Die Alarije und Bodegas Coloma

Familie Coloma, Bodegas Coloma

Die Alarije ist eine autochthone Rebsorte der Extremadura. Bis in die 1980er-Jahre kam sie im Süden und Osten der Autonomen Gemeinschaft recht häufig vor. Aufgrund niedriger Erträge und schwacher Alkoholgrade wurden ihre Bestände fast gänzlich gerodet und durch populärere Sorten wie Tempranillo und Macabeo ersetzt. Die Weinmacherin Amelia Coloma hat die weiße Sorte in einem langjährigen Projekt und in Zusammenarbeit mit der Universität von Extremadura hingegen wieder eingeführt.

Amelia Coloma von Bodegas Coloma
Amelia Coloma in einem ihrer Rebgärten in der Extremadura

Alarije – dank Detektivarbeit wieder im Anbau

Der Name der Sorte leitet sich vom arabischen „Al’arís“ ab, was „kriechende Rebe“ bedeutet. Erstmals schriftlich unter diesem Namen wird sie in einem Buch von 1488 erwähnt. Von der „Hauptsorte“ in der Extremadura-Region ist in dem Text die Rede.

Als Amelia Coloma 1997 ins Familienweingut Bodegas Coloma einsteigt, ist von der einstigen Hauptsorte in der Extremadura praktisch nichts mehr übrig geblieben. Es findet sich kein einziges Weingut, welches die Alarije noch im Anbau hat. Auch die Rebenschulen ziehen die Sorte nicht mehr heran.

Amelia interessiert sich dennoch für das autochthone Gewächs. Ein Grund: Das kontinentale Klima der Extremadura mit kalten Wintern, einem kurzen Frühjahr und extrem heißen, trockenen Sommern ergibt eine relativ kurze Vegetationsphase. Und wegen dieses kurzen Reifezyklus tun sich nach Einschätzung der Winzerin viele eingeführte weiße Sorten schwer, reife und aromatische Moste zu ergeben. Amelia geht vielmehr davon aus, dass die heimischen Weißweinsorten, die sich über Jahrhunderte an die Böden und das Klima angepasst haben, diesbezüglich einen Vorteil bieten.

Bodegas Coloma ist ein Familienweingut, in zweiter Generation geführt
Bodegas Coloma ist ein Familienweingut, in zweiter Generation geführt.

Die Suche nach der Alarije führt Amelia Coloma in die abgelegensten Gegenden der Extremadura. Sie befragt viele Weinbauern und stößt schließlich auf Weinlagen, in denen die Alarije noch existieren könnte: Die meisten lokalen Bauern sprechen von der „La uva Extremeña“ (deutsch: die extremadurische Traube).

Aus diesen alten Lagen – es sind Mischsätze, in denen verschiedene Rebsorten zusammen vorkommen – nimmt Amelia Coloma zahlreiche Proben mit, um sie einer DNA-Analyse zu unterziehen. Genetische Datenbanken führen Rebsortenkataloge, und durch Gentests lässt sich mit Gewissheit bestimmen, ob es sich bei diesem und jenem Exemplar um eine Alarije, um eine Kreuzung oder um eine ganz andere Sorte handelt.

Amelia Coloma findet auf diese Weise die Alarije. Ganze zehn Jahre dauert der Prozess. Erst 2007 pflanzt die Winzerin die ersten Stecklinge in ihren eigenen Weinbergen. Bei Bodegas Coloma ist die Rebe mittlerweile auf 2,4 Hektar im Anbau.

Trauben der Alarije im Weinberg bei Bodegas Coloma.
Trauben der Alarije im Weinberg bei Bodegas Coloma

Coloma Alarije – aromatisch, frisch, rund

Der große Aufwand und die geradezu detektivische Arbeit haben sich gelohnt. Auf einer Weinmesse treffe ich kürzlich Felix und Helena Coloma. Die Geschwister von Amelia kümmern sich im Weingut um das Marketing und den Vertrieb. Gemeinsam trinken wir den Coloma Alarije 2018. Es ist ein Weißwein, der intensiv aromatisch daherkommt: Im Bukett dominieren Orangenblüte und Ananas, darüber hinaus schmeckt er saftig-frisch und ist weich ausbalanciert.

Ob mich die Alarije geschmacklich an andere Rebsorten erinnert, fragt mich Helena. Ich muss lange überlegen, ob mir dieser Duft und Geschmack bekannt vorkommen. In meinem „Weingedächtnis-Speicher“ stoße ich irgendwann auf die galicische Treixadura. Ich kenne Weine aus jener Sorte, die bereits im jungen Jahrgang eine ähnlich intensive goldgelbe Farbe, ausdrucksvolle Frucht und ein mittleres Säureniveau aufweisen.

„Es lässt sich aber nicht eins zu eins übertragen“, merke ich an und frage zurück: „Habt Ihr eine Sorte, mit der Ihr die Alarije vergleichen würdet?“ Auch Felix und Helena finden diese Frage schwer zu beantworten. Malvasia vielleicht, aufgrund der aromatischen Intensität. Am Ende sind wir uns darin einig, dass die Alarije über ein spezifisches und spezielles Aromenprofil verfügt. Wie es sich für eine eigenständige Rebsorte nun einmal gehört.

Coloma Alarije 2018. Intensiv aromatischer Weißwein. Saftig und frisch.
Intensiv aromatisch, frisch und gut ausbalanciert

Die Alarije hat in der Extremadura gerade so überlebt: In den 1980er-Jahren ging der Trend hin zu bekannten Reben und es galt das Parker’sche Ideal der schweren und alkoholischen Weine. Für die Alarije gab es keinen Platz mehr. Heute hat sich dieser Trend umgekehrt: Es gibt ein verstärktes Interesse an autochthonen Rebsorten und an Vielfalt. Ferner geht der Trinkgeschmack in Richtung fruchtig-frischer Weine mit moderatem Alkoholgehalt. Die Alarije hat wieder eine Zukunft, dank Bodegas Coloma.


Weitere Infos

Zu Bodegas Coloma und deren Rotweine ist 2018 bereits ein Beitrag auf diesem Blog erschienen – gerne über diesen Link nachzulesen.

“Support your local grape” ist eine Beitragsserie, in welcher ich fast vergessene autochthone Rebsorten Spaniens vorstelle. Ergänzend empfehle ich in jedem Artikel einen daraus sortenrein gekelterten Wein. Mit diesem Link gelangen Sie zur Übersicht aller Blogartikel in dieser Reihe.

Die Fotos 1 bis 3 in diesem Beitrag mit freundlicher Genehmigung von Bodegas Coloma.

Bezugsquelle: www.wein-bastion.de

2 Kommentare

  1. Hallo,

    eine gute Empfehlung. Ich hatte den aus Neugier gekauft und heute probiert (zu Dorade) – sehr lecker.

    Ein gefährlicher Blog übrigens, wo sich Corona-bedingt die Spanien Urlaube auf den Wein beschränken…ich hab mal etliche besorgt (unter dem Vorwand, die für Weihnachten zu brauchen). Mal sehen wie die dann sind.

    Viele Grüße aus Hamburg,

    Eckart

    1. Danke für den Kommentar. Das freut mich, wenn der Wein geschmeckt hat, und vielleicht ja auch noch ein paar andere, die ich bespreche …
      Beste Grüße!
      Thomas Götz

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