Casa Rojo und der Machoman

Casa Rojo in Jumilla

„Mit Casa Rojo kannst du eine Weinreise durch ganz Spanien unternehmen“, sagt mir Toñi Perea gleich zu Beginn meines Besuchs. Und in der Tat: Schon in der Eingangshalle der architektonisch an das Bauhaus erinnernden Kellerei verweisen neun Tafeln auf jene neun Appellationen, in denen Bodegas Casa Rojo jeweils einen Wein aus der lokaltypischen Rebsorte keltert: Mencia in der DO Bierzo, Godello in der DO Valdeorras, Tempranillo in der DOCa Rioja, Verdejo in der DO Rueda und so fort.

Ich bin in Jumilla gelandet und dies verlangt natürlich nach einem Wein aus Monastrell, den die Weinmacher José Luis Gómez, Laura Muñoz und Patrick Meraz in dieser im Südosten Spaniens gelegenen Region erzeugen. Das Gewächs heißt recht plakativ „Machoman“. Vielleicht weil der Weinmacher José Luis ein wenig wie ein Macho aussehe, scherzt Toñi. Außerdem, fährt sie fort, bedeute „macho suelo“ in der spanischen Weinsprache „karger Boden“. Und eben genau auf kargen Kalk-, Ton- und Sandböden wachsen die Reben des Machoman.

Casa Rojo: ein junges Weinprojekt für hochklassige Weine
Casa Rojo wurde 2011 von den Weinmachern José Luis Gómez und Laura Muñoz gegründet. Die beiden Winzer sind somit die Inhaber des Weinguts, dessen Headquarter irgendwo im nirgendwo in der DO Jumilla steht. Das Klarheit und Geradlinigkeit kommunizierende Gebäude beherbergt neben der Kellerei auch die Büros und das Weinlager des gesamten Verbunds, also aller neun Kellereien. Von Jumilla aus werden die Casa-Rojo-Weine in 62 Länder auf allen Kontinenten transportiert.

Der Name Casa Rojo knüpft eine Familientradition auf: Die Großeltern von Laura Muñoz gründeten 1920 eine Bodega namens Casa del Rojo. So zeigt sich in diesem jungen Weinprojekt auch eine gewisse historische Linie.

Landschaft und Weinberge Casa Rojo
Kleinteilige Parzellen mit unterschiedlichen Böden.

„Irgendwo im nirgendwo“ ist freilich eine sehr ungenaue Ortsbeschreibung. Etwas präziser Bitteschön: Casa Rojo liegt auf etwa 600 m Höhe in einem landschaftlich reizvollen Tal, das im Süden durch den Bergzug Sierra de la Pila und im Norden durch die über 1300 m hohe Sierra de El Carche eingegrenzt und geschützt ist. Es herrscht ein trockenes mediterran-kontinentales Klima mit vielen Sonnenstunden und Temperaturunterschieden von bis zu 20º C zwischen Tag und Nacht im Sommer. Die relativ kühlen Nächte geben den Rebstöcken eine Ruhepause, verlängern die Reifezeiten der Trauben und sorgen so für eine gute Frucht-Säure-Balance der Beeren. Mit Trockenheit und Hitze kommt die autochthone Sorte Monastrell gut zurecht, sie wird traditionell in Einzelstockerziehung gehalten und muss noch nicht einmal bewässert werden, um in diesen extremen Klimabedingungen zu überleben. Eine steife Brise, die häufiger durch das Tal weht, schützt darüber hinaus vor Schädlingsbefall.

„Unser Terroir ist einzigartig und speziell“, meint Toñi, die bei Casa Rojo für Kommunikation und Weintourismus zuständig ist. Deshalb beantrage man auch den Status als „Vino de Pago“. Was diese höchste Qualitätsbezeichnung für spanische Weine ist und bedeutet, habe ich schon einmal in diesem Artikel beschrieben.

Mit Toni im Weinberg
Toñi Perea begutachtet eine Monastrell-Rebe.

Rund um Casa Rojo sind auf sieben Hektar diverse Weinparzellen mit unterschiedlichen Bodenformationen verteilt, auf denen die Reben des Machoman wachsen. Auf weiteren 16 Hektar befinden sich Neupflanzungen, die neben Monastrell auch die Sorten Garnacha und Syrah aufweisen. Bei der Ernte, die in der Regel im September stattfindet, ist der Weg des Leseguts zur Kellerei also nicht weit. Dies ist von Vorteil, denn die Monastrell ist eine zur Oxidation neigende Rebe, die nach einer raschen, sauberen und präzisen Weinbereitung verlangt.

Casa Rojo, Keller
Fuder aus Eichenholz im Weinkeller.

Der Weinkeller ist beeindruckend ausgestattet: Für die alkoholische Gärung stehen konische Edelstahltanks mit 7.000 Liter und Holzfuder mit 11.000 Liter Fassungsvermögen zur Verfügung. Alles Temperaturreguliert versteht sich. Die Trauben werden zuvor von Hand gelesen und in kleinen, nur 12 kg fassenden Körben transportiert. So werden die Beeren nicht zerdrückt und oxidieren nicht, bevor sie in die Gärtanks gelangen. Vor der Weiterverarbeitung werden evtl. minderwertige Beeren an einem Selektionstisch von mehreren Personen von Hand aussortiert. Nur das beste Lesegut soll schließlich zu Wein werden.

Übersichtstafel Weingut
In den Glasvasen sind die unterschiedlichen Böden, welche die Weinlagen von Casa Rojo enthalten.

Der Machoman Monastrell reift bei Casa Rojo teils in Eichenfässern unterschiedlicher Größe und teils in Tonamphoren. Eichenfässer geben dem Wein mehr Struktur, zum Beispiel, in dem sich das Tannin des Holzes mit dem Tannin des Weins verbindet und längere Ketten bildet. In den Tonamphoren reift der Wein auf andere Weise, er bleibt etwas frischer und fruchtiger. Mit diesen unterschiedlichen Methoden der Weinbereitung und einer finalen Assemblage lässt sich so ein komplexer und hochfeiner Rotwein erzeugen.

Tonamphoren in Casa Rojo
Kein Machoman, nur ein Blogger.

Ich verkoste den 2016er Jahrgang. Jeder Jahrgang erhält übrigens ein leicht verändertes Etikett, weil er auch „geschmacklich anders ausfällt“, wie Toñi hervorhebt. Der Duft des Machoman 2016 gleicht einer Fruchtexplosion und gibt ferner erdige, würzige und animalische Töne zu erkennen. Ein Hauch von Lakritz und Grillfleisch dringt durch. Diese Nase ist eine echte Wucht. Am Gaumen kommt der Wein ganz weich und hervorragend ausbalanciert daher. Auch hier zeigen sich eine feine Würze und mediterrane Kräuter, die von ausreichend Säure begleitet sind. Das Finish ist eher kurz für ein Gewächs dieser Klasse. Trotzdem, dieser fruchtige, moderne Wein kommt bereits in jungen Jahren äußerst vielseitig und elegant daher.

Machoman 2016, Casa Rojo
100% Machoman, 100% Monastrell.

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