Spanien in 50 Weinen – die Top-Liste 2019

2019 war aus Weinsicht kein schlechtes Jahr. Stand heute, hat es mich nach Katalonien, Galicien, Madrid, München, Kastilien-La Mancha, Valencia und Murcia geführt. Von meiner Wahlheimat Andalusien ganz zu schweigen.

Was mich beeindruckt, ist die Dynamik des Weinlands Spanien. Immer wieder treten neue Erzeuger aus weniger bekannten Anbaugebieten hervor. Den Fokus legen sie oftmals auf regionaltypische Reben wie die Cariñena Gris in Empordá, die Merenzao in Ribeira Sacra, die Juan García in Arribes, die weiße und rote Rufete in Salamanca, die Albillo rund um Madrid oder die Romé in Malaga. Verlassen wir das spanische Festland, dann stellen die Kanarischen Inseln nochmals ein völlig eigenes Biotop für autochthone Rebsorten wie Baboso und Vijariego Negro dar.

Die Namen jener Sorten und Regionen mögen für manche Weinliebhaber exotisch und weitgehend unbekannt klingen. Die Weine sind allerdings Spitzenklasse. Ergo ist dieses „neue Spanien“ in meinen 50 Lieblingsweinen des Jahres 2019 prominent vertreten. Ganz ohne Rioja, Priorat & Co. geht es aber auch nicht. Was ich von dort teilweise im Glas hatte, war megagut. Siehe weiter unten.

5 Kategorien mit jeweils 10 Favoriten

Ein Ranking, das Weine der Reihe nach von 1 bis 50 auflistet, finde ich ermüdend und übertrieben. Stattdessen habe ich fünf separate Kategorien mit jeweils zehn Favoriten erstellt. Die aufgeführten Weine liegen preislich zwischen 6 und 320 Euro. Was diesen Gewächsen gemeinsam ist: Ich finde sie alle auf ihre spezielle Weise großartig und außergewöhnlich. Hätte ich zum Beispiel einen Weinshop, dann würde ich zusehen, sie alle im Angebot zu haben.

Der letzte Satz war viel im Konjunktiv. Lassen wir die Fakten sprechen: Insgesamt habe ich dieses Jahr laut Exel-Tabelle 824 spanische Weine getrunken bzw. mehrheitlich verkostet. Im Folgenden meine Top-50-Weine 2019. Und dazu ein paar Anmerkungen.


Die 10 besten Rotweine 2019

Der für mich beste Rotwein des Jahres ist ein Garnacha aus dem Priorat. Frischer, tiefer, balancierter und eleganter als der Les Manyes 2016 von Terroir al Limit geht es nicht. Wenn morgen die Welt unterginge, würde ich noch heute diesen Wein pflanzen. Ebenfalls spektakulär tief und elegant ist die Garnacha Reina de los Deseos 2016 von Uvas Felices & Comando G. Das beste Preis-Genuss-Verhältnis bietet der Pielágo 2017 von Jiménez-Landi. Diese hochfeine Garnacha aus der Sierra de Gredos kostet um die 25 Euro und kann mit deutlich höherpreisigen Spitzenweinen aus dieser Sorte mithalten, bzw. übertrifft einige davon sogar.
Vergessen wir die anderen „glorreichen Sieben“ nicht: Über jeden Einzelnen der folgenden Rotweine ließe sich eine Ode verfassen.

  1. Terroir al Limit, Les Manyes, 2016, DOCa Priorat
  2. Artadi, El Carretil, 2017, Vino de Mesa, Rioja-Alavesa
  3. Uvas Felices & Comando G, Reina de los Deseos, 2016, DO Vinos de Madrid
  4. Vega Sicilia, Unico, 2006, DO Ribera del Duero
  5. Algueira, Risco Merenzao, 2016, DO Ribeira Sacra
  6. Ignios Origenes, Baboso Negro, 2015, DO Ycoden-Daute-Isora
  7. Jimenéz-Landi, Pielágo, 2017, DO Mentrida
  8. Lanzaga, Las Beatas, 2016, DOCa Rioja
  9. Cámbrico, Rufete Granito El Pocito, 2014, VT Sierra de Salamanca
  10. Vinyes d’Olivardots, VdO 2.12, 2012, DO Empordá
Carlota Pena, Vinyes d'Olivardots. Besuch im Sommer 2019.
Mit Carlota Pena, Vinyes d’Olivardots, in der katalanischen DO Empordá

Die 10 besten Weißweine 2019

Dass Spanien Top-Weißweine zu bieten hat, spricht sich immer mehr herum, ist beim deutschen Konsumenten bislang aber nur bedingt angekommen. In einem Land mit derart guten Rieslingen ist das einerseits verständlich. Trotzdem entgeht den Alemánes was: Eine Offenbarung war für mich in diesem Jahr der Sorte o Soro 2016 von Rafael Palacios. Unfassbar, was er aus der Rebsorte Godello herausholt. Ganz großes Kino auch der Albariño Carralcoba 2017 von Eulogio Pomares und der trockene PX Voladeros 2017 von Victoria Ordoñez. 

