Aufregendes Arribes – El Hato y el Garabato

Im entlegenen Grenzland zu Portugal zieht der Duero einen tiefen Canyon in die Landschaft. An den Hängen zur Schlucht und auf dem darüber liegenden Plateau bewirtschaftet das Weingut El Hato y el Garabato acht Hektar Weinberge. In kaum einer anderen Region Spaniens ist die Vielfalt an autochthonen Reben so groß wie hier in der D.O. Arribes. Aus Sorten wie Juan Garcia, Bruñal, Bastardo, Rufete und Doña Blanca keltert José Beneitez aufregende Weine.

Weinberg von El Hato y el Garabato in Arribes.
Weinlage von El Hato y el Garabato am Rand des Canyons in Arribes

Vom Förster zum Winzer

Der gelernte Umweltingenieur José Beneitez arbeitete ursprünglich als Förster. Nach einigen Jahren hatte er das Gefühl seinem Leben „einen Wandel geben zu müssen“, wie er rückblickend sagt. José und seine Frau Liliana Fernández suchten nach einer neuen Motivation und Herausforderung. Die Idee eines eigenen Weinguts lag für sie nahe, denn die Josés Familie hatte mehrere Weinberge im Besitz: Mischsätze mit alten Reben, die der Urgroßvater gepflanzt und kultiviert hatte.

Bevor sich José Beneitez im Jahr 2015 an seine eigene Weinproduktion machte, studierte er Önologie und Weinbau an der Universität von La Rioja. Anschließend sammelte er Praxiswissen bei Dominio del Bendito im Anbaugebiet Toro sowie in Kalifornien und Australien. Am Prägendsten war das Jahr in Portugal bei Dirk Niepoort – ein Weinmacher, der als ausgesprochen offen und experimentierfreudig gilt. Bei Niepoort, sagt José, habe sich sein Verständnis von Wein verändert und geschärft. Parallel zu Josés Werdegang im Weinsektor bildete sich Liliana im Weinmarketing weiter. Gemeinsam sind sie El Hato y el Garabato.

José Manuel Beneitez im Weinberg
José Beneitez in einem seiner Weinberge in Arribes

Alte Reben, Granitsand und Höhenlagen

José Beneitez gelingt es aus autochthonen Rebsorten, die in Deutschland und selbst in Spanien kaum jemand kennt, spannende Weine zu erzeugen. Kein Wunder, bei diesem Terroir: Die Reben in Josés Weinbergen sind 80 bis 120 Jahre alt. Sie wurzeln auf dem Hochplateau in Böden, die hauptsächlich aus Granitsand bestehen. In den Hängen zur Duero-Schlucht hin kommt hingegen Schiefer häufiger vor. Josés Weine enthalten entsprechend einen mineralischen Akzent.

Darüber hinaus treffen in Arribes verschiedene Klimazonen aufeinander: atlantische, mediterrane und vor allem kontinentale Einflüsse sind spürbar. Die Unterschiede zwischen frostigen Wintern und heißen Sommern sind recht groß. Bei der Höhenlage von rund 800 m.ü.NHN sinken die Temperaturen in den Sommernächten außerdem beachtlich. Diese Abkühlung verlängert den Reifezyklus der Beeren und begünstigt die Säurebildung. So kommen die Weine von El Hato y el Garabato frisch und saftig daher.

Alte Rebe, El Hato y el Garabato, Arribes
Alte Rebe im Weinberg von El Hato y el Garabato

Geringe Erträge, hohe Qualität

Die alten Reben in den Weinbergen von José ergeben in Kombination mit den Böden aus Granitsand und Schiefer geringe Erträge. Die Moste sind dafür konzentriert und aromatisch und von ausgezeichneter Qualität. Vergoren werden sie natürlich bzw. spontan, also ohne Zugaben von Zuchthefen.

Acht Hektar Rebland verteilen sich auf 25 Parzellen. Der Weinanbau erfolgt nach biologischen Maßstäben, wenngleich die Weine selbst nicht bio-zertifiziert sind. Gerade für kleine Weingüter mit vielen kleinen Parzellen ist der Erhalt eines Biozertifikats zu teuer und mit zu viel Verwaltungsarbeit verbunden.

Nur 15.000 Flaschen im Jahr beträgt die Produktion. Bei dieser relativ geringen Menge kann man die Trauben noch wie früher mit den Füßen stampfen, denkt sich José, und macht genau das. Dies sei eine schonendere Methode als eine Entrappungsmaschine zu benutzen, erklärt er. Seine rote Hauptsorte Juan Garcia sei empfindsam. Ergo will er sie lieber vorsichtig mit den Füßen behandeln. Die Methode passt außerdem zu Josés Philosophie: Er will Weine aus ehrlicher Handarbeit (bzw. Fußarbeit) erzeugen.

