Meine Bekannten Andy und Alison McLeod haben sich vor vier Jahren einen Lebenstraum erfüllt und ein Weingut im katalanischen Anbaugebiet Terra Alta gekauft. Die große Arbeit beginnt jetzt: Gerade wurden 20.000 Flaschen des ersten Jahrgangs 2016 für den Handel abgefüllt.
Im Januar 2017 hatte ich die damals frisch vergorenen Grundweine von Andy und Alison bei einem gemeinsamen Tasting probiert. Es handelte sich um ungeschönte und ungefilterte Basisweine. Darüber hinaus hatte zu dem Zeitpunkt bei den Rotweinen die malolaktische Gärung noch nicht stattgefunden. Zu dieser Degustation veröffentlichte ich auf diesem Blog den Beitrag Celler Alimara – Wein im Werden. Nun, ziemlich genau sieben Monate später, war ich mehr als gespannt als ein Paket von Andy und Alison bei mir zuhause eintraf.
Andy und Alison McLeod im Januar 2017 in der Alpujarra, als wir ihre frisch vergorenen Grundweine aus Terra Alta verkostet haben.
Celler Alimara und die Weinberge in Terra Alta
Wie kommen zwei Engländer zu einem Weingut im katalanischen Hinterland? Nun ja, zum einen findet man Briten an so gut wie jedem Fleck dieser Erde. Zum anderen war es der Sohn des Paars, der sich in Terra Alta ein Stück Land mit einem baufälligen Haus kaufte und den die beiden vor einigen Jahren besuchten. Andy und Alison zeigten sich von Land, Leuten und Wein begeistert, und kurzerhand ergab sich die Möglichkeit eine Weinkellerei und sechs Hektar Land mit bis zu fünfzig Jahre alten Rebstöcken zu erstehen. Die zwei Unternehmer fackelten nicht lange und griffen zu.
Das Metier war für Andy und Alison allerdings nicht neu: Weißweine in kleinen Mengen erzeugen sie bereits seit fünfzehn Jahren in ihrer Heimat England. In Terra Alta machen sie sich nun auch an Rotweine aus heimischen Reben wie Garnacha, Garnacha Peluda und Samso (Cariñena) heran. Hierfür verwenden sie im Weinberg keine Pestizide und Herbizide. Die Rebstöcke halten sie ferner in Buscherziehung. Das bedeutet eine etwas mühsamere Körperhaltung bei der Weinlese, die Buscherziehung bringt im Gegenzug eventuell den kleinen Vorteil mit, dass die Trauben im heißen spanischen Sommer durch das Blätterdach einen Tick besser vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt sind und so weniger der Gefahr ausgesetzt sind zu „verbrennen“ als es bei der Drahterziehung nach Guyot oder Cordon der Fall ist.
Andy und Alison bewirtschaften verschiedene Weinparzellen, die zusammen sechs Hektar Rebland ausmachen.
Da sich Andy und Alison berufsbedingt viel in England aufhalten, haben sie sich Unterstützung von Kellermeisterin Blanca Palop und dem Önologen Andrew Halliwell dazugeholt. Blanca ist für die tägliche Arbeit und Kontrolle im Keller zuständig, Andrew steht überwiegend beratend zur Seite.
Das Anbaugebiet Terra Alta erstreckt sich zwischen Aragon und dem Fluss Ebro und liegt unweit entfernt von den international bekannteren Weinregionen Priorat und Montsant. Die Reben von Celler Alimara wachsen auf etwa 400 m. ü. NHN auf stark kalkhaltigen Böden in einem mediterranen Klima mit teils strengen Nordwinden, die aus Richtung der Pyrenäen kommen. Die jährliche Niederschlagsmenge liegt bei weniger als 500 Litern pro Quadratmetern. Das ist ungefähr dreimal mehr als in manchen südspanischen Regionen in Murcia oder Andalusien, aber nur etwa halb so viel Regen wie in Baden-Württemberg (2016: 965 Liter).
Die Reben wachsen auf etwa 400 m. ü. NHN auf stark kalkhaltigen Böden
Die Llumí-Reihe: weiß, rosé, rot
Die Bedingungen für erstklassige Weine sind in Terra Alta somit gegeben, und was Andy und Alison mit ihrem ersten Jahrgang 2016 an Qualität geschafft haben, ist beachtlich. Bereits ihre Einstiegsreihe „Llumí“ – bestehend aus Rot-, Rosé- und Weißwein – gefällt mir außerordentlich gut und ist geschmacklich im Vergleich zu unserer Probe im Januar kaum wieder zu erkennen: Die Weine sind klarer konturiert und feiner in ihren Aromen geworden.