  1. Rafael Palacios, Sorte o Soro, 2016, DO Valdeorras
  2. Victoria Ordoñez, Voladeros, 2017, DO Sierras de Málaga
  3. Eulogio Pomares, Carralcoba, 2017, DO Rías Baixas
  4. Fillaboa, La Fillaboa 1898, 2010, DO Rías Baixas
  5. Pazo de Señorans, Selección de Anada, 2010, DO Rías Baixas
  6. Edetária, Finca La Terrenal, 2016, DO Terra Alta
  7. Gerardo Méndez, Do Ferreiro Cepas Vellas, 2013, DO Rías Baixas
  8. Celler Capcanes, 3/vb, 2013, DO Montsant
  9. Remírez de Ganuza, Blanco Reserva, 2011, DOCa Rioja
  10. José Antonio Garcia, Aires de Vendimia Godello, 2017, DO Bierzo
Rafael Palacios in Valdeorras. Der beste Weißwein 2019 kommt von ihm.
Mit Rafael Palacios, dem Meister aller Weißweinklassen

Die 10 interessantesten Weine 2019

Was macht einen Wein interessant? Neben Qualität sind das Charakter und ein spannender Kontext. Jedes der aufgeführten Gewächse erzählt eine Geschichte: Mal handelt sie von fast vergessenen Rebsorten wie der Cariñena Gris (Rosa d’Amphora 2018), der Rufete Blanco (El Helechal 2017) oder der Juan García (De Buena Jera 2015). Mal ist es ein ganz besonderes Terroir wie beim Naturwein Salmonido 2018, ein äußerst knackiger Rosé aus Pinot Noir von den höchsten Weinlagen Europas. Oder es sind besondere Formen der Weinbereitung, wie beim trockenen Moscatel Filitas y Lutitas 2016, der in einem über 100 Jahre alten Brandyfuder oxidativ ausgebaut ist. Über alle diese Weine könnte man ein Buch schreiben. Es sind besondere Weine, die nicht dem Mainstream entsprechen. Weine gegen den Strom und saumäßig gut.

  1. El Hato y el Garabato, De Buena Jera, 2015, rot, DO Arribes
  2. Viñedos Verticales, Filitas y Lutitas, 2016, weiß, DO Sierras de Málaga
  3. Forlong, El Amigo Imaginario, 2017, weiß, VT Cadiz
  4. Barranco Oscuro, Salmóndio, 2018, rosé, Sierra de la Contraviesa
  5. Altolandon, Enrosado, 2018, orange, DO Manchuela
  6. Viñas Serranas, El Helechal, 2017, orange, VT Sierra de Salamanca
  7. Fazenda Prádio, LRR Loureira, 2018, weiß, Ribeira Sacra
  8. Vinyes d’Olivardots, Rosa d’Amphora, 2018, rosé, DO Empordá
  9. Javier Sanz Viticultor, V Colorado, 2015, rot, Rueda
  10. Suertes del Marqués, Cruz Santa, 2018, rot, DO Valle de la Orotava
El Hato y el Garabato.
Weinlese bei El Hato y el Garabato im Anbaugebiet Arribes

Die 10 Besten unter 20 Euro

Das Niveau bei spanischen Weinen unter 20 Euro ist enorm hoch, nicht selten sogar Weltklasse. Für uns Konsumenten ist es freilich schön, wenn Gewächse wie der Pago de los Balagueses Syrah 2016 und der abgefahrene Finca o Pereiro 2017 von Albamar für weniger als zwanzig Stutzen zu haben sind. Kämen die gleichen Weine nicht aus Utiel-Requena und Rías Baixas, sondern aus französischen Prestigeappellationen, dann würden sie vermutlich das Doppelte kosten.

  1. Albamar, Finca o Pereiro, 2017, weiß, DO Rías Baixas
  2. Quinta de Muradella, Alanda, 2017, weiß, DO Monterrei
  3. Vegalfaro, Pago de los Balagueses Syrah, 2016, rot, Vino de Pago
  4. Anadigna, Anadigna Sobre Lías, 2018, weiß, DO Rías Baixas
  5. Alvear, 3 Miradas, 2017, weiß, DO Montilla-Moriles
  6. Verum, Ulterior Graciano, 2016, rot, VT Castilla
  7. Bentomiz, Ariyanas Naturalmente Dulce, 2012, natursüß, DO Málaga
  8. Arrayán, Albillo Real, 2018, weiß, DO Mentrida
  9. Sedella, Laderas de Sedella Anfora, 2015, rot, DO Sierras de Málaga
  10. El Hato y el Garabato, Sin Blanca, 2016, rot, DO Arribes
Carlos Rey Lustres, Bodega Anadigna. Besuch im Herbst 2019.
Mit Carlos Rey Lustres, Bodega Anadigna, und einer alten Albariño-Rebe in Rías Baixas

Die 10 Besten unter 10 Euro

Ab und zu gibt es für wenig Geld viel Wein. Die folgenden zehn Gewächse sind mehr als gut und sie machen mehr als nur Spass. Allesamt verfügen sie über ein „gewisses Etwas“, das sie von den meisten Vertretern in dieser Preisklasse unterscheidet. Manche Weine wie die hochfeine Mencía Losada 2016 schrammen an der 10-Euro-Marke: Im deutschen Handel liegt jener Wein etwas über 10 Euro. In Spanien bekomme ich ihn für 9,50 Euro. Mehr Qualität für diesen Preis geht kaum. Und das gilt in gleichem Maße für den salzig-mineralischen und saftigen Weißwein La Raspa 2018 aus den Reben Moscatel und Doradilla. Trinkspass und Anspruch gehen hier Hand in Hand.

  1. Viñedos Verticales, La Raspa, 2018, weiß, DO Sierras de Málaga
  2. Finca Losada, Losada, 2016, rot, DO Bierzo
  3. Altolandon, Mil Historias Bobal, 2017, rot, DO Manchuela
  4. Equipo Navazos, OVNI Pedro Ximenez, 2015, weiß, DO Montilla-Moriles
  5. Viñedos del Jorco, Las Cabanuelas, 2017, rot, DOP Cebreros
  6. Bruma del Estrecho, Paraje Las Chozas, 2017, rot, DO Jumilla
  7. La Melonera, La Encina del Inglés Blanco, 2017, weiß, DO Sierras de Málaga
  8. Garcia de Verdevique, Tinto Joven, 2018, rot, VT Cumbres del Guadalfeo
  9. Soto Manrique, Naranjas Azules, 2018, rosé, DOP Cebreros
  10. Celler Alimara, Llumi Blanc, 2017, weiß, DO Terra Alta
Mit Vicente Inat in der Axarquia. September 2019.
Mit Familie und Vicente Inat von Viñedos Verticales in der DO Sierras de Málaga

Auf ein Wiedersehen in 2020

Das wars für 2019. Ich lege eine vierwöchige Schreibpause ein und melde mich im neuen Jahr wieder. Danke, dass Sie meinem Blog folgen und meine Beiträge lesen. Genau 44 waren es auf Spaniens Weinwelten in diesem Jahr. Ich hoffe, das macht Ihnen ähnlich viel Spass wie mir.
Wenn Sie der Meinung sind, dass der ein oder andere Wein im oberen Ranking fehlt, dann freue ich mich über einen Hinweis in der Kommentarspalte. Ansonsten wünsche ich allen Leserinnen und Lesern eine frohe Weihnachtszeit und einen guten Rutsch. Lassen Sie es zum Jahreswechsel ordentlich krachen!

Ihr Thomas Götz

2 Kommentare

  1. Lieber Thomas
    Vielen Dank für Deine immer wieder hochinteressanten Blogs. Da ich oft in Andalusien bin und immer wieder einen Abstecher in die Jerez-Region mache, bin ich leicht erstaunt, dass von den 50 Weinen kein einziger ein Jerez-Manzanilla ist.
    Ich wünsche auch Dir eine schöne Weihnachszeit und ein gutes neues Jahr. Ich freue mich im nächsten Jahr Deine Beiträge zu lesen und hoffe, Dich mal persönlich zu treffen.
    Daniel aus dem Greyerzerland in der Schweiz

    1. Hallo Daniel. Danke für den Kommentar und absolut richtig. 2019 hatte ich ein paar Sherrys von Lustau und Gutiérrez Colosia, die es definitiv verdient hätten in diesen Listen zu erscheinen. Insgesamt, muss ich zugeben, bin ich nicht der große Sherry-Kenner. Im Mai 2020 werde ich die Gegend ausführlicher bereisen. Die Vinoble-Messe findet dann in Jerez statt, und das Thema wird dann sicher an Prominenz auf diesem Blog gewinnen. Es wäre außerdem sehr schön, wenn wir uns im neuen Jahr treffen und du mir die Tür zur Sherry-Welt ein wenig weiter öffnen kannst.

      Beste Grüße und eine schöne Weihnachtszeit
      Thomas

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