Fino, Fisch, Familie und 11 Fakten über Sherry

Fino-Fisch-Titel

Deutschlands größte Sherry-Verkostung verschafft mir die Gelegenheit diesem Blog kurzzeitig einen Schwenk zu geben. Bislang ging es auf dieser Plattform vorrangig um Spaniens Winzer, Weingüter und Anbaugebiete. Nun nutze ich den Ausflug in die Welt der Sherrys, um mich begleitend mit dem Thema Speisen zu befassen und dabei Familie, Freunde, meine Umgebung und mich etwas näher vorzustellen. Ich hoffe, ich langweile Sie nicht …

Das da unten auf dem Foto ist Yasmin. Meine Nachbarin.

Ich habe sie gebeten Fotos für diesen Artikel zu machen, und sie legt sich gerade einen Teller des galicischen Gerichts Pulpo a la Gallega zurecht.

Was Foodstyling und Foodfotografie betrifft, sind wir Absolute Beginner, um ein paar Jungs aus einer norddeutschen Stadt zu zitieren, in der es besonders viele gute Foodfotografen zu geben scheint. Macht nichts, jeder fängt mal an, und wir haben echt Spass dabei.

Das Szenenbild gibt hier übrigens unser „Patio“ ab, den ich von meinem Büro aus betreten kann. Ich liebe diesen von allen Seiten eingemauerten Ort. Man ist ganz für sich und doch an der frischen Luft.

Meine Hand kommt jetzt ins Spiel, weil ich finde, dass wir zu wenig Gläser mit Manzanilla auf dem Tisch stehen haben. Es geht hier schließlich um Sherry.

Yasmin ist anderer Meinung und nimmt die Gläser wieder weg. Sie will jetzt endlich dieses Foto machen.

Ein Bett aus gedämpften Kartoffelscheiben, gesalzen und mit Olivenöl beträufelt, darauf den gekochten Tintenfisch und noch etwas Paprikapulver dazu. Das ist alles, ganz einfach.

Schmeckt gut zu Weißweinen mit knackiger Säure aus Reben wie Albariño, Godello und Treixadura. Funktioniert aber auch ganz prima mit dem Manzanilla, der zwar weniger saftige Säure enthält, dafür eine frische und belebende salzige Note mitbringt.

Uff, Foto geschafft. Jasmin ist glücklich. Darauf einen Manzanilla.

Wir sind aber noch nicht fertig. Am nächsten Tag muss Yasmin wieder anrücken. Diesmal gibt es Fisch und Fino. Meine Frau Emily und ich haben den Tisch im Garten bereits angerichtet.

Da sitzen wir und prosten uns zu. Na ja, eigentlich blicken wir in die Kamera und halten unsere Gläser hoch. Das Ofengemüse und die drei gebackenen Forellen sind auch schon fertig. Man sieht sie ein wenig aus dem Backblech hervorlugen.

Mein Schwiegervater Lars setzt sich unten mit an den Tisch, und diesmal prosten wir uns wirklich mit Fino zu. Schmeckt schön rund und fruchtig dieser trockene, strahlend gelbe Sherry, und ich muss eigentlich nicht erwähnen, dass Fino prima zu Fisch passt.

Oh je! Der Fisch ist weg, bevor Yasmin ihn fotografieren konnte. Das tut uns leid.

War’s das schon? Nein. Damit wissbegierige Leser und Leserinnen mit diesem Beitrag nicht ganz im Regen stehen, hier 11 Fakten über Sherry:

  1. Sherry ist einer der ältesten Weine der Welt, er wurde vor über 3.000 Jahren von Phöniziern in die Region des heutigen Jerez de la Frontera gebracht und hergestellt.
  2. Der Begriff Sherry leitet sich vom arabischen Wort „Sherish“ ab, das eben die Stadt Jerez bezeichnet.
  3. Sherry kommt aus Andalusien, genauer aus der Provinz Cádiz und noch genauer aus dem sogenannten Sherry-Dreieck, das die Städte Jerez de la Frontera, El Puerto de Santa María und Sanlúcar de Barrameda bilden.
  4. Die Anbaufläche in diesem als D.O. Jerez-Xérès-Sherry ausgewiesenen Weingebiets beläuft sich auf etwa 8.000 Hektar. Früher waren es sogar 30.000 Hektar, aber der Konsum von Sherry war rückläufig, vor allem bei einstigen Großabnehmern wie in Großbritannien.
  5. Der Konsum von Premium-Sherrys ist hingegen ansteigend. Klasse statt Masse.
  6. Die Hauptsorte ist die weiße Palomino, die auf rund 95 Prozent der Rebfläche angebaut wird. Fast alle Sherrys werden aus ihr gewonnen. Der dicht-konzentrierte, sehr süße PX stellt eine Ausnahme dar: Er wird aus der weißen Traube Pedro Ximénez gekeltert.
  7. Sherry entsteht in einem einzigartigen Klima direkt am bzw. nahe am Atlantik. Im Manzanilla (so wird der trocken ausgebaute Fino aus Sanlúcar de Barrameda genannt) zeigt sich die Meeresbrise sogar am Gaumen: Dieser Sherry enthält salzige Geschmacksnoten.
  8. Albariza heißen die weißen Kalkböden, auf denen die Reben für den Sherry wachsen. Sie können große Mengen an Wasser speichern und den Rebstock so selbst bei extremer Trockenheit noch mit Nährstoffen versorgen.
  9. Die Sherry-Familie beinhaltet nahezu alle Geschmacksrichtungen und Farben: von knochentrocken bis sirupartig süß, von strohgelb bis dunkelbraun. Der Alkoholgehalt von Sherry – jeder wird mit Weingeist verstärkt (gespritet) – liegt je nach Stil und Ausbauart bei 15 bis 22% Vol.
  10. Um eine gleichbleibende Qualität zu gewährleisten, werden Sherrys über mehrere Jahrgänge hinweg verschnitten. Dies erfolgt im sogenannten Solera-Verfahren, das auf der Webseite dieses Sherry Shops besonders gut und verständlich erklärt wird.
  11. James Bond hat mal wieder recht: Wie er in Diamantenfieber kundig feststellt, gibt es auch Sherrys einzelner Jahrgänge – die sogenannten Jahrgangssherrys.

weiße Kalkböden in DO Jerez-Xérès-Sherry
Ein für die D.O. Jerez-Xérès-Sherry typischer weißer Kalkboden (Foto: Fernando Briones / © ICEX)

Schön, wenn Sie bis hierhin durchgehalten haben! Denn es gilt noch ein Geheimnis zu lüften. Nein, nicht das des Palo Cortado, das ist eine andere Geschichte und die kann dieser Film viel besser erzählen als ich. Die norddeutsche Stadt, von der ich zuvor schrieb, klar, wissen Sie, ist Hamburg. Aber wer sind die vielen guten Foodfotografen? Die finden sich unter anderem hier und hier. Dass ich das als Ex-Berliner so frei bekenne, mag etwas heißen.

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