebiet Ribera del Duero. Für meinen Teil fühlte ich mich beim Verzehr derer trägen Säfte wie in einem schlechten Film.
Zur Ehrenrettung der großartigen nordspanischen Weinregion springt das traditionsreiche Weingut Balbás bei, das unter anderem einen knackigen Tempranillo von 2015 mit wenig Anteil Cabernet Sauvignon (10%) und nur fünf Monaten Reifezeit im Eichenfass präsentierte. Eine nahezu perfekte Balance aus vollem Körper und straffer Struktur schien mir ferner der Ritus 2011 aus Tempranillo (75%) und Merlot zu haben.

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Einen schlanken und eleganten Pinot Noir – El Cerezo 2014 – hatte das Weingut Castillo de Monjardín aus Navarra auf Lager.

Abgesehen von CinemaWines war alles andere, was ich an Rotweinen ins Glas geschenkt bekam, interessant: Ob filigraner Spätburgunder aus Navarra (Weingut Castillo de Monjardín), weicher, dichtkonzentrierter Garnacha aus Campo de Borja (Weingut Borsao), würzig-kräuteriger Tempranillo aus Toro (Weingut Hacienda Terra d’Uro) oder ein körperbetonter, wenig adstringierender Graciano aus der Extremadura (Weingut Martinez Paiva) – die Unterschiede in Bezug auf Rebsorten, Aromen und Weinstile waren enorm, dabei fast immer überzeugend und nie langweilig.

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Enrique Callejo Barrena vom Weingut Martinez Paiva, das in Ribera del Guadiana (Extremadura) einen sortenreinen Graciano abfüllt, eine Traube die ansonsten häufig nur in geringem Prozentanteil als Verschnitt in Rioja-Weinen eingesetzt wird.

Viel Gutes kommt aus dem Südosten Spaniens
Besonders zugesagt haben mir einige Rotweine aus dem trockenen Südosten Spaniens. Das in Murcia liegende Weingebiet Jumilla zählt für mich inzwischen zu den ganz Großen des Landes. Was einige Winzer aus der Traube Monastrell dort hervorbringen, hat internationales Format: langlebige, fruchtsatte und fleischige Weine, denen es auch nicht an Säure und Tanninen mangelt. In diese Riege gehört ebenfalls der mit weichen Tanninen und feiner Säure ausgestattete Evol 2014 von Winzerin Elisa Martínez Navarra, die mit ihrem Weinprojekt Aromas en mi Copa für Aufsehen sorgt.

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Der Evol 2014, ein reinsortiger Monastrell von Winzerin Elisa Martínez Navarro aus Jumilla ist weich und frisch am Gaumen zugleich. Der Wein zeigt eine schöne Balance aus Konzentration und Säure.  

Noch nicht so ganz auf dem Radarschirm vieler Weininteressierten angekommen, sind die zur autonomen Region Valencia gehörenden Anbaugebiete DO Valencia und DO Utiel-Requena. Wie in Jumilla entstehen auch hier einige schöne Tropfen aus Monastrell. Vor allem aber ist es die autochthone Sorte Bobal, die charaktervolle und beachtenswerte Rotweine hervorbringt. Stellvertretend für das erstgenannte Anbaugebiet seinen die Weingüter Los Pinos (Bio- und Naturweine) und Hacienda de la Pajarera genannt.
Insgesamt am meisten hat mich das Weingut Dominio de la Vega aus Utiel-Requena beeindruckt. Neben zwei Spitzen-Schaumweinen (Cava Brut Blanco und Cava Brut Nature) aus den Reben Macabeo und Xarello hatte ich drei erstklassige Rotweine im Glas, deren elegante Säure-Frucht-Liaison meiner Vorstellung eines runden und saftigen Weins entspricht. Alle drei Exemplare kommen reinsortig von der Traube Bobal.

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Das Weingut Dominio de la Vega aus Utiel-Requena erzeugt aus der autochthonen Traube Bobal gleich mehrere beachtliche Weine. 

Das Ende kam zu früh
Vielleicht liegt es daran, dass ich als Kind stets alles aufessen musste, dass ich bis heute keinen Wein ausspucke oder wegschütte. Diese Einstellung sollte ich überdenken. Denn nach fünf Stunden intensiven Verkostens kommt unweigerlich der Moment, an dem Urteilsvermögen und Koordination nachlassen. Zu gerne hätte ich ferner ein paar Rotweine aus dem Bierzo oder aus aragonesischen Gebieten wie Somontano, Cariñena und Calatayud versucht. Doch es war Zeit für mich zu gehen, solange ich das noch eigenständig konnte. Von schätzungsweise vierzig degustierten Rotweinen gehören die unten stehenden zu meinen Favoriten:

• Weingut Balbás | Ritus 2011 | Tempranillo (75%) und Merlot | DO Ribera del Duero | ca. 20 Euro
• Weingut Dominio de la Vega | Bobal en Calma 2014 | DO Utiel-Requena | ca. 9 Euro
• Weingut Castillo de Monjardín | El Cerezo 2014 | Pinot Noir | DO Navarra | ca. 8 Euro
• Weinprojekt Aromas en mi copa | Evol 2014 | Monastrell | DO Jumilla | ca. 11 Euro

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