Die Loureira und das Weingut Fazenda Prádio

Galicien ist ein Paradies für die Fans rarer autochthoner Rebsorten. Am bekanntesten sind freilich die Trauben Albariño und Godello, deren Weißweine weltweit angesagt sind. Die weiße Loureira steht ganz im Schatten jener populären Reben. Schade eigentlich, denn im Weingut Fazenda Prádio habe ich kürzlich bei einem Besuch erfahren, wie filigran und fein so ein Weißwein aus Loureira sein kann.

Weingut Fazenda Prádio in der D.O. Ribeira Sacra
Weingut Fazenda Prádio im Anbaugebiet Ribeira Sacra

Loureira – fein und selten

Die Loureira ist autochthon galicisch. Rebsorten-Datenbanken weisen aus, dass sie von der roten Caiño Longo, der weißen Espadeiro Branco und der weißen Branco Escola abstammt. Allesamt sind dies Sorten, die im galicisch-nordportugiesischen Raum zuhause sind.

Obwohl die Beeren der Loureira über eher dünne Häute verfügen, kommt die Sorte mit dem feuchten atlantischen Klima in Galicien gut klar. Ein Grund hierfür dürfte sein, dass die Beeren in den Trauben-Clustern relativ locker hängen. Das bedeutet wiederum, dass sich Feuchtigkeit weniger festsetzen kann, und dies vermindert die Gefahr von Pilz- und Fäulnisbefall. Darüber hinaus verfügt die Loureira über hervorragende Säurewerte und eine feine Aromatik: „Loureira“ ist das galicische Wort für „Lorbeer“. Den Weinen aus der Sorte spricht man eine solche Duftnote zu.

Aufgrund dieser positiven Eigenschaften ist es erstaunlich, wie selten die Rebe im Anbau vorkommt. Zum Beispiel wurden im Jahr 2018 im galicischen Anbaugebiet Rías Baixas von der Albariño 37,4 Mio. Kilogramm geerntet. Die Loureira kam dort auf 236.382 kg, was einen Anteil von winzigen 0,6 Prozent zur Albariño entspricht. Wenn überhaupt, dann wird die Loureira als Cuvée-Partner in kleinen Mengen beigemischt.

Anfang Oktober im Weinberg bei Fazenda Prádio: Loureira-Trauben kurz vor der Lese
Anfang Oktober im Weinberg bei Fazenda Prádio: Trauben kurz vor der Lese

Fazenda Prádio LRR 2018 – mineralisch, frisch, elegant

Auch im Anbaugebiet Ribeira Sacra spielt die Rebe eine Statistenrolle. Die Hauptsorte ist die rote Mencia, von der 5,8 Mio. Kilogramm in der diesjährigen Lese eingefahren wurden. Die Loureira kommt in der gesamten D.O. Ribeira Sacra auf 2121 Kilogramm. Das sind gerade einmal 0,4 Prozent im Vergleich zur Mencia. Die Traube kann einem fast leid tun.

Zum Glück hat sich der Winzer Javier Seoane der Loureira angenommen und keltert einen sortenreinen Weißwein aus ihr. Der Fazenda Prádio LRR 2018 ist frisch, kompakt und elegant. Im Duft dominieren florale Aromen und Zitrusfrucht. Das Bukett ist nicht aufdringlich, sondern auf vornehme Weise zurückhaltend. Am Gaumen ist der Wein vielschichtig und tief. Er verfügt über eine klasse Säure, er hat Zug und Mineralität. Im Gesamtbild wirkt das sehr fein und elegant.

Gerade einmal 633 Flaschen umfasst der Jahrgang 2018 des LRR. Das Gewächs ist im Holzfass vergoren (alkoholische und malolaktische Gärung) und für sechs Monate auf der Feinhefe ausgebaut. Die Loureira erhält dadurch eine seidige Textur und Komplexität. Zudem ist das Holz prima eingebunden.

Winzer Xavi Seoane. Links im Bild der Fluss Miño.
Winzer Javier Seoane. Links im Bild der Fluss Miño.

Ein Weingut mit allerlei autochthonen Reben

Das Weingut Fazenda Prádio gehört zur D.O. Ribeira Sacra. Ein paar Jahre erzeugte Javier Seoane seine Weine außerhalb des DO-Reglements, weil er bestimmte Vorgaben des Kontrollrats nicht einhalten wollte. Da sich einige DO-Regeln bzgl. Weinanbau und Weinbereitung inzwischen geändert haben, ist Fazenda Prádio seit diesem Jahr wieder Mitglied im DO-Gebiet.

Jenes Anbaugebiet Ribeira Sacra besteht aus fünf Subregionen, die sich an den Flüssen Miño und Sil entlang ziehen. Letztgenannter Fluss ist berüchtigt für seine spektakulären Steillagen, worüber ich auf diesem Blog bereits einen Beitrag zum Weingut Algueira verfasst habe.

Die fünf Hektar von Fazenda Prádio liegen terrassenförmig am Fluss Miño in der Subzone Chantada. Die Luftlinie zum Atlantik beträgt etwa 70 Kilometer. Das Klima ist feucht-atlantisch und zeigt auf rund 500 m Höhe zudem einen kühlen kontinentalen Charakter. Dies begünstigt frische Weine mit moderaten Alkoholgraden. Soweit es das Klima zulässt, arbeitet Javier Seoane im Weinberg biodynamisch. In besonders nassen Jahren kann es aber vorkommen, dass er konventionelle Methoden einsetzen muss.

Top sind der Loureira LRR und der Merenzao MRZ
2. v. r.: LRR 2018. Ebenfalls klasse der MRZ 2018 aus der roten Sorte Merenzao.

Sein Vater habe zuerst nur Mencía gepflanzt, erzählt uns Javier Seoane. Er ändert das schrittweise. Inzwischen sind auch Brancellao, Merenzao, Caiño Longo, Doña Branca und Loureira im Anbau. Obwohl diese Sorten den meisten Weinliebhabern außerhalb Galiciens unbekannt sind und obwohl sie verglichen mit Albariño, Mencia und Godello selten vorkommen, so machen sie doch einen wichtigen Teil der galicischen Weinidentität aus. Für mich ist Galicien als Weinland auch wegen dieser Sorten so ungemein spannend.

Gerade die Gewächse aus der Rotweinrebe Merenzao sind mitunter hochfein und einzigartig, darunter auch der Fazenda Pradio MRZ 2018: helle Farbe, niedriger Alkoholgehalt, weich, warm und frisch am Gaumen. Wer diese Weine trinkt, wird weniger an Spanien, sondern mehr ans Burgund denken. Im französischen Jura heißt die Sorte Trousseau. Da es hier und jetzt aber um die weiße Loureira geht, will ich es bei dem kurzen Hinweis belassen. Merenzao & Co. werden auf diesem Blog garantiert noch einen eigenen Beitrag erhalten. Bleiben Sie also bitte dran.

Schautafel zu den autochthonen Weißweinsorten Galiciens, darunter auch die Loureira
Schautafel zu den autochthonen Weißweinreben Galiciens

Weitere Infos:

“Support your local grape” ist eine Beitragsserie über autochthone Rebsorten Spaniens. Zu allen Blogartikeln in dieser Reihe gelangen Sie über diesen Link.

Link zum Weingut: www.fazendapradio.com

Hinterlasse einen Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert