Es gibt Leute in Spanien, die sich als „Garnachistas“ bezeichnen. Es handelt sich hierbei nicht um eine Untergrundarmee, sondern um die „Fans der Garnacha“. Unter Weinfreaks ist Garnacha geradezu Kult, beispielsweise die Weine von Comando G. Auch dies ist keine Kampfeinheit, sondern nur eine Weincombo aus dem Umland von Madrid.
Die Liebe zur Garnacha ist insofern erstaunlich, als dass die Rebsorte in Spanien lange für Massenweine von geringer Qualität verschrien war. In den letzten dreißig Jahren hat die Garnacha jedoch – ausgehend von einer atemberaubenden Entwicklung im Priorat – einen erstaunlichen qualitativen Aufstieg erfahren und sich aus dem Schatten der Tempranillo gelöst. Heutzutage werden einige der besten, teuersten und spannendsten Rotweine des Landes aus Garnacha gekeltert. Von ein paar dieser Gewächse und den wichtigsten Anbaugebieten handelt dieser Beitrag.
Garnacha ist nicht gleich Garnacha …
Vorneweg ein bisschen Rebenkunde. Bei Garnacha sollte man auf den Nachnamen achten. Es gibt nämlich fünf verschiedene Varietäten:
Da wäre zum einen die Garnacha Tinta. Mit 85.000 Hektar im Anbau nimmt sie mit großem Abstand den ersten Rang der Garnacha-Typen in Spanien ein und ist nach Tempranillo die am häufigsten kultivierte Rotweinsorte des Landes. In Frankreich bzw. weltweit kennt man sie unter dem Namen Grenache. Wenn in Spanien oftmals nur von „Garnacha“ die Rede ist, dann ist eigentlich stets die Tinta gemeint.
Darüber hinaus gibt es die Garnacha Tintorera. Sie ist eine Kreuzung aus Garnacha Tinta und Petit Bouschet. Also nur eine halbe Garnacha sozusagen. Die Traube, deren Saft bereits rot ist, kommt unter anderem im spanischen Nordwesten (Bierzo, Valdeorras) und in südlicheren Gebieten (Alicante, Valencia, Extremadura) vor.
Extrem rar ist die Garnacha Peluda, die eine Mutation der Garnacha Tinta ist. Sie wächst in Katalonien und Aragon auf nur wenigen hundert Hektar. “Peluda” bedeutet Haar. Die Traube erhält ihren Namen, weil die Unterseite ihrer Blätter behaart ist. Im Vergleich zur Garnacha Tinta produzieren die Beeren weniger Zucker und mehr Säure. Rotweine aus Garnacha Peluda fallen somit tendenziell etwas weniger alkoholisch und frischer aus. Im Zuge des Klimawandels ist dieser Umstand von Vorteil. Es ist deshalb gut möglich, dass die seltene Peluda in den kommenden Jahrzehnten an Anbaufläche zulegt.
Nicht zuletzt existieren zwei Weißwein-Varietäten: Garnacha Blanca und Garnacha Gris (Weiße und Graue Garnacha). Beide Trauben sind ebenfalls aus Mutationen der Garnacha Tinta entstanden. Ich gehe an dieser Stelle nicht näher auf sie ein, denn im folgenden Text geht es nur um Rotweine aus Tinta, Peluda und Tintorera.
Garnacha wird nahezu überall in Spanien kultiviert. Es gibt dabei zwei Territorien, die aus meiner Sicht besonders hervorzuheben sind: Zum einen die Sierra de Gredos und zum anderen das Ebro-Tal mit den Regionen Navarra, Aragon und Katalonien. Auf diese Gebiete konzentriere ich mich im Folgenden.
Sierra de Gredos: alte Reben, Hochlagen und Granit
Die Sierra de Gredos ist ein Gebirgszug westlich von Madrid und eine Region, die seit etwa zehn Jahren einen Hype in der Weinszene erfährt. Die Kombination aus rauem kontinentalen Bergklima, spektakulären Weinlagen auf bis zu 1200 Metern Meereshöhe, ein großer Bestand an alten Reben und Granitsandböden machen Gredos zu einem der aufregendsten Weinstandorte Spaniens.
Mit dem Dreiklang „Gredos, Granit, Garnacha“ assoziieren wir heute einen Weinstil, der von Frische und Eleganz geprägt ist und für den beispielhaft die Weine von Comando G und Bernabeleva stehen. Deren 2018 Bernabeleva Navaherreros ist gemessen am Preis (13,90 Euro) ein Spitzenwein. Trotz 14,5% Vol. fühlt er sich am Gaumen fast schon leicht an, ist voller Klarheit und Frische und enorm saftig. Zur filigranen Garnacha-Stilistik trägt freilich auch die Philosophie und Vorgehensweise der Weinmacher in Gredos bei, in diesem Fall ist es Marc Isart.
Der Name Gredos ist inzwischen eine echte Marke in der Weinwelt. Zweifellos würde es Sinn machen eine eigene Appellation D.O. Sierra de Gredos zu gründen und diese dann in Subzonen einzuteilen. Politisch ist das schwierig bis unmöglich, da sich hierfür drei Autonome Gemeinschaften auf ein gemeinsames Reglement verständigen müssten. Die Sierra de Gredos erstreckt sich nämlich über die Regionen Madrid, Kastilien-La Mancha und Kastilien-León. Folglich haben wir aktuell drei Appellationen, in denen der Gebirgszug integriert ist: D.O. Méntrida (Kastilien-La Mancha), D.O.P Cebreros (Kastilien-León) und D.O. Vinos de Madrid.
In der D.O.P Cebreros ist das Weingut Soto Manrique ansässig. Den Besitzer Jesús Soto habe ich vor zwei Jahren auf einer Veranstaltung in Madrid kennengelernt. Seine Gewächse aus der Reihe „La Viña de Ayer“ – ein Weißwein aus Albillo Real und ein Rotwein aus Garnacha – haben mich schon damals beeindruckt. Auch wegen des erstklassigen Preis-Genuss-Verhältnisses, das diese Weine mitbringen.
Seither trinke ich Soto Manrique regelmäßig bei mir zuhause, kürzlich wieder den Lagenwein 2017 Las Violetas (15,50 Euro). Was ich zuvor schon über die Bernabeleva Garnacha in Bezug auf Frische und Eleganz gesagt habe, trifft auf Las Violetas ebenfalls zu. Hinzu kommen bei diesem Wein mehr Grip, Mineralität und Mundgefühl. Das macht ihn im Vergleich nochmals tiefgründiger und somit interessanter zu trinken. Für diesen Preis ist das eine absolute Top-Qualität, die ihresgleichen sucht.
Las Violetas entstammt der biologisch bewirtschafteten Lage Valverde. Der Weinberg liegt auf 920 Metern Meereshöhe (in anderen Worten: Frische), enthält einen an Nährstoffen armen Granitsandboden (Mineralität) und ist mit 80 Jahre alten Reben bestockt, die niedrige Erträge von 2000 kg pro Hektar ergeben.
Der Name Gredos steht ferner für eine neue Generation jüngerer Weinmacher, die „mehr auf die Wurzeln als auf die Fässer schaut“, wie es Fernando Garcia von Comando G kürzlich in einem Text formulierte. Übersetzt bedeutet dieses Zitat: Winzer und Winzerinnen, denen handwerkliche Arbeit im Weinberg wichtiger ist als Kellertechnik.
Diese Herangehensweise trifft auch auf Jesús Soto und seine Önologin Bárbara Requejo zu. Bei Las Violetas legen sie den Fokus legen darauf, die Einzigartigkeit des Weinbergs zum Ausdruck zu bringen. Und die Garnacha ist eine Sorte, die besonders gut darin ist, ein Terroir zu reflektieren. Zudem nehmen Soto Manrique im Keller wenige Eingriffe vor: Las Violetas vergären sie in Zementtanks mit Naturhefen. Danach bauen sie den Wein 14 Monate in einem 10.000-Liter-Holzfuder aus. Auch das ist ein Trend in Spanien: Rotweine in größeren, älteren Holzgebinden zu reifen und nicht mehr in kleinen, neuen Barriques. Last, but not least geben sie Schwefel in geringer Menge einzig beim Abfüllen zu.
Generell ist Soto Manrique ein spannendes Weinprojekt: jung in Jahren, obwohl Jesús Soto bereits seit den 1990ern im Weinbusiness tätig ist, zuerst als Händler und Distributor in Valladolid. 2013 gründete er dann sein eigenes Weingut Soto Manrique. Als erstes kelterte er einen Verdejo-Weißwein in Rueda.
Die Suche nach Garnacha-Trauben für den betont mineralischen Roséwein Naranjas Azules führte Jesús Soto dann in die Sierra de Gredos und nach Cebreros. Wie es aussieht hat er sich dort rasch heimisch gemacht: Inzwischen erzeugt er im Ort die Weine für die Kooperative von Cebreros und zum anderen für die eigene Weinlinie Soto Manrique. In der Gesamtheit ist das ein beeindruckendes Portfolio aus günstigen, guten Weinen – wie zum Beispiel die Garnacha La Transición (5,80 Euro) – sowie aus großartigen, anspruchsvollen Terroir-Weinen wie La Cruz Verde und eben Las Violetas.
Eine kurze abschließende Bemerkung zu diesem Kapitel: Viele internationale Kritiker attestieren den Gredos-Garnachas eine „Pinot-Noir-ähnliche“ bzw. „burgundische“ Eleganz. Ich frage mich hingegen, warum immer Vergleiche mit dem Burgund herhalten müssen. Gredos ist Gredos und einzigartig.
Das Ebro-Tal: Navarra, Aragon, Katalonien
Der Ebro ist Spaniens zweitlängster Fluss. Er entspringt im Norden Spaniens im Kantabrischen Gebirge und legt auf seinem Weg zum Mittelmeer 910 Kilometer zurück. Dabei durchfließt er mehrere Weingebiete, das Bekannteste davon ist die DOCa Rioja.
Ich glaube man kann sagen, dass entlang des Ebro und seiner zahlreichen Zuflüsse eine gewisse Kontinuität bezüglich Rebsorten existiert: Während in der Rioja die Tempranillo dominiert, steht im weiteren Flusslauf Richtung Mittelmeer – in den Regionen Navarra, Aragon und Katalonien – die Garnacha an erster Stelle.
Die Garnacha Tinta in Aragon und Navarra
Am Mittellauf des Flusses, in der Region Aragon, wird die Wiege der Garnacha-Traube vermutet. Man geht davon aus, dass sie dort seit dem 12. Jahrhundert kultiviert wird und sich mit der Zeit im Ebro-Tal und im gesamten Mittelmeerraum verbreitete.
An ihrem Ursprungsort Aragon kommt der Garnacha in Anbaugebieten wie Calatuyud und Cariñena nach wie vor große Bedeutung zu. In der D.O. Campo de Borja sind so bekannte Erzeuger wie Borsao und Alto Moncayo ansässig.
Noch nicht so bekannt – die Betonung liegt auf „noch“ – ist das Weingut Frontonio. Die Freunde Fernando Mora (ein Master of Wine), Mario López und Francisco Latasa begannen das Projekt im Jahr 2013. Ihre biologisch bestellten Weinberge befinden sich im Landweingebiet Valdejalón, das zwischen den D.O.s Calatayud und Campo de Borja liegt. Es sind Hochlagen bis auf 800 m.ü.NN und mit bis zu 130 Jahre alten Reben. Beim Ausbau setzen Frontonio verstärkt auf Zementtanks. Holz wird wenig und behutsam eingesetzt.
Ein echter Top-Wein ist 2017 Telescópico Garnacha (15,50 Euro) aus 88% Garnacha Tinta und 12% Garnacha Peluda. Das Gewächs hat eine fantastische Balance und einen richtig guten Zug. Bei 13,5% Alkoholgraden haben wir es mit einem leichteren Weinstil zu tun, der eleganter und saftiger ist als die alkoholischen und kraftvollen Garnachas der zuvor genannten Weingrößen. Ich empfinde es als äußerst erfrischend, dass mit Frontonio ein neuer Hauch von Eleganz durch Aragon weht.
Geschichte, Idee und die Personen hinter Frontonio sind sehr interessant. Ich belasse es für den Moment mit diesen kurzen Ausführungen. Gewiss wird es in Zukunft noch mehr auf diesem Blog über das Weingut zu lesen geben.
Ich fasse kurz zusammen: Was mir am Weinland Spanien gerade so gut gefällt, ist der Aufstieg einer neuen Winzergeneration, die zwischen 25 und 45 Jahre alt ist und deren Ziel es nicht ist, möglichst viel billigen Wein zu keltern, sondern qualitativ hochwertigen. Eine Generation, die im Weinberg biologisch oder biodynamisch arbeitet. Die im Keller kaum noch auf Barriques setzt, sondern auf größere Holzfuder, Zement oder Amphoren. Eine Generation, die sich nicht mehr um Crianza, Reserva und Gran Reserva kümmert, sondern die Lagenweine erzeugt und Terroir zum Ausdruck bringen will. Die sich auf autochthone Rebsorten fokussiert und oftmals nach alten Reben in Höhenlagen sucht. Eine Generation, der Frische und Eleganz im Wein wichtiger ist als Kraft und Extrakt.
Für dieses neue Spanien steht ebenfalls Viña Zorzal in Navarra, ein Weingut, das aktuell viel Aufmerksamkeit erfährt und von der Kritik euphorisches Lob erhält. Von einem „der spannendsten Projekte Spaniens“ spricht Parker-Kritiker Luis Gutierrez.
Das Weingut wurde 1989 von Antonio Sanz gegründet. Es hieß damals noch Vinicola Corellana, während Viña Zorzal der Name einer Weinreihe im Portfolio war. 2007 übernahmen die Söhne Xabier, Iñaki und Mikel Sanz das Weingut und benannten es in Viña Zorzal Wines um. Den Hauptteil ihrer Produktion exportieren sie ins Ausland. Das Etikett eines jeden Zorzal-Weins ziert ein Vogel. Zorzal bedeutet „Drossel“.
Einen Teil ihrer Arbeit sehen die Sanz-Brüder darin, alte Garnacha-Lagen mit Reben in traditioneller Buscherziehung wieder zu beleben. Top-Qualitäten und außergewöhnliche Preis-Leistung gehen dabei Hand in Hand. Die Zorzal-Lagenweine wie der mineralische und druckvolle 2018 Malayeto (13,90 Euro) bieten enorm viel Wein für moderates Geld. Das Gewächs entstammt einer 3-Hektar-Lage auf 520 m.ü.NN mit steinigen Böden. Ein Terroir-Faktor in Navarra ist ferner der Nordwind „cierzo“, der die Weinberge kühl hält. Im Resultat haben wir einen wunderbar frischen Wein mit Tiefe und Länge, mit Finesse und Komplexität im Glas. Fabelhaft!
Die Garnacha Peluda in Katalonien
Das kontinental geprägte Klima in Navarra und Aragon – mit kalten Wintern und heißen Sommern, mit großen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht – macht in Katalonien einem mediterranen Klima Platz. Das Ebro-Delta bildet einen Korridor, durch den die warme Mittelmeerluft ins Landesinnere eindringen kann. Am Unterlauf des Ebro fallen die Winter somit milder aus, und die Amplitude zwischen Tag und Nacht ist nicht ganz so groß.
Eine Besonderheit des Anbaugebiets D.O. Terra Alta sind die zwei Winde „les garbinades“ und „el cerç“ („cierzo“ in Aragon und Navarra genannt). Der Erste ist ein feuchter Wind vom Mittelmeer, der Zweite ein trockener Wind aus dem Nordwesten. Weil Terra Alta die südlichste Weinregion im Ebrotal ist und die Weinberge nicht ganz so hoch auf 300 bis 500 m.ü.NN liegen, sind diese Winde wichtig, um die Lagen kühl zu halten. Zudem schützen die Winde die Reben vor Krankheiten.
Terra Alta ist auch dank seiner Lehm- und Kalkböden und wegen des Rebsortenspiegels ein spannendes Weingebiet: Ein Drittel der weltweiten Rebfläche der weißen Garnacha Blanca befindet sich in Terra Alta. Neben der populären Garnacha Tinta hat darüber hinaus die äußerst rare Garnacha Peluda ihren Platz in der Region. Von der Kooperative Sant Josep Vins kommt ein solcher Rotwein. Der 2018 Laqvarta (10,90 Euro) ist aus 100% Garnacha Peluda. Die Trauben stammen aus 13 Parzellen mit im Durchschnitt 34 Jahre alten Reben, die in traditioneller Buscherziehung gehalten sind. Die Erträge liegen bei niedrigen 2700 kg je Hektar. Trotz eines sehr heißen Jahres 2018 mit nur 400 mm Niederschlag ist der Wein lebhaft-frisch und saftig-mineralisch im Charakter geraten. Zudem zeigt er eine saubere Frucht. Mir macht das viel Spass zu trinken.
Als führendes und wegweisendes Weingut in Terra Alta gilt Celler Edetària. Die sortenreine Garnacha Peluda 2016 Finca La Personal (39,80 Euro) ist jedenfalls ein erstklassiger Rotwein, sehr frisch und mit einem salzigen Grip. Da es zu Edetària bereits einen Beitrag auf diesem Blog gibt, belasse ich es bei dieser kurzen Erwähnung.
Nochmals ein Stück näher am Mittelmeer liegt das bergige Priorat. In der Fläche war die Garnacha in Spanien schon immer weit verbreitet. Das Priorat hat diese Traube in der qualitativen Bedeutung allerdings auf eine neue Stufe gehoben. Das war – ich hatte es eingangs schon gesagt – um das Jahr 1990. Winzer wie René Barbier, José Luis Pérez, Daphne Glorian und Alvaro Palacios sorgten damals mit einem mineralischen, kraftvollen und unverwechselbaren Weinstil weltweit für Furore.
Häufig – das sollte erwähnt sein – wurde und wird die Garnacha im Priorat (und in ganz Katalonien) mit Cariñena verschnitten. Das hat wohl damit zu tun, dass die Garnacha von Natur aus über eine mittlere Säure- und Tanninstruktur verfügt. Umso mediterraner der Einfluss, sprich heißer das Klima, umso stärker macht sich das bemerkbar. Folglich tun den Priorat-Weinen das markantere Tannin und die höhere Säure der Cariñena als Ergänzung gut.
Bei der Garnacha Peluda ist das anders, denn sie bringt mehr Säure mit als die „Tinta“. Eine sortenreine „Peluda“ kommt unter anderem vom Weingut Terroir al Limit, das der gebürtige Münchner Dominik Huber führt (hier der Link zu einem früheren Beitrag). Der 2017 Les Manyes (187,50 Euro) hat einen Druck und Zug am Gaumen, eine Balance und Tiefe, auf die man selten stößt. Er ist geradlinig, klar, superfrisch und superelegant. Ich bin ein großer Fan dieses Weins, der exemplarisch das riesige Potenzial der Garnacha Peluda aufzeigt. Zwar sage und schreibe ich immer wieder, dass man nicht zu sehr auf Punkte schauen soll. Wenn aber ein Wein wie Les Manyes 2016 vom Kritiker Luis Gutierrez 100 Parker-Punkte erhält, dann ist das schon ein echtes Statement und ein Ausweis absoluter Weltklasse. Besser geht’s nicht.
Der große Rest: Garnacha Tinta und Tintorera in der Südhälfte
Dieser Beitrag ist bereits ziemlich lang geraten. Ich will mich abschließend kurz fassen. In diesem Jahr 2020 habe ich sicher deutlich über 100 Garnachas probiert. Keine Ahnung, wie viele es in vorigen Jahren waren. Auf keinen Fall wenige. Da war teils Überragendes und zumeist viel Gutes darunter, aber auch manch Enttäuschendes: zu schwerfällig, zu