„Spanien ist das dynamischste Weinland der Welt. Wohin man auch schaut, von Galicien im Nordwesten bis Katalonien im Nordosten, von Andalusien im Süden bis Rioja im Norden: Spanien ist voller energischer Winzer, die sich von den Traditionen des Landes inspirieren lassen und mit neuen Ansätzen in die Zukunft drängen.“
Dieses Zitat stammt nicht von mir, sondern das schreibt Eric Asimov in der New York Times. Und weiter sagt er über Spanien: „Nirgendwo sonst sehe ich eine solche Konzentration von reflektierten, talentierten und erfindungsreichen Winzern in allen Teilen des Landes, die eine solche Fülle an außergewöhnlichen Weinen anbieten, die sowohl der Tradition treu bleiben als auch innovativ sind.“
Bei derart viel Lob aus berufenem Munde fragt man sich, warum Spanien nicht längst die Fine-Wine-Tafeln der Welt erobert hat. Mein Eindruck ist, dass bestimmte Vorurteile aus der Vergangenheit tief bei den Konsumenten verankert sind. Spanische Weine seien ihnen zu schwer, zu alkoholisch oder zu holzig, höre ich öfters, etwa von deutschen und englischen Weintrinkern. Manche sagen auch, dass spanische Weine unglaublich billig und gut seien, was zunächst positiv klingt, aber „gute billige Weine“ und Spitzenweine sind eben zwei unterschiedliche Paar Schuhe.
Das Billigimage haftet sicherlich keiner der 17 spanischen Regionen so sehr an wie Kastilien-La Mancha. Schaut man sich die nackten Zahlen an, dann stimmt das auch: 1.408 Millionen Liter Wein exportierte Kastilien-La Mancha im Jahr 2023 ins Ausland. Das waren 53 % aller spanischen Weinexporte. Der durchschnittliche Preis für einen Liter Wein lag bei 0,63 Euro. Das is zugegebenermaßen: BILLIG.
Besonders billig und viel exportiert Kastilien-La Mancha nach Deutschland. Nach Angaben des Observatorio Español del Mercado del Vino (OeMv) waren es 2023 rund 308 Millionen Liter Stillwein. Über 90 % des Stillweins ging als sogenannter Bulkwein (Fasswein) nach Deutschland, der im Schnitt für 39 Cent pro Liter gehandelt wurde. Ich wiederhole, damit Sie nicht denken die Zahl sei ein Tippfehler: Neununddreißig Cent für einen Liter Wein!
Beträchtliche Mengen Bulkwein sollen dabei in deutschen Sektkellereien landen, hört man. Es gibt sogar Stimmen, die munkeln, der Fürst von Metternich sei eigentlich der Marqués de Manzanares, weil der Sekt garantiert aus billigem spanischem Grundwein hergestellt werde. Ich persönlich kann eine solche Behauptung weder bestätigen noch ins Reich der Fabeln verweisen.
Man muss übrigens zwischen dem 152.000 Hektar großen Anbaugebiet DO La Mancha und der Region Kastilien-La Mancha unterscheiden. Sie sind nicht deckungsgleich. Die ganze Region kommt laut spanischem Agrarministerium auf 447.000 Hektar Rebfläche. Das sind 48 % der Rebfläche Spaniens. Da in Kastilien-La Mancha mehr Weinflächen bewässert werden als in allen anderen Regionen zusammen, macht es sogar über die Hälfte der Weinproduktion des Landes aus.
Warum sollten sich Wine Lover für so eine Region interessieren?
Erstens: Weil Kastilien-La Mancha nicht nur groß, sondern auch facettenreich ist. So verteilt sich der Weinbau auf zehn DO-Gebiete. Je nach Region und Standort dominieren sandige, lehmige, kalkige, granithaltige oder vulkanische Böden. Die Weinberge liegen auf der zentralspanischen Hochebene auf 550 bis 1.100 Metern Höhe. Sie sind einem strengen kontinentalen Klima mit kalten Wintern und heißen Sommern und großen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht ausgesetzt. In einem Monat wie Oktober empfiehlt sich tagsüber Sonnencreme und nachts eine Winterjacke, so stark ist die Sonnenintensität am Tag bzw. die Absenkung der Temperatur in der Nacht.
