Was schmeckt wem? Spanien gegen Österreich

Verkosterteam mit Weinen aus Spanien und Österreich

Zum dritten Mal durfte Spaniens Equipe ein Heimspiel auf diesem Blog ausrichten. Nachdem bei vorangegangenen Blindverkostungen die deutsche Mannschaft klar und die Italiener knapp den Iberern unterlagen, durfte sich nun Team Austria als Herausforderer präsentieren.

Spanien gegen Österreich. Im Fußball eine klare Sache, beim Skifahrn auch. Aber wie sieht’s beim Wein aus? Um das herauszufinden, habe ich fünf Freunde aus Madrid, Sevilla und New York eingeladen. Die mussten blind verkosten und bewerten. Wie dieses Tasting ablief und wie der Ländervergleich ausging, davon erzähle ich im Folgenden.

Foto abstrakt
Acht Weine und ein Tasting. Foto von Madeline Hoose.

Die Weinauswahl
Bereits vor einigen Wochen habe ich mir sechs österreichische Weine an meinen Wohnort in die andalusische Sierra Nevada bringen lassen. Drei Weiße, drei Rote. Ein paar Stunden vor der Verkostung habe ich alle geöffnet und probiert und je einen Weiß- und Rotwein aussortiert, den ich im Vergleich am schwächsten bzw. uninteressantesten fand. Diese vier Weine gingen nach meiner Vorauswahl für Austria an den Start:

Weingut Dolle, Riesling Strass im Strassertale 2016, Kamptal
Weingut Haindl-Erlacher, Grüner Veltliner, Alte Reben 2015, Weinviertel
Weingut Gager, Blaufränkisch Ried Fabian 2013, Mittelburgenland
Weingut Anton Bauer, Cuvée 2014 (Zweigelt, Blaufränkisch, C. Sauvignon, Merlot), Wagram

Die Spanier habe ich an dem Tag so zusammengestellt, was grade in meinem Keller vorrätig war. Das soll nicht abwertend klingen, denn in meinen Keller kommen nur Weine, die mir schmecken. Und jene Tropfen schmecken mir ausgezeichnet:

Bodega Rambla Huarea, Poeta en Nueva York, Sauvignon Blanc 2016, Granada
Bodega Vallegarcia, Viognier 2013, VP, Montes de Toledo
Bodega Los Barrancos, Loma de los Felipes 2014, Contraviesa-Alpujarra
Bodega Mendez-Moya, Tempranillo, Merlot, C. Sauvignon 2007, Altiplano de Sierra Nevada

Preislich liegen die österreichischen Weine im Einkauf zwischen acht und zwölf Euro und die Spanier bei sechs bis fünfzehn Euro.

Verkosterteam
Mein Spitzen-Verkosterteam. Im Uhrzeigersinn: Paula, Marta, Madeline, Sergio und David.

Die Verkostung
Die Etiketten wurden von mir mit Papier überklebt. Da die österreichischen Flaschen alle einen Drehverschluss haben (was bei spanischen Qualitätsweinen praktisch nicht vorkommt), umwickelte ich auch alle Flaschenhälse mit Papier, so dass keiner meiner Tester über dieses Merkmal hätte Rückschlüsse ziehen können. Alle Weine waren nun schön verpackt, es konnte losgehen.

Das Tasting hatte ich so konzipiert, dass in vier Runden je ein österreichischer und spanischer Wein gegeneinander antreten. Meine fünf Freunde sollten diese im 20-Punkte-System nach den Parametern Geruch, Geschmack, Gesamteindruck bewerten. Auf diese Weise erhielten wir vier Rundensieger sowie einen Gesamtsiegerwein nach Punkten und einen Punktsieger im Ländervergleich.

In Runde 1 setzte sich der Sauvignon Blanc von Rambla Huarea mit 3:2 Jurystimmen gegen den Riesling Strass von Dolle durch. Also 1:0 für Spanien.

Runde 2 gewann der Grüne Veltliner von Haindl-Erlacher mit 3:2 Stimmen gegen den Viognier von Vallegarcia. Gleichstand 1:1.

Runde 3 entschied Los Barrancos mit 4:1 Bewertungen gegen Gager für sich. Wieder spanische Führung: 2:1.

In Runde 4 gelang Anton Bauer der Ausgleich zum 2:2. Mit 4:1 Richterstimmen setzte sich seine rote Cuvée gegen den Naturwein von Mendez-Moya durch.

