Rueda neu betrachtet

Esmeralda Garcia. Alte Verdejo-Reben in Segovia, Rueda.

Als ich 2017 mit einer Pressegruppe in Rueda unterwegs war, bekam ich einen Eindruck davon, was Weinindustrie ist. In jungen Jahren machte ich eine Ausbildung zum Maschinenschlosser, und eine der Kellereien, die wir in Rueda besuchten, erinnerte mich an die Fabrik von damals: Ich sah enorme Produktions- und riesige Lagerhallen, große Abfüllanlagen, elend lange Fließbänder und Arbeiter in Schutzkleidung. Natürlich arbeiteten sie im Schichtbetrieb, die Bänder dürfen schließlich nie stillstehen. Auch die quadratisch-praktische Industriearchitektur stellte ein Déjà-vu-Erlebnis für mich dar. 

Eine Ecke in einer Weinfabrik.
Eine Ecke in einer Weinfabrik, irgendwo in Rueda

Besuchten wir ein Weingut mit einer Produktion von 200.000 Flaschen im Jahr, dann entschuldigte sich der Inhaber sogleich, dass er „nur sehr klein“ ist. Ein anderes Weingut, das jährlich zwei Millionen Flaschen abfüllt, bezeichnete sich als „mittelgroß“. So ein bisschen bekam ich den Eindruck, dass Größe in Rueda eine wichtige Rolle spielt.

Einmal zeigte uns der Sohn eines Weinmachers den Fuhrpark. Da kauerte ein kleiner, verrosteter, in die Jahre gekommener Traktor, auf den er zeigte. Der gehörte seinem Großvater. Ein paar Meter daneben stand ein blitzeblanker, monströs großer Vollernter für die Weinlese. Der gehört seinem Vater, und der Sohn, das sah ich ihm an, war stolz über diesen Fortschritt. Ich glaube, die Erntemaschine war ein Statussymbol für ihn.

Viele Betriebe in Rueda führen die Weinlese nachts mit dem Vollernter aus.
Viele Betriebe in Rueda führen die Weinlese nachts mit dem Vollernter aus.

Rueda – das erfolgreichste Weißweingebiet Spaniens

Es wäre zu einseitig und falsch, die gesamte Appellation D.O. Rueda als „Industrie“ abzustempeln. Es gibt D.O.-Mitglieder wie Belondrade, Javier Sanz Viticultor und Campo Eliseo, die Trauben von Hand lesen und mit autochthonen Hefen vergären. Im Falle von Javier Sanz kümmern sie sich außerdem um den Bestand seltener lokaler Rebsorten und um Parzellen mit über 150 Jahre alten Reben. Doch selbst diese Erzeuger mit ihren teils hervorragenden Weißweinen können nicht verhindern, dass die Masse der Weine aus der D.O. Rueda in bestimmten Szenekreisen mit Beliebigkeit assoziiert wird.

Zweifellos ist Rueda im Mainstream angekommen: Als in den 2000er-Jahren unter britischen Weinexperten erstmals von der New Wave of Spanish Wine die Rede war, dann fielen dabei oft die Namen Rueda und Verdejo, die Hauptsorte in der Region. Heute würde niemand mehr auf die Idee kommen Rueda als das „neue Spanien“ zu bezeichnen. Stattdessen haben große Weinmarken aus Rioja und Weingruppen aus vielen Teilen Spaniens neue Dependancen in diesem Gebiet auf der kastilisch-leonesischen Hochebene gegründet. Rueda boomt, und ein Ende des Booms ist nicht in Sicht: Im Jahr 2000 umfasste die D.O. Rueda etwa 6.500 Hektar Rebland. Heute sind es knapp 18.000 Hektar.

Das Ergebnis dieses Wachstums ist eine Flut an Rueda-Weinen: So hält allein die D.O. Rueda einen 45-prozentigen Marktanteil im spanischen Weißweinsegment. Also beinahe die Hälfte. Man muss sich dies einmal vergegenwärtigen: Spanien – das größte Weinland der Welt – hat derzeit 70 Qualitätsweingebiete (D.O.) und 41 Landweingebiete (V.T.). In Sachen Weißwein kann es die D.O. Rueda also mit allen anderen 110 spanischen Appellationen zusammen aufnehmen.

Rueda liegt auf einer Hochebene auf 700 bis 900 m.ü.NN.
Rueda liegt auf einer Hochebene auf 700 bis 900 m.ü.NN. Ein kontinentales Klima mit kalten Wintern und heißen Sommern. In den Sommernächten kühlt es hingegen stark ab.