Bei den Rebsorten dominieren Airén und Cencibel (Tempranillo), etwa in der DO La Mancha und der DO Valdepeñas. Aber auch andere Rebsorten sind von Bedeutung: In der DO Jumilla, die zu etwa 60 % in Kastilien-La Mancha liegt, ist der Monastrell führend, in der DO Almansa die Garnacha Tintorera, in der DO Manchuela der Bobal und in der DO Méntrida die Garnacha Tinta.
Zweitens: Weil es dort Winzerinnen und Winzer gibt, die einen anderen Ansatz verfolgen, als möglichst billig und viel zu produzieren. Winzerinnen und Winzer, die Weinberge mit alten Reben pflegen und erhalten, die auf niedrige Erträge und handwerklich gemachte Weine setzen und dabei ebenso großartige wie eigenständige Gewächse keltern. Winzerinnen und Winzer, die zeigen, dass Fine Wine und La Mancha keine Gegensätze sind und die eingangs zitierte Aussage von Eric Asimov vorleben. Fünf dieser Erzeuger und Weine, die auch auf der Karte eines jeden Sternerestaurants eine gute Figur abgeben, stelle ich nun beispielhaft für diese andere Seite der Mancha vor.
Verum – Las Tinadas Airén de Pie Franco 2022
La Mancha ist insbesondere die Heimat der Weißweintraube Airén. 1990 stand diese in Spanien noch auf 479.000 Hektar und war damals die meist angebaute Rebsorte der Welt. Dann setzte ein Niedergang epischen Ausmaßes ein – nach Angaben des spanischen Agrarministeriums auf zuletzt 190.000 Hektar. Nichtsdestotrotz macht die Sorte heute nicht weniger als 20 % der Rebfläche des Landes und 42 % jener von Kastilien-La Mancha aus, wo sich 98,4 % des landesweit kultivierten Airén befinden.
Dass der Airén den Weinbau in der Mancha so lange geprägt hat und nach wie vor prägt, hat mehrere Gründe: Erstens ist die Sorte sehr ertragreich. Zweitens treibt sie sehr spät aus und geht so den Frühjahrs-Frösten aus dem Weg, die auf der zentralspanischen Hochebene keine Seltenheit sind. Nicht zuletzt ist Airén überaus trockenheitsresistent, ein weiterer Vorteil in La Mancha, wo die Niederschlagsmenge in manchen Jahren nur 300 bis 350 mm betragen kann. Schon der Name der Region, der arabischen Ursprungs ist (Al-Mansha), bedeutet trockenes Land.
Trotz seiner großen Vorkommen ist der Airén selbst bei spanischen Weintrinkern weitgehend unbekannt, da sein Name so gut wie nie auf Etiketten erscheint. Und bei jenen, die die Sorte kennen, hat sie einen schlechten Ruf, weil sie vor allem zur massenhaften Produktion von Brandy, von billigem Fasswein oder von Kochweinen in Tetrapacks verwendet wird. „Dabei ist der Airén so edel wie jede andere Weißweintraube. Er besitzt großes Potential für frische Weine mit moderatem Alkoholgehalt und vielschichtiger Textur“, sagt Antonio Candelas vom spanischen Weinmagazin MiVino.
Einer der dieses Potenzial aufzeigt, ist Elias López. Der Winzer bewirtschaftet zehn Hektar mit 50 bis 75 Jahre alten Airén-Reben. Besonders sein Weißwein „Las Tinadas Airén de Pie Franco“ aus einer 1950 mit wurzelechten Reben bepflanzten Lage sorgt für Gesprächsstoff. „Der beste Airén, den ich je getrunken habe“, schreibt Jancis Robinson in einer Kritik. „Wir haben hier wunderbare Kalksteinböden, und in Kombination mit den alten Airén-Reben ergibt das spannende Texturen am Gaumen“, kommentiert der Winzer. Seinen Las Tinadas baut er sechs Monate lang in Tonamphoren aus: Der 2022er Jahrgang läuft seidig über den Gaumen, hat einen mineralischen Akzent und präsentiert sich mit Aromen von Quitte und anregender Kräuterwürze.
Más Que Vinos – La Malvar 2022
Ich hatte schon geschrieben, dass es in Kastilien-La Mancha zehn DO-Gebiete gibt. Darüber hinaus gehört zur Region das 153.000 Hektar große Landweingebiet „Vino de la Tierra de Castilla“. Es deckt die gesamte Fläche der autonomen Gemeinschaft ab, und nicht wenige Qualitätsweingüter vermarkten ihre Weine lieber mit der Herkunftsangabe VT Castilla als etwa der rechtlich höher eingestuften DO La Mancha. Als Grund geben sie oft an, dass der Name La Mancha bei Händlern und Verbrauchern mit Billigware assoziiert wird, was ihre Weine aber gerade nicht sind.
