Fast ein Sparkling Sherry

In der DO Montilla-Moriles keltert das Weingut Pérez Barquero große Finos, Amontillados und Olorosos, die bei Parker bis zu 100 Punkte erhalten. Neuerdings wartet die Bodega mit einem ebenso ungewöhnlichen wie innovativen Schaumwein auf, dem G1 Brut Nature, dessen traditionelle Flaschengärung mit Florhefe erfolgt.

Das Weinbaugebiet Montilla-Moriles in der andalusischen Provinz Córdoba steht immer etwas im Schatten der weiter westlich gelegenen Sherry-Region. Dabei ist der Weinstil Amontillado sogar nach einem der beiden namensgebenden Orte benannt: Das zusammengesetzte Wort „A-Montilla-Do“ bedeutet übersetzt „im Stil von Montilla“. 

In ebendieser Kleinstadt liegt auch das Weingut Pérez Barquero. Legendär ist seine Weinlinie „1905 Solera Fundacional“, bestehend aus einem PX, Amontillado und Oloroso mit einem Durchschnittsalter von jeweils 90 Jahren. Es sind Weine mit einer einzigartigen Dimension von Zeit, was sie so unverwechselbar andalusisch macht (mehr darüber in diesem Beitrag).

Schaumwein mit andalusischer Seele

Dass man bei Pérez Barquero nicht nur auf Tradition, sondern auch auf Innovation setzt, zeigt das neueste Produkt des Hauses, der Schaumwein G1 Brut Nature, der gleich mehrere Alleinstellungsmerkmale aufweist:

Zum einen stammt der nach traditioneller Methode hergestellte Schaumwein aus der eigentlich für den Süßwein-Stil PX bekannten Rebsorte Pedro Ximénez, die auf den für Andalusien typischen kalkhaltigen Albariza-Böden gut gedeiht und die Hauptsorte in Montilla-Moriles darstellt. Zum anderen ist die Dosage ein 15 Jahre alter Fino, der in den Soleras der eigenen Bodega reift. „Das wirklich Besondere ist aber die Hefe“, sagt Adela Córdoba Ruz von der Besitzerfamilie des Weinguts. „Denn erstmals wird bei der traditionellen Methode die zweite Gärung mit Florhefe durchgeführt. Das verbindet den Schaumwein noch stärker mit seiner Herkunft. Alles an ihm ist authentisch.“

Weinberge von Pérez Barquero in der Sierra de Montilla. Neben der Rebsorte PX sind die stark kalkhaltigen Böden „Albariza“ typisch für die Region.

PX-Trauben, Albariza-Böden, Florhefe als Tirage und ein alter Fino als Dosage – mehr Andalusien kann man sich tatsächlich kaum vorstellen. Doch wie kommt man als Erzeuger von Amontillado & Co. auf die Idee, das Metier zu wechseln? „Wir kennen Champagnerhäuser, die Amontillado, Palo Cortado oder Oloroso zukaufen und in ihre Dosage mischen, um ihren Weinen einen gewissen Unterschied zu verleihen“, sagt Adela Córdoba Ruz. „Außerdem sind die Böden in der Champagne unserem Albariza ähnlich. Wir wussten also, dass es funktionieren kann.“ 

Hauseigene Florhefe als Tirage 

Die größte Herausforderung bestand laut Adela Córdoba Ruz darin, die Flaschengärung mit Florhefe durchzuführen. Dafür holte sich die Bodega die Expertise der Universität von Córdoba ins Haus: „Schon 1984 arbeiteten wir mit einem Mitarbeiter der Universität gemeinsam an einem Projekt. Er entnahm damals Florhefen aus unseren Fino-Fässern und fror sie ein. Diese isolierten Florhefen nannte er G1, G2, G3 und so weiter.“ 

Als das Weingut im Jahr 2017 mit der Produktentwicklung für den Schaumwein begann, erinnerte es sich an die eingefrorenen Florhefen von 1984. „Wir haben sie alle ausprobiert“, sagt Adela Córdoba Ruz. „Am Ende hat die G1-Hefe am besten funktioniert, zum Beispiel in Bezug auf die Feinheit und Persistenz der Perlage. Deshalb heißt der Schaumwein auch G1.“ 

Als Tirage kommt beim G1 Brut Nature isolierte Florhefe zum Einsatz
Bei der Fino-Erzeugung bildet sich eine Florhefeschicht auf dem Wein. Aus einem dieser Florhefestämme gewinnt Pérez Barquero die Hefe für die zweite Gärung in der Flasche.

Im Dezember 2021 kamen dann die ersten 1.800 Flaschen auf den Markt. „Nach zehn Tagen waren wir ausverkauft. Die Leute lieben Bubbles, mehr als jeden anderen Wein“, sagt Adela Córdoba Ruz. 2023 lag die Produktion bereits bei 20.000 Flaschen.

Überhaupt investiert Pérez Barquero viel in Forschung und in die Entwicklung neuer Produkte, laut Córdoba Ruz 1,8 Millionen Euro in den letzten zehn Jahren. Nicht wenige Projekte verliefen im Sande, sagt sie schmunzelnd. Man habe etwa probiert, Amontillado und Oloroso zu entalkoholisieren. „Das hat furchtbar geschmeckt.“ Auch habe sich das Weingut an einer Art Weinpaste versucht, die man auf Toast streichen kann. „Das war ekelhaft.“ 

Der vollmundige, charaktervolle G1 Brut Nature ist dagegen ein Volltreffer. Der Grundwein ist ein Blend aus verschiedenen Jahrgängen, ausgebaut im Stahltank. Das Hefelager beträgt zwischen 18 und 24 Monaten. Und mit mehr Erfahrung auf dem Gebiet, da ist sich Adela Córdoba Ruz sicher, werde er noch besser. Und bald schon soll das nächste vielversprechende Produkt in die Entwicklung gehen: ein Parfum aus einem Amontillado, ganz wie es sich für Montilla gehört.

G1 Brut Nature von Perez Barquero
Spezieller Schaumwein mit andalusischer Seele: PX-Trauben, Florhefe als Tirage, 15 Jahre alter Fino als Dosage, 18 bis 24 Monate Hefelager.

Weitere Infos:

Alle Fotos: © Thomas Götz, Spaniens Weinwelten

Dieser Beitrag erschien erstmals 2024 im Branchenmagazin Wein+Markt in dessen Rubrik „Mal Was Anderes“.

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