Sprechen wir von Rueda, dann reden wir automatisch von Verdejo. Jene weiße Traube ist seit gut tausend Jahren in Rueda heimisch – erste schriftliche Erwähnungen stammen aus dem 11. Jahrhundert. Vor der Reblausplage, gegen Ende des 19. Jahrhunderts, kam Rueda auf gigantische 90.000 Hektar im Anbau. Danach war von den Reben in Rueda nicht mehr viel übrig. Ein paar Verdejo-Reben, zumeist jene auf sehr sandigen Böden, überlebten.

Nach der großen Plage pflanzten die Winzer hauptsächlich die weißen Sorten Macabeo und Palomino Fino nach. Eine Zeit lang fristete die Verdejo ein Schattendasein, ehe sie in den 1970ern wiederentdeckt wurde. Damals begannen Weingüter wie Marques de Riscal den heute bekannten Rueda-Stil zu entwickeln und die Verdejo wurde stetig beliebter. Gegenwärtig kommt die Traube auf etwa 87 Prozent im Anbau. Den Rest stellen Sauvignon Blanc, Macabeo, Palomino Fino, Chardonnay und in ganz geringem Maße (unter einem Prozent) ein paar rote Sorten.

Rueda ohne D.O. und Verdejo mit Charakter

Ganz Spanien liebt und trinkt „Rueda“ – der Name ist mittlerweile eine Marke für sich. Er steht für einen frischen, fruchtigen und wiedererkennbaren Weißweinstil. Die Weine sind in der Regel günstig, einfach zu trinken und (manchmal) lecker – nette Alltagsweine, aber zumeist doch austausch- und verwechselbar. Von welchem Weingut der Wein stammt, ist vielen Spaniern deshalb egal. Hauptsache Rueda!

Habe ich ganz Spanien gesagt? Nein! Ein kleiner, aber stetig wachsender Kreis an WinzerInnen und fortgeschrittenen Weinliebhabern verweigert sich dem gängigen Muster industrieller Weinbereitung und trostloser Wein-Eintönigkeit. Die für mich interessantesten Erzeuger in Rueda sind in dieser Hinsicht Microbio Wines, Barco del Corneta und Esmeralda Garcia. Da sie es vorziehen ihre (Natur)Weine außerhalb der D.O.-Regularien zu keltern, kommen die Gewächse nicht mit der Bezeichnung „D.O. Rueda“ auf den Markt, sondern unter der Herkunft „V.T. Castilla y León“ oder der noch allgemeineren Angabe „Vino de España“.

Microbio und Barco del Corneta waren auf diesem Blog bereits Thema. Befassen wir uns also im Folgenden mit Esmeralda Garcia, mit der ich kürzlich ein halbstündiges Gespräch auf Zoom geführt habe.

Esmeralda Garcia – ein Ort, eine Rebsorte, völlig verschiedene Weine

Die Kellerei und Weinberge von Esmeralda Garcia befinden sich in und um die Ortschaft Santiuste de San Juan Bautista herum. Jenes Dorf in der Provinz Segovia zählt ein paar hundert Einwohner und ist anderthalb Autostunden nordwestlich von Madrid entfernt. Esmeralda ist hier geboren und aufgewachsen. Bevor sie 2013 für ihr eigenes Projekt wieder „nach Hause“ kam, arbeitete sie unter anderem in einem dieser großen Weinbetriebe der D.O. Rueda.

Esmeralda Garcia trinkt gerne guten Wein. Es muss nicht zwingend Natur- oder Biowein sein, erzählt sie. Trotzdem: Am meisten inspirierten sie Winzer wie Richard Leroy (Loire) und Kenjiro Kagami (Jura), sprich Naturweinmacher, die für ein spezifisches und persönliches Profil stehen.

Auch Esmeralda geht ihren ganz eigenen Weg: Der Sinn ihres Weinprojekts liegt für sie nicht darin, den gängigen, kommerziell erfolgreichen Rueda-Stil zu kopieren, sondern – im Gegenteil – den Charakter verschiedener Weinlagen zum Ausdruck zu bringen. Ihr geht es um einzigartige Weine mit Persönlichkeit. In dieser Hinsicht zeigt sie sich erfreut und fasziniert, „dass ich am selben Ort, mit der selben Rebsorte und bei identischer Weinbereitung so unterschiedliche Weine machen kann.“

Die Rebsorte ist freilich Verdejo. Und der Hammer: In den Weinlagen von Esmeralda Garcia stehen durchweg wurzelechte Reben aus Vor-Reblaus-Zeiten. Die Rebstöcke sind zwischen 130 und 220 Jahre alt. „Ein besonders schöner Teil meiner Arbeit ist, dass ich superalte Weinberge habe“, sagt sie dazu. 