Das ist auch bei der Bodega Más Que Vinos der Fall. Das Weingut auf der Hochebene von Ocaña in der Nähe von Toledo wurde 1999 von der Deutschen Alexandra Schmedes und den Spaniern Margarita Madrigal und Gonzalo Rodríguez gegründet. Das Trio war zuvor als Berater und technische Leiter für Spitzenweingüter in Ribera del Duero und Rioja wie Bodegas Valduero, Remírez de Ganuza und Baron de Ley tätig. Bis heute berät Schmedes neben ihrer Winzertätigkeit renommierte Weingüter in der Rioja.
Más Que Vinos bewirtschaftet 70 Hektar biologische Weinberge im Trockenfeldbau. Der Fokus liegt auf alten Buschreben und traditionellen lokalen Rebsorten. Im nördlichen La Mancha sind das vor allem die weißen Malvar und Airén sowie die schwarzen Cencibel (Tempranillo) und Garnacha.
„Wenn wir Erträge von 3.500 Kilo pro Hektar erzielen, sind wir glücklich“, sagt Schmedes, die auch erzählt, wie sich der Weinbau in den letzten 30 Jahren verändert hat: „In den 1990ern gab es EU-Subventionen, um Weinberge mit Drahtrahmen, Bewässerungssystem und überwiegend französischen Rebsorten wie Chardonnay und Syrah anzulegen. In den 2000er Jahren gab es dann aufgrund der Weinüberschüsse eine Rodungsprämie von 6.000 Euro pro Hektar, die von vielen Winzern angenommen wurde. Aber es mussten die alten Weinberge ausgerissen werden, weil die neuen ja erst wenige Jahre zuvor subventioniert worden waren.“ Heute sei Más Que Vinos das einzige Weingut auf der Ocaña-Ebene, das sich auf autochthone Rebsorten und alte Buschreben im Trockenfeldbau spezialisiert habe. „Die anderen Winzer in der Umgebung haben alle auf Massivanbau und Drahtrahmen umgestellt.“
Ihren Weißwein La Malvar 2022 gewinnen Más Que Vinos aus der gleichnamigen Rebsorte. Sie wächst in Spanien nach offiziellen Angaben auf 260 Hektar. Am meisten kommt der Malvar in der Provinz Toledo und der angrenzenden DO Vinos de Madrid vor. Schmedes & Co. bauen das Gewächs in Tonamphoren und Barriques aus und lassen es ein halbes Jahr auf der Feinhefe reifen. Es verfügt über stimulierende Zitrusaromen und Kräuternoten, hat eine cremige Textur, ist mineralisch und vollmundig. Trotz der milden Säure ist dieser Weißwein äußerst belebend und spannungsgeladen. Charakter hat er sowieso. Großartig!
Ponce – Bobal P. F 2021
Im Osten liegt die DO Manchuela. Wie überall in Kastilien-La Mancha war bzw. ist der dortige Weinbau von Winzergenossenschaften geprägt. Nach dem Spanischen Bürgerkrieg (1936-39) konnten die meisten Kleinbauern des Landes wirtschaftlich nicht mehr überleben und schlossen sich zu Genossenschaften zusammen. Vor allem in den 1940er bis 1960er Jahren entstanden zahlreiche Kooperativen, die fortan den Weinbau und die Weinproduktion in der Mancha bestimmten. Nach Angaben des Verbandes Cooperativas Agro-Alimentarias Castilla-La Mancha gibt es in der Region heute mehr als 200 Winzergenossenschaften, die zusammen 5 % der weltweiten Weinproduktion ausmachen sollen. In der Tat trifft man auf Koops, die jährlich 30 Millionen Liter Wein erzeugen, sich aber als „sehr klein“ bezeichnen. Wenn die Genossenschaft im Nachbarort über 100 Millionen Liter produziert, ist eben alles relativ.
