Uvas Felices – Glücklich, wer Garnacha-Trauben in Gredos hat

Sierra de Gredos, Weinlage wird gepflügt

Auf Weinmessen spucke ich normalerweise aus. Ich gehöre dieser seltsamen Spezies an, die Weine nicht trinkt, sondern „verkostet“, was heißt man riecht erst einmal lange am Wein, spült und schlürft ihn dann im Mund und spuckt ihn anschließend aus. Früher habe ich solche Leute belächelt und als Wichtigtuer abgetan. Heute sehe ich das natürlich anders, denn wer einen Messetag halbwegs heil überstehen will, der kommt am Ausspucken nicht vorbei. 

Vor zwei Monaten war ich auf einem Weinsalon in Málaga und machte diesbezüglich eine Ausnahme: Bei drei Rotweinen von Uvas Felices ließ ich mir sogar ordentlich nachschenken und brach die heilige Verkoster-Regel: Ich trank! „Sehr frisch und elegant“, würde ich sagen, wenn ich die Gewächse auf einen geschmacklichen Nenner bringen müsste. Zu den Unterschieden komme ich gleich etwas später.

Drei richtig gute Weine von Uvas Felices. Davon gerne ein paar Schluck mehr.

Uvas Felices – zu deutsch: Glückliche Trauben – nennt sich ein Weinprojekt, das in zahlreichen Anbaugebieten Spaniens aktiv ist. In Kooperation mit bekannten Winzern entstehen Weine in Rioja, Ribera del Duero, Rueda, Yecla und so fort. Ganz besonders haben es mir die Weine aus der zur DO Vinos de Madrid gehörenden Sierra de Gredos angetan. Für jene hat Uvas Felices niemand geringeren als die Weinmacher Daniel Gómez Jiménez-Landi und Fernando García engagiert. Jiménez-Landi und García sind die beiden Köpfe hinter Comando G, einem in Weinkreisen hochgehandelten Projekt. 

Den Namen „Comado G“ darf man durchaus wörtlich nehmen: Das „G“ steht für die Rebsorte Garnacha und die Region Gredos. Und zugleich entsteht der Eindruck, dass Jiménez-Landi und García auf so etwas wie einer Mission sind, um die Garnacha und Gredos groß zu machen. Mit ihren bemerkenswerten Weinen aus biodynamischem Anbau sind sie damit überaus erfolgreich: Gredos gilt vielen in der spanischen Weinszene als das neue Priorat.

Sierra de Gredos, Weinlage wird gepflügt
Pflügen einer Weinlage von Uvas Felices-Comando G in der Sierra de Gredos.

Das dreifache G: Gredos, Garnacha, Granit

Kurz zur Region: Die Sierra de Gredos ist ein bis zu 2.592 Meter hoher Gebirgszug westlich von Madrid. Ein raues kontinentales Bergklima mit entsprechenden Höhenlagen, ein beachtlicher Bestand an alten Buschreben sowie Granitsandböden machen Gredos zu einem der spannendsten Weinstandorte Spaniens, vielleicht sogar der Welt.

Die in Gredos am häufigsten kultivierte Rebe ist die Garnacha Tinta. Ursprünglich eine autochthone nordspanische Sorte, ist die Garnacha heute weltweit vorzufinden und wird zumeist Grenache genannt. In Spanien ist sie nach Tempranillo die am zweithäufigsten angebaute Rotweinsorte.

Erstaunlich an der Garnacha finde ich, wie unterschiedlich ihre Weine mitunter ausfallen: Der Spannungsbogen reicht von stoffig-voluminös-beerig bis hin zu filigran-frisch-elegant. Die sortenreinen Garnacha von Uvas Felices gehören eindeutig der Kategorie filigran-frisch-elegant an, wenngleich es Abstufungen gibt. 

0,5 Hektar-Parzelle. Aus diesen Garnacha-Reben entsteht der Reina de los Deseos.