Die Weinlagen von Esmeralda Garcia liegen auf 800 bis 900 m.ü.NN. Die Verdejo-Reben sind 130 bis 220 Jahre alt.
Die Weinlagen von Esmeralda Garcia liegen auf 800 bis 900 m.ü.NN. in der Provinz Segovia. Die Verdejo-Reben sind 130 bis 220 Jahre alt.

Alle Lagen- und Parzellenweine werden jeweils in einer einzigen Tonamphore ausgebaut. Die Auflage beträgt etwa 500 Flaschen. „Ich habe anfangs viel im Keller ausprobiert“, beginnt sie zu erzählen: „Mit den Jahren habe ich gemerkt, dass es am besten funktioniert, wenn ich so wenig wie möglich mache.“ Esmeralda presst die ganzen Trauben direkt und vergärt den Saft in einer Tonamphore. Bis zum Abfüllen bleibt der Wein in dieser einen Amphore, es findet also kein Umziehen statt.

Einzig der auflagenstärkste Ortswein Santyuste (eine Cuvée diverser Lagen) wird zu siebzig Prozent im Edelstahtank ausgebaut. Einfach deshalb, weil Esmeralda Garcia nicht ausreichend Tonamphoren im Keller hat, wie sie sagt. Ohne Ausnahme keltert sie sogenannte Naturweine. Sie verzichtet also auf Methoden der Weinbereitung wie Schwefelzugabe, Schönung und Filtrierung. Auch hat sie sich ganz dem Weißwein verschrieben. Sie hegt keine Ambitionen bezüglich Orangewein oder Ancestral.

It’s the terroir, stupid!

Wenn sie von ihren Weinbergen spricht, strahlt Esmeralda Garcia geradezu. Sie beginnt mit El Carrascal, der höchsten Lage auf 900 Metern. Der Weinberg befindet sich in einer flachen, kargen Landschaft ohne Bäume und mit einem extremen Klima. Generell fallen die Winter und Sommer in Rueda und insbesondere in Segovia sehr kalt bzw. sehr heiß aus. Esmeralda erzählt von aktuellen Wintertemperaturen von bis zu minus 18°C. Im Sommer kann es dagegen 40°C und sogar noch heißer werden. Nachts gehen die Temperaturen im Sommer jedoch auf 12°C bis 15°C stark zurück.

Die Erde von El Carrascal ist übersät mit großen Rundsteinen. Die dicken Steine speichern die Tageshitze im Sommer und der Boden kann über 50°C heiß werden. So kommt der gleichnamige Wein – in Esmeraldas eigenen Worten – muskulös und alkoholisch daher.

Esmeralda Garcia in der Weinlage El Carrascal.
Esmeralda Garcia in der Lage El Carrascal

Im Vergleich dazu befindet sich die unweit entfernte Lage Vayuste in einer völlig anderen Landschaft. Der Weinberg liegt in einem Kiefernwald an einem Fluss. Die Reben wachsen hier zwischen den Kiefern. Ferner erzählt Esmeralda von einem feinen Sandboden wie an einem Strand. Durch die Konkurrenz mit den Kiefern wachsen die Rebstöcke insgesamt langsamer. Zudem erzeugen der Schatten der Bäume und die Flussnähe ein kühleres Mikroklima. Der Wein falle entsprechend leichter aus, meint Esmeralda. Ich finde den 2019er sehr elegant und klar.

Der Lagenwein Vallejo entsteht wiederum aus den Reben, die sich direkt im Dorf befinden. Esmeralda erzählt von einer harten, klumpigen Lehmerde. Der Sand darüber sei außerdem viel gröber als in der Vayuste-Lage. Die Blätter der Reben würden sich rau wie Schmirgelpapier anfühlen und Esmeralda findet, dass der Wein ein wenig wie diese Blätter ist: Er sei ebenfalls grob und ungeschliffen und habe eine „grüne Säure“, wie sie es ausdrückt. Als „kantig und abweisend“ beschreibt der Kritiker Felix Bodman auf seinem Schnutentunker-Blog den Vallejo übrigens in ähnlicher Weise. 

So hat jede Weinlage und der Wein daraus einen eigenen Charakter. Auf Fuentecilla trifft das natürlich ebenfalls zu. Der Name bedeutet „kleine Quelle“. Der Weinberg liegt an einem leichten Hang, der von Wasseradern durchzogen ist und deren Wasser teils an die Oberfläche drückt. Die Rebstöcke wachsen deshalb enorm in die Höhe, manche sind bis zu 1,80 Meter hoch. Außerdem sind die Beeren dicker und ihre Schalen dünner. Sie verfügen also über mehr Saft als jene aus den anderen Lagen.