Über eine filigrane Struktur und zarte Aromen von Steinobst (Apfel, Birne) verfügt der weiße Llumí Blanc 2016 aus 55% Macabeo und 45% Garnacha Blanca – die für Terra Alta typischen Weißweinsorten. Mit moderaten 13% Vol., 5,4 g/l Säure und 1,3 g/l Restzucker ist er schön ausbalanciert und einfach zu trinken.
Charakterstark und vielseitig im Geschmack zeigt sich der rote Llumí Negre 2016 aus 70% Syrah und 30% Tempranillo. Zu seiner Fruchtigkeit gesellen sich vegetabile und würzige Noten, unterlegt von einer stabilen Tanninstruktur. Einzig der Llumi Rosat 2016 aus 100% Garnacha vermag da für mein Gefühl nicht ganz mitzuhalten. Der Roséwein schmeckt zwar nicht schlecht, es fehlt ihm jedoch ein wenig an Finesse, die ein Rosé für mein Empfinden als i-Tüpfelchen benötigt.
Dennoch: Die drei Llumís stellen eine insgesamt tolle und überzeugende Visitenkarte des Weinguts dar, preislich liegen die Flaschen bei um die sieben Euro.
Frisch abgefüllt: der Llumí Blanc aus 55% Macabeo und 45% Garnacha Blanca
Bevor ich zum vom Weingut in der Qualität höher eingestuften Rotwein „el Senyal“ komme, will ich ein allgemeines Wort und ebenfalls einen Satz zu den Etiketten verlieren: Ich empfinde es als großes Glück, dass ich Andy und Alison im Januar 2017 über einen Freund kennenlernen konnte. Wie eingangs gesagt, verkosteten wir ihre unfertigen Grundweine und rätselten darüber wie sie sich im Laufe der Monate wohl entwickeln würden.
Derzeit standen die Uhren ganz auf Anfang, alles war in der Entwicklung – auch die Etiketten. Deren Design ist ausgesprochen stilvoll, elegant und klassisch und zeigt den Qualitätsanspruch und die Ernsthaftigkeit, mit der die beiden Weinmacher sich diesem Projekt widmen. Was sich für mich im Januar noch abstrakt anfühlte, ist nun mit dem abgefüllten 2016er-Jahrgang konkret geworden und lässt mich noch gespannter auf das sein, was Celler Alimara in den kommenden Jahren für uns bereithält.
Önologe Andrew Halliwell bei der Weinlese im September 2016.
Der el Senyal Negre und die seltene Sorte Garnacha Peluda
Das katalanische Wort El Senyal steht für die Premiumserie des Weinguts. Ein Versandfehler hielt mir den Weißwein el Senyal Blanc vor. Macht nichts, denn so fanden sich zwei Flaschen des Rotweins el Senyal Negre in meinem Paket wieder. Gekeltert wird der Tropfen aus 60% Garnacha Tinta, 20% Samso und 20% Garnacha Peluda. Letztgenannte Rebe wird weltweit nur auf wenigen hundert Hektar kultiviert, in Spanien kommt sie ausschließlich in Terra Alta und dem Nachbargebiet Tarragona vor. Die Garnacha-Varietät unterscheidet sich unter anderem durch die pelzige Behaarung von Triebspitze und Blättern.
Der el Senyal Negre 2016 mit sechs Monaten französischem Barrique ist ein harmonischer Rotwein mit glatten Tanninen und einem deutlichen Kirscharoma. Sein Körper ist voll und weich und er hält sich lang im Mund. Bereits jetzt offenbart er sich als ausgezeichneter und eleganter Tropfen, der mit ein paar Jahren Flaschenreife seinen Höhepunkt erreichen dürfte.
Soweit meine Eindrücke zum ersten Jahrgang von meinen Bekannten Andy und Alison McLeod. Natürlich bleibe ich mit diesem Blog bezüglich Celler Alimara am Ball. Fortsetzung folgt …
Der erste Jahrgang 2016 in der Alpujarra: drei Weine aus der Llumi-Reihe und der feine Rotwein el Senyal rechts.
Weiterführende Infos:
Link zum Weingut: www.celleralimara.com
Fotos 2, 3, 4, 5 in diesem Beitrag: © Celler Alimara