Beim Traubenstampfen
Old School: Trauben mit Füßen zermatschen

Juan Garcia und Doña Blanca – ein hübsches Paar

Ähnlich der Pinot Noir verfügen die Beeren der Juan Garcia über eine dünne Schale. José liebt diese rote Rebsorte, obwohl sie in seinen Worten „verflucht kompliziert“ ist. Sie sei empfindlich und schwierig zu bearbeiten. Aber José findet, dass sich der Aufwand lohnt.

Ich übrigens auch: Der Rotwein „Sin Blanca 2016“ besteht zu 85% aus Juan Garcia und geringen Anteilen von Rufete, Bastardo und Bruñal. Im Duft tritt eine kühle Aromatik zutage, welche Johannisbeere freigibt. Das Rückgrat bilden präsente, fein integrierte Tannine. Alles in allem ein eleganter und saftiger Rotwein mit einem zartbitteren Abgang und einem vielschichtigen Geschmacksprofil.

Ebenfalls zu 85% aus Juan Garcia gekeltert ist der ungefilterte Roséwein „La Jefa 2017“. Er schmeckt staubtrocken, rauchig-mineralisch und wird von Zitrusaromen dominiert. Würde dieser Rosado bei einem Blind-Tasting in schwarzen Gläsern serviert, hielte ihn die Mehrheit der Verkoster wohl für einen Weißwein.

Otro Cuento und Sin Blanca. DO Arribes
Ein feines Paar: Sin Blanca 2016 und Otro Cuento 2018

Apropos Weißwein: Die Hauptsorte für den „Otro Cuento 2018“ stellt die weiße Doña Blanca. Der Wein zeichnet sich durch eine packende Säure und frische Apfelaromen aus. Anfangs zeigt er einen Muffton, der mir eigentlich ganz gut gefällt und der sich rasch verflüchtigt. Das Reifepotenzial ist gegeben, wie die parallele Verkostung des mächtig geratenen 2016er-Jahrgangs zeigt. Dieser hat eine animierende Aromatik von Trockenblumen, Heu und Erde entwickelt. Das schmeckt voluminös und spannend.

Last but not least füllt das Weingut den Einzellagenwein „De Buena Jera“ ab. Es ist ein sortenreiner Juan Garcia aus sehr alten Reben. Die Auflage dieses Rotweins liegt bei knapp 1000 Flaschen. Der 2015er-Jahrgang ist geschmeidig und elegant und hat Tiefgang. Absolute Klasse und eine Rarität, die ihren Preis hat: Sollte der Wein in den deutschen Handel gelangen – und das ist für diesen wie für alle anderen Gewächse von El Hato y el Garabato unbedingt zu hoffen – dürfte er bei etwa vierzig Euro liegen.

Liliana Fernández bei der Weinlese
Liliana Fernández bei der Weinlese

Aus Spaniens wildem Westen

Ich habe José Beneitez und Liliana Fernández im Mai auf der Fenavin am Stand der DO Arribes kennengelernt. Dort habe ich erstmals ihre Weine verkostet. Es war der dritte Tag dieser größten spanischen Weinmesse, und ich hatte die beiden Tage zuvor bereits über 200 Weine probiert, darunter zahlreiche Spitzengewächse.

Dennoch haben jene von El Hato y el Garabato einen großen und nachhaltigen Eindruck auf mich gemacht. Natürlich zum einen, weil sie schlichtweg sehr gut sind. Zum anderen aber auch, weil da „mehr“ ist als guter Wein: Arribes ist eine wilde und abgelegene Region. „Ein harter Ort mit einer starken Persönlichkeit“, wie José sagt und ergänzt: „Eine versteckte und vergessene Ecke mit einem einzigartigen Weinerbe und einem enormen Reichtum an Rebsorten.“

Das Wilde, Ungezähmte und Individuelle ist in den Weinen von El Hato y el Garabato genauso spürbar wie Eleganz, Klarheit und Finesse. Das macht die Gewächse dieses jungen Weinguts so interessant und aufregend.

Weinberg von El Hato y el Garabato, DO Arribes
Weinberg von El Hato y el Garabato, DO Arribes. (Foto: Pi Valbuena Fotografia)

Weitere Informationen

Bildnachweis: Die Fotos 1-4 und 6-7 in diesem Beitrag mit freundlicher Genehmigung von El Hato y el Garabato.

Bezugsquelle Deutschland: www.vinocentral.de
Bezugsquelle Schweiz: www.rebwein.ch

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