Alte Verdejo-Reben bei Esmeralda Garcia, Segovia, Rueda.
Die Parzelle Las Miñañas mit 205 Jahre alten Verdejo-Reben, in Segovia, Rueda.

Esmeralda Garcia hat nie Önologe studiert. Dennoch sagt sie: „Wein war mein Leben“. Seit sie denken kann, hat die Familie Wein für den Eigenbedarf gekeltert. „Die Weinernte war immer ein großes Fest in der Familie.“ Am emotionalsten ist ihre Beziehung deshalb zur Parzelle Las Miñañas, denn es war der erste Weinberg der Familie; der erste Weinberg, den ihr Großvater erstand. Den Wein Las Miñañas baut Esmeralda in Tonamphoren aus. Der Jahrgang 2019 hat enorme Kraft, ist vielschichtig, expressiv und lang im Nachhall. Las Miñañas ist ziemlich großes Verdejo-Kino.

Parzelle und Wein sind nach dem Spitznamen der Urgroßmutter benannt. Sie stammte aus Galicien und konnte den traditionellen galicischen Tanz „La Muñeira“ aufführen. Davon leitet sich der Übername ab. Eigentlich erhalten in spanischen Dörfern zumeist die Männer einen Beinamen. Im Falle von Esmeraldas Familie haben allerdings die Frauen einen bekommen. Er wird von Generation zu Generation weitervererbt. Insofern ist auch Esmeralda Garcia eine der „Las Miñañas“ von Santiuste de San Juan Bautista.

Make Rueda (and Verdejo) Great Again!

Eingangs hatte ich von einem Weingut der D.O. Rueda berichtet, das sich mit 200.000 Flaschen bereits als „sehr klein“ bezeichnete. Was ist dann Esmeralda Garcia, die nur 18.000 Flaschen im Jahr abfüllt? Da sie jede Arbeit im Weinberg und Keller alleine ausführt (abgesehen von der Weinernte), sind ihr bezüglich Wachstum freilich Grenzen gesetzt. Aber das ist – so glaube ich es im Gespräch herauszuhören – für sie auch gar nicht entscheidend: „Bei mir ist das Weinmachen zu einem Lebensstil geworden“, meint sie abschließend. Und was mich betrifft, so finde ich ihr Projekt und ihre Verdejo-Weine um Längen spannender und großartiger als alles, was ich aus der D.O. Rueda kenne. Es kommt eben nicht auf die Größe an!

Rueda, Verdejo, Charakter, Klasse.

Weitere Infos:

Fotos 1-3, 7: © Spaniens Weinwelten
Fotos 4-6: © Esmeralda Garcia

6 Kommentare

  1. Hallo Thomas,
    Danke für den schönen Bericht. Die Weine sind wirklich etwas ganz Besonderes.
    Ich finde, fairerweise muss man erwähnen, dass selbst bei den größten Weinfabriken die Hektar-Erträge noch auf VDP-Niveau liegen. Das fünfjährige Mittel liegt unter 100.000 Tonnen Trauben Gesamtproduktion. Fürs Gebiet ist der Schnitt also niedriger als der Höchstertrag für Riesling-GGs. Auch beim Urteil über den Vollernter würde ich mehr Gnade walten lassen. Letztlich kann nur die Maschine nachts lesen und wer die nicht nutzt, baut dann halt ein Kühlhaus, um die tagsüber geernteten Trauben wieder runter zu kühlen, weil man sie sonst kaum verarbeiten kann. Da hast Du die Wahl zwischen Pest und Cholera und selbst manche Bio-Betriebe setzen lieber auf die Maschine. Im übrigen sind die Dinger heutzutage unglaublich sanft zu Pflanze und Traube. Gerade bei so gleichmäßiger Witterung wie in Rueda, wo Du keine großen Reifeunterschiede zwischen den Trauben eines Stocks hast, ist das Ding kein kritischer Faktor (mehr).
    cheers
    Felix