David beim Tasting
David aus Madrid gefielen auch die österreichischen Rotweine.

Zwei zu zwei nach Runden. Ein ausgeglichenes Match zwischen Österreich und Spanien. Um einen Sieger zu ermitteln, mussten nun die einzelnen Bewertungen herhalten und zusammenaddiert werden.

Das Punktergebnis bei den Weißweinen sieht folgendermaßen aus:
76 Punkte: Rambla Huarea, Poeta en Nueva York, Sauvignon Blanc 2016
64,5 Punkte: Haindl-Erlacher, Grüner Veltliner, Alte Reben 2015
62,5 Punkte: Dolle, Riesling Strass im Strassertale 2016
57,5 Punkte: Vallegarcia, Viognier 2013
Platz 1 und 4 für Spanien; 2 und 3 für Österreich. Im Gesamtergebnis 133,5 – 127 für Spanien.

Bei den Rotweinen kommen wir auf dieses Ergebnis:
76,5 Punkte: Anton Bauer, Cuvée 2014
72 Punkte: Los Barrancos, Loma de los Felipes 2014
65,5 Punkte: Mendez-Moya, Tempranillo-Merlot-C. Sauvignon 2007
62,5 Punkte: Gager, Blaufränkisch Ried Fabian 2013
Platz 1 und 4 für Österreich; 2 und 3 für Spanien. Im Gesamtergebnis 139 – 137,5 für Österreich.

Sie sehen: Wir bewegen uns hier synchron. Ein klassisches Unentschieden also? Nicht ganz! Rechnen wir alle Punkte bei „rot“ und „weiß“ zusammen, so heißt es am Ende denkbar knapp 271 zu 266 für Spanien. Sorry Austria. War aber auch bei mehrheitlich spanischen Juroren quasi ein Auswärtsspiel. Immerhin: Die höchste Punktzahl aller acht Weine erhielt die Cuvée von Anton Bauer aus dem Wagram.

Weinreihe
Linke Hälfte Spanien, rechte Hälfte Österreich. Salzl wurde vor dem Spiel kurzfristig durch Gager ersetzt.

Die Sieger
Damit das hier kein reines Zahlenspiel wird, will ich abschließend auf die erstplatzierten Weiß- und Rotweine eingehen.
Der Poeta en Nueva York verblüfft mich immer wieder. Ich beziehe den Sauvignon Blanc für vier Euro direkt von Winzer Miguel Maldonado. In den Geschäften kostet die Flasche dann etwa 6,50 Euro. Das Weingut von Miguel, Rambla Huarea, liegt in einem extrem regenarmen und verlassenen Landstrich an der Provinzgrenze zwischen Granada und Almeria. Grade einmal 5.000 Flaschen werden jährlich aus zwei Hektar Rebland gekeltert, davon ein roter Tempranillo und eben der Sauvignon Blanc. Der ist frisch und saftig und mit 12% Vol. für südspanische Verhältnisse, gemessen am heißen Klima, erstaunlich leicht. Weil das Weingut so klein ist, gibt es die Weine von Rambla Huarea in Deutschland und Österreich leider nicht zu kaufen. Sie müssen also nach Spanien kommen und am besten mit mir eine Weinreise unternehmen. Unser Programm für 2018 steht bereits fest und findet sich auf dieser Seite.

Obwohl ich selbst nicht bewertet, sondern vor allem bewirtet habe, überzeugte mich die Cuvée 2014 von Anton Bauer sofort. Beim Vorverkosten – als es für mich darum ging von drei Rotweinen zwei ins Rennen zu schicken – war Anton Bauer klar gesetzt. Wir haben es hier mit einem äußerst saftigen Rotwein aus den Sorten Zweigelt, Blaufränkisch, Cabernet Sauvignon und Merlot zu tun, der eine feine Frucht und Würze besitzt und mit einer feschen Mineralität unterlegt ist. Geschmeidig und komplex zugleich zeigt er sich. Den eleganten Feinschliff erhält die Cuvée beim 18-monatigen Ausbau im großen Eichenfass und gebrauchten Barrique. Zumindest für diesen Wein brauchen Sie nicht nach Spanien zu kommen. Dafür lohnt sich der Gang zu Ihrem nächstgelegenen Weinhändler.

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