Uvas Felices: die Weinverkostung

Geradezu sprachlos macht mich der Reina de los Deseos 2015 ob seiner Leichtigkeit und Frische am Gaumen, wie es selbst ein Pinot Noir kaum fertigzubringen vermag. Als ich den hellen Rotwein probiere, kann ich kaum glauben, dass dies eine Garnacha aus Spanien sein soll: Dieses Gewächs ist an der Grenze zum Zerbrechlichen, aber eben nur an der Grenze, die es nicht überschreitet. So bleibt die Erscheinung schlank, feinnervig und zart. Der Reina de los Deseos ist zudem würzig, ziemlich lang im Abgang und mit einem breiten Aromenspektrum gesegnet. Wahrlich eine grazile und schöne Prinzessin, auch wenn sie auf dem Etikett etwas widerspenstig dreinblickt. 

Den Reina de los Deseos gibt es (leider) nur in begrenzten Mengen: Die sechzig Jahre alten Reben wachsen in einer 0,5-Hektar-Einzellage auf 950 Metern. Wegen dieser Höhenlage findet die Ernte erst in der zweiten Oktoberhälfte statt. Inwiefern Hochlagen im spanischen Weinbau von Bedeutung sind, dazu habe ich auf diesem Blog bereits einen Beitrag veröffentlicht, hier gerne nachzulesen

Ganz hell im Glas: Reina de los Deseos 2015

Auch der zweite Rotwein – La Mujer Cañón – entstammt einer gerade mal 0,8 Hektar kleinen Einzellage, die sich auf 900 Metern Meereshöhe erstreckt. Die in Stockkultur erzogenen Reben sind stolze achtzig Jahre alt. 

Es gibt verschiedene Stufen der Eleganz: Während der Reina de los Deseos bei mir unter filigran-elegant läuft, würde ich den La Mujer Cañón 2015 als saftig-elegant beschreiben. Außerdem ist er rauchig-mineralisch, würzig, lang im Finish, erstklassig balanciert und im Vergleich farblich intensiver sowie zupackender.

In jedem Fall ist es spannend zu sehen bzw. zu schmecken, wie sich diese beiden Gewächse trotz selbem Jahrgang (2015), ähnlichem Terroir (jeweils Hochlage, Granitsandböden, alte Garnacha-Reben) und ähnlicher Weinbereitung (jeweils ca. 30 Tage Maischestandzeit sowie 14-monatiger Ausbau in 500 Liter Eichenfässern) stilistisch und geschmacklich unterscheiden. Was Reina de los Deseos und La Mujer Cañón wiederum eint, sind Komplexität, Tiefe, Balance und Finesse.

0,8 Hektar-Parzelle. Von hier kommt La Mujer Cañón.

Bleibt der El Hombre Bala, dem die undankbare Rolle zuteil kommt, nach diesen beiden Spitzenweinen besprochen zu werden. Also wie drücke ich mich am besten aus, um diesem Wein gerecht zu werden? Ich probiere es mal so: Der El Hombre Bala 2016 ist ein lebhafter, frischer, aromatischer Rotwein, der interessant schmeckt. Wenn Eleganz die eine Seite des Pols ausmacht und Intensität die andere, dann würde ich ihn ein wenig mehr in Richtung Eleganz zuordnen.

Im Gegensatz zu den zwei vorangehend besprochenen Weinen ist der El Hombre Bala kein Einzellagenwein, vielmehr kommen seine Trauben aus diversen Weinbergen. Es gibt den Wein folglich in deutlich größeren Mengen (ca. 35.000 Flaschen pro Jahrgang) und zu einem entsprechend niedrigeren Preis. Mit ca. 16 Euro bietet er ein prima Preis-Genuss-Verhältnis. Wer danach bereit ist fünfzig Euro je Flasche draufzulegen, der oder die kann mit Reina de los Deseos und La Mujer Cañón zwei spektakulär außergewöhnliche Garnacha genießen.

Dieser Weinberg liefert Trauben für den El Hombre Bala.

Weitere Infos und Links:

Hinter den Weinprojekten von Uvas Felices steht der 1932 in Barcelona gegründete Distributor Vila Viniteca. Hier der Link zum Weinprojekt Uvas Felices.

Die beiden Weinmacher Daniel Gómez Jiménez-Landi und Fernando García keltern gemeinsam als „Comando G“. Darüber hinaus erzeugen sie einzeln Weine. Erstgenannter bei Bodegas Jiménez-Landi (DO Mentrida), Zweitgenannter bei Bodegas Marañones (DO Vinos de Madrid).

Fotos 2-3 und 5-6 mit freundlicher Genehmigung von Uvas Felices/ Vila Viniteca

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