    1. Hallo Felix,
      Danke für deinen Kommentar und die Hinweise. Du hattest ja bereits einen klasse Beitrag zu Esmeralda Garcia geschrieben!
      Deine Ausführungen sind richtig. Was die D.O. Rueda betrifft, habe ich an den Ernteerträgen und am Vollernter ebenfalls nichts auszusetzen. Es geht mir eher um einen inzwischen gängigen Rueda-Stil, der in vielen Fällen beliebig und austauschbar ist. Ich kann das aus ökonomischen Gründen sogar nachvollziehen, weil diese zugänglichen Weißweine mit ihrem frisch-fruchtigen Stil so populär in Spanien sind. Ich hatte die Absatzzahlen genannt. Wenn ich zum Beispiel in ein Strandrestaurant in Málaga gehe, dann trinken sogar da die Leute viel mehr Verdejo als regionale Weine (sofern es überhaupt welche im Angebot gibt). Derart dominant ist Rueda-Verdejo in vielen Landesteilen. Klar ist: Wenn du die Masse an Leuten bedienst bzw. bedienen willst, dann dürfen die Weine natürlich nicht unkonventionell sein. Und mehrheitlich bedienen die Erzeuger der D.O. Rueda diesen (Massen)Geschmack mit einfachen, frischen, netten Weinen. Es gibt Situationen, in denen ich diese Weine sogar gerne trinke. Günstig sind die Weine auch, das hilft ebenfalls (da kommt die Industrie ins Spiel), weil viele Leute ungerne viel Geld für Wein ausgeben.
      Ich bin mir bewusst, dass ich hier Verallgemeinere. Die D.O. Rueda ist groß und nicht homogen. Das Image der D.O. Rueda in der spanischen Weinszene – bei den Freaks – geht trotzdem klar in die Richtung Mainstream und Industrie. Für viele Leute aus der „Szene“ ist Rueda ein Synonym für diese Begriffe. Ein bisschen Übertreibung steckt da vielleicht dahinter, aber ganz von der Hand zu weisen ist es auch nicht.
      Winzerinnen wie Esmeralda García oder Beatriz Herranz von Barco del Corneta sind da ein echter Gegensatz, weil sie eine ganz andere Philosophie und Herangehensweise in Bezug auf Wein und Weinerzeugung verfolgen. Ihnen geht es um Individualität und Einzigartigkeit bei ihren Weinen. Ich persönlich finde diesen Kontrast zwischen D.O. und diesen außerhalb der D.O. arbeitenden Winzerinnen bemerkenswert.
      Beste Grüße!
      Thomas

      1. Ich kenne das ja aus Deutschland. Wir sind ja noch extremer: alles jenseits von 5 Hektar ist Industrie. Aber als ich jetzt über Ostern in Spanien war, habe ich ein paar Sachen aus Rueda getrunken und war zum Beispiel von Cuatro Rayas sehr angetan – und das ist, was, der größte unter den bösen Großen? Die machen aber nicht nur an der Basis einen erstaunlichen Job, die machen auch den Amador Diez. Da gehören ihnen 10 Hektar oder so, die sind auch prä-Reblaus. Gibt schöne Videos auf der Homepage, wo Du am Stand der Sonne und Dicke der Anoraks auch siehst, dass die Lese beim ersten Sonnenstrahl los geht. Das sieht nicht so anders aus als in Segovia. Und daraus machen die dann richtig gutes Zeuch, weil in der Regel Menschen, die Wein machen auch Wein lieben und wenn’s irgend geht, Vollgas geben. Das finde ich immer erwähnenswert, vor allem, weil ich in letzter Zeit auch ein paar unfassbar banale Handwerksweine aus Grünspanien im Glas hatte.

        1. P.S. Verdejo hat halt auch diesen tollen würzigen Touch, mit dem man ganz viel machen kann und ja, ich hatte auch Sachen, da war das abtrainiert und deswegen sind wir klar auf der selben Seite. Aber ob das weggebügelt oder kultiviert wird, hängt in meiner Wahrnehmung eben nicht von der Größe des Betriebes ab.

        2. Hallo Felix. Der Viñedos Centenarios von Cuatro Rayas ist ein klasse Wein. Ich habe vor zwei, drei Jahren sogar mal einen Blog darüber und über die Kooperative gemacht. Von den „bösen Großen“ spreche ich generell nicht, und bei Kooperativen sowieso nicht. Ich finde es auch richtig, dass du das so klar sagst: Klein bedeutet nicht automatisch gut, und groß nicht automatisch schlecht. Bin ich voll D’Accord mit dir. Den Amador Diez habe ich als zu holzig in Erinnerung, habe ich den Leuten von Cuatro Rayas bei der Verkostung damals auch gesagt. Jahrgang kann ich mich nicht mehr erinnern. Aber das ist Geschmacksache und kein Qualitätskriterium. Auf jeden Fall, da stimme ich dir ebenfalls zu, machen die im oberen Bereich sehr gute Weine. Und als Kooperative mit über 1000 Hektar haben sie natürlich ein paar unglaubliche Schätze wie die von dir erwähnten Vor-Reblaus-Weinberge.
          Beste Grüße!
          Thomas

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