Nur einen sehr geringen Teil des Weins, den diese Genossenschaften herstellen, füllen sie in Flaschen ab, die sie selbst vermarkten. Den weitaus größten Teil exportieren sie als Fassware. Die mit Abstand größten Abnehmer von Offenwein aus Kastilien-La Mancha sind Frankreich und Deutschland. Nach Angaben des OeMv lag 2023 die exportierte Fassware nach Deutschland – wie zuvor bereits erwähnt – im Schnitt bei 39 Cent pro Liter. Jene nach Frankreich erzielte durchschnittlich 40 Cent pro Liter. Bei derartigen Weinpreisen kann man sich vorstellen, wie niedrig erst die Traubenpreise sein müssen, mit denen die Weinbauern vergütet werden.
Manche Weinbauern sind es deshalb leid, ihre Trauben für wenig Geld abzugeben und gründen eigene Weingüter. So wie Juan Antonio Ponce in der DO Manchuela. Er stammt aus einer Familie, deren Weintradition bis zum Urgroßvater zurückgeht. Sein Vater kelterte aber nie eigenen Wein, sondern lieferte die Trauben an die örtliche Genossenschaft. „Die Leute in meiner Region dachten immer, man müsse ein Millionär sein, um ein Weingut zu gründen“, sagt Ponce. Er selbst ging jung von Zuhause weg und bei Telmo Rodríguez, einem der renommiertesten Weinmacher Spaniens, in die Lehre. „Bei ihm habe ich gelernt, dass man für Spitzenweine keine teure Technik braucht, sondern dass es auf die Weinberge und den Menschen ankommt. Als ich das begriffen hatte, entstand in meinem Kopf mein eigenes Weingut.“
So kehrte Ponce im Jahr 2005 im Alter von 24 Jahren nach Manchuela zurück, übernahm die alten Weinberge der Familie und gründete mit einem Bankkredit von 60.000 Euro die Bodegas y Viñedos Ponce. Viel Anerkennung bekommt er heute unter anderem für seine Gewächse aus der Rotweintraube Bobal. Die Hauptsorte der DO Manchuela hatte lange Zeit den Ruf inne, rustikale, zweitklassige Weine zu ergeben. Nicht so bei Juan Antonio Ponce. Seine Bobals erhalten bis zu 98 Parker-Punkte.
Ich persönlich bin ein großer Fan seines „Bobal P. F“. Das P. F steht für Pie Franco und das bedeutet wurzelechte Reben. Im Falle dieses Weins sind sie über 90 Jahre alt und wachsen auf über 900 Metern Höhe. Ausgebaut ist der Wein in großen Holzfudern. Er verfügt über feinkörnige Tannine und enorm viel Gripp am Gaumen, ist saftig und superfrisch, hat Tiefe, Mineralität und Länge. Kurzum: Der „P. F 2021“ ist ein Rotweim von beeindruckender Balance und ungeschminkter Eleganz!
2017 errichtete Juan Antonio Ponce eine neue, größere Kellerei. Er bewirtschaftet inzwischen 70 Hektar nach biodynamischen Kriterien, darunter auch neu angelegte Weinberge, keltert rund 200.000 Flaschen pro Jahr und ist einer der Stars der von internationalen Kritikern ausgerufenen „New Wave of Spanish Wine“.
Cerrón – Matas Altas 2021
Wir kommen nun zur DO Jumilla, benannt nach der Kleinstadt in der Region Murcia. Was viele nicht wissen: Das Anbaugebiet liegt zu 60 % in Kastilien-La Mancha (und nur zu 40 % in Murcia). Und eben dort, im äußersten Osten von La Mancha, traf ich in der Ortschaft Fuente Álamo den Winzer Juanjo Cerdán.
Juanjo betreibt mit seinen Geschwistern Lucia und Carlos in vierter Generation die Bodega Cerrón. Es ist eine einsame Gegend, ein raues, windiges Land und die höchstgelegene Zone der DO Jumilla. Einige Weinberge der Bodega Cerrón liegen auf fast 1000 Metern Höhe. Laut Juanjo Cerdán befinden wir uns auch im trockensten Teil der Region. Der durchschnittliche Jahresniederschlag beträgt um die 250 mm.
Die Geschwister bewirtschaften 20 Hektar Weinberge biodynamisch, die Weine sind Demeter-zertifiziert. Juanjo Cerdán studierte zunächst BWL und entschied sich 2011 nach Fuente Alamo zurückzukehren, um den elterlichen Betrieb mit zu übernehmen. „In unserem Dorf herrscht die Meinung vor, dass man weggehen und studieren muss, um eine gute Zukunft zu haben“, sagt er. „Aber man kann auch hier eine Zukunft haben. Mit unserem Projekt wollen wir unser Erbe und unsere Landschaft bewahren.“
Das Erbe von Fuente Álamo sind vor allem die Weinberge mit wurzelechten Reben, die Bodega Cerrón in dem wegweisenden Projekt „Stratum Wines“ erhält bzw. rekultiviert. Wurzelechte Reben bedeuten in La Mancha nicht automatisch, dass die Rebstöcke aus dem 19. Jahrhundert vor der Reblausplage stammen. Bis in die 1970er Jahre wurden in La Mancha, aber auch in Murcia oder Valencia, teilweise wurzelechte Reben gepflanzt.
Der Matas Altas 2022 bildet den Einstieg in die Stratum-Wines-Linie. Es ist ein Ortswein aus mehreren Weinbergen, die zwischen 50 und 80 Jahre alt sind. Die Rebsorte Monastrell macht in den Lagen etwa 90 % aus. Die restlichen 10 % verteilen sich auf verschiedene lokale Trauben wie Moravia Agria, Pardilla oder Forcallat. Es ist ein mitreißender Rotwein mit knackiger roter Frucht, floralen Aromen und transparenter Farbe. Dieser „New Age Monastrell“ ist frischer, feiner und eleganter als man die Sorte gemeinhin kennt und mit unendlich viel Trinkfluss ausgestattet. Brillant!
Finca Élez – Chardonnay Fermentado en Barrica 2022
Last but not least befinden sich 13 der derzeit 25 spanischen Vino de Pago (VP) in Kastilien-La Mancha. Diese im Jahr 2003 eingeführte Klassifizierung stellt die höchste Qualitätsstufe im spanischen Weinrecht dar. Es handelt sich hierbei um eine Weinlage mit einem eigenem DO-Status (Pago bedeutet Weinlage), die ein Weingut ganz oder teilweise umfasst. Der kleinste Vino de Pago in Kastilien-La Mancha ist Calzadilla mit 13 Hektar, der größte Casa del Blanco kommt auf 136 Hektar. Die beiden bekanntesten sind Dominio de Valdepusa und Finca Élez.
Letzteres Weingut besuchte ich an einem drückend heißen Tag im Juni. Nachts ist es dort hingegen kühl, denn die Finca Élez befindet sich auf einer Hochebene in 1.080 Metern Höhe. Das Anwesen ist umgeben von Wacholderhainen und liegt in einer extrem dünn besiedelten Landschaft. Der Deutsch-Spanier Stefan Gemmeker, der den Vertrieb leitet, bereitete mir einen tollen Empfang, der neben vielen Fassproben und Spitzenweinen auch ein regionaltypisches Mittagessen beinhaltete.
Finca Élez wurde 1992 vom Schauspieler und Regisseur Manuel Manzaneque gegründet. Nach dessen Tod verkaufte die Familie das Weingut 2020 an das Ehepaar Olallo Villoldo und Llanos Ruiz. Mit Javier Garcia (4 Monos) und Carlos Sánchez haben sie zwei Berater engagiert, die für ihre Weine aus der Sierra de Gredos und der Rioja bekannt sind und zu den Vertretern der New Wave Spain zählen. Dieser Umbruch im Personal hat den Weinen gut getan. Sie sind seither viel frischer und präziser und nicht mehr so überreif und marmeladig als einige der älteren Jahrgänge.
Besonders gefiel mir bei den Tastings der Chardonnay Fermentado en Barrica 2022. Chardonnay zählt zwar nicht zu meinen Lieblingssorten, wenn es um spanische Weine geht. Wozu braucht Spanien Chardonnay, wenn es Albariño, Xarel.lo und Viura hat? Aber es gibt auch die berühmten Ausnahmen, wie dieses Gewächs, das Cremigkeit, Mineralität, Spannung und Griffigkeit am Gaumen auf wundervolle Weise vereint.
Weitere Infos:
Dieser Beitrag ist quasi das Nebenprodukt eines Artikels für das Oktoberheft 2024 von Wein+Markt. Er basiert auf einer langen Recherche mit vielen Besuchen vor Ort. Der Blog-Beitrag hat einen anderen Schwerpunkt als der Report für Wein+Markt, aber einige Textauszüge sind in beiden Artikeln identisch.
Titelbild: © Thomas Götz
Beitragsfotos: © Bodegas Verum, Más Que Vinos, Bodegas Ponce, Thomas Götz