Verglichen mit der ersten Auflage im vergangenen Jahr, fiel der II. Salón Selección Málaga kleiner aus. Dem Organisator Guía Peñín gelang es immerhin 43 Weingüter aus über 20 spanischen Appellationen für die Veranstaltung in der Hafenstadt an der Costa del Sol zu gewinnen. Um einen Tag lang Weine zu verkosten, reicht das freilich locker aus. Mit meinem Freund Victor López war ich auf dem Event, und wir haben 101 Gewächse degustiert. Einige der aus meiner und unserer Sicht interessantesten Erzeuger stelle ich im Folgenden vor.
„Albariño first!“ So lautet mein Motto auf jeder Weinmesse. Victor und ich machten uns folglich als erstes an die Weingüter aus Rías Baixas. Mein guter Bekannter Carlos Rey Lustres von Bodegas Anadigna war angereist und hatte drei reinsortige Albariño aus bis zu 150 Jahre alten Reben mitgebracht. Darunter neu im Sortiment sein „Anadigna Sobre Lías Fudre 2018“, den er auf der Feinhefe und im 1200-l-Holzfuder ausbaut. Da ist viel Struktur und Aromatik am Gaumen vorhanden. Von Mineralität müssen wir bei dieser Rebsorte und den Granitsandböden in Rías Baixas gar nicht erst sprechen.
Exzellent waren ferner die Albariño des Familienweinguts Lagar de Costa. Allen voran der 12 Monate auf der Feinhefe und im Beton-Ei ausgebaute „Calabobos 2015“ mit tiefer weicher Textur, Zitrusaromatik, knackiger Säure und – naja, sagen wir es ruhig noch einmal – Mineralität.
T wie Treixadura und Txakoli
Nicht in Rías Baixas, aber ebenfalls in Galicien liegt das Weingut Casal de Arman. Vierzig Kilometer landeinwärts vom Atlantik erstreckt sich die Appellation D.O. Ribeiro. Dort stellt die weiße Treixadura die Hauptrebsorte dar. Und Casal de Arman hatte gleich mehrere überzeugende Weißweine aus jener Traube mitgebracht. Besonders gut gefiel uns der Lagenwein „Finca Misenhora 2016“ (90% Treixadura, jeweils 5% Godello und Albariño). Für mich zeigt dieses Gewächs beeindruckende Eleganz und Finesse. Auch deshalb, weil mir die Treixadura hin und wieder zu üppig erscheint und nicht so geschmeidig wie in diesem Fall bei Casal de Arman.
Wir bleiben in Atlantiknähe, wechseln aber die Region und gehen ins Baskenland. Ein Txakoli ganz „untxakolisch“ stammt von Península Vinicultores. Der „Península Vino Atlantico 2018“ verfügt über deutlich mehr Körper, Schmelz und eine vielschichtigere Textur als die sonstigen Txakoli-Weißweine, die für gewöhnlich leicht und spritzig daherkommen. „Das hat mit der Rebsorte zu tun“, verrät uns der Herr am Tisch. Die verwendete Rebsorte Hondarrabi Zerratia bringe mehr Potenz mit (im Vergleich zur sonst üblichen Txakoli-Rebe Hondarrabi Zuri). Für mich jedenfalls war dieser Einzellagenwein eine positive Überraschung.
Península Vinicultores ist als Gruppe in mehreren Anbaugebieten aktiv, unter anderem in der mittlerweile sehr bekannten Sierra de Gredos, ein Gebirgszug westlich von Madrid. Die von dort kommenden Garnacha-Rotweine aus Höhenlagen zeichnen sich in der Stilistik durch Frische und Eleganz aus. Dies trifft auf den saftigen „Cebreros 2018“ aus der gleichnamigen D.O.P. ebenfalls zu.
Zur Península-Gruppe gehört außerdem Bodegas Badiola in Rioja Alavesa. Sowohl der „Las Parcelas Blanco 2018“ aus Viura (vollmundig, frisch und knackig), als auch der „Las Parcelas Tinto 2018“ aus Tempranillo (reintönige Frucht, saftig und druckvoll) gefallen mir hervorragend.
Ein Maturana Blanca aus dem Rioja
Auf 800 m.ü.NN erstrecken sich die Weinberge von Bodegas Nivarius in Rioja Alta. Die Höhe ist gut für die Erzeugung frischer Weine, und die Lagen sind zudem alle nach Norden ausgerichtet. Das Weingut keltert vier Weißweine aus den autochthonen Sorten Viura, Tempranillo Blanco, Garnacha Blanca und Maturana Blanca. Der mit Abstand am Beste ist „Finca La Nevera 2016“. Jener Weißwein ist rebsortenrein aus Maturana Blanca gewonnen, eine einstmals fast ausgestorbene Traube, die ich bislang nur als kleiner Cuvée-Partner im Rioja kenne.
Finca La Nevera wird teils im 3500-l-Holzfuder und teils im Beton-Ei vergoren und liegt in diesen Behältnissen für weitere zehn Monate auf der Feinhefe. Das Gewächs verfügt über eine komplexe Struktur, ist wunderbar frisch und wirkt sehr nobel. Für Victor und mich gehörte es sicher zu den weißen Top-3 des Tages.
Klasse Weine aus Méntrida
Das Stichwort Sierra de Gredos ist zuvor bereits gefallen. An den östlichen Ausläufern jenes Gebirgszugs befindet sich das Anbaugebiet D.O. Méntrida in der Provinz Toledo. Eines meiner Lieblingsweingüter, Bodegas Jimenez-Landi, ist dort ansässig. Dass es sich um keinen Einzelfall handelt, hat dieser Weinsalon eindrucksvoll aufgezeigt.
Die Gewächse von Bodegas Arrayán kannte ich bereits von einem Messebesuch im vergangenen Jahr. Ich war gespannt darauf, sie wieder zu probieren. Aufs Neue war ich vom „Garnacha de Arrayán 2015“ schwer angetan. Das Lesegut stammt aus einer Schieferlage auf 980 m Höhe. Der Rotwein ist entsprechend mineralisch und frisch. Das ist gleichermaßen leichtfüßig und zwingend.
Zudem erzeugt Arrayán einen Weißwein aus der autochthonen Traube Albillo Real. Der Jahrgang 2018 erinnert im Duft an Kräuter und hat sogar eine leicht süßliche Komponente. Am Gaumen ist der Wein hingegen trocken, vollmundig und mineralisch. Das schmeckt interessant und animierend.
Ein weiterer Gast aus der D.O. Méntrida fand sich in Málaga ein. Weinmacher Alfonso Chacón Gil von Bodegas Canopy präsentierte hierbei eine durchgängig überzeugende Kollektion. Die Garnacha-Reben für den „Congo 2015“ wachsen auf einer 750 Meter hohen Einzellage in der Sierra de Gredos. Die Trauben erfahren zuerst eine dreiwöchige Kaltmazeration; der 17-monatige Ausbau des Weins erfolgt in französischen Barriques. Im Resultat entsteht ein fruchtiger, komplexer und fein ausbalancierter Rotwein. Seidiges Tannin und präsente Säure verleihen ihm eine noble und klare Kontur. Brillant.
Etwas völlig anderes ist der „Loco 2016“. Es handelt sich so ziemlich um den einzigen sortenreinen Garnacha Blanca, den ich außerhalb von Katalonien, Aragon und La Rioja kenne. Die D.O. Méntrida, dies als kurze geografische Erinnerung, liegt wenige Kilometer südwestlich von Madrid. Bei Bodegas Canopy wird jener Weißwein zur Hälfte in Holzfässern und Stahltanks ausgebaut. Er ist subtil und frisch, hat eine seidige Textur, einen straffen Säurezug und offenbart überraschende Nuancen.
Wenig Andalusien, dafür ausgezeichnet
Überraschend wenig andalusische Erzeuger nutzten den Heimvorteil. Aus der D.O. Málaga y Sierras de Málaga schlugen gerade einmal zwei Vertreter ihre Zelte bzw. Tische auf. Das Weingut von Jorge Ordóñez präsentierte unter anderem zwei seiner vorzüglichen natürlichen Süßweine aus der Axarquia. Während Winzerin Ana Castro von Finca La Melonera ihrerseits trockene Weiß- und Rotweine aus der Serrania de Ronda vorstellte. Erzeugt sind sie aus autochthonen Sorten wie beispielsweise der Premiumwein MHV 2015 aus den extrem raren Rotweintrauben Romé und Melonera.
Das dritte Weingut im Bunde war Bodegas Juan Piñero aus Sanlúcar de Barrameda. Es hielt die Lanze für das Sherry-Gebiet hoch. Großartig dabei der „Piñero Cream“ (im Schnitt zwanzig Jahre gereift) und der supertrockene wie stimulierende „Great Duke Palo Cortado“ (zwölf Jahre gereift). Im nächsten Salón Selección Málaga dürfen es aber gerne ein paar andalusische Erzeuger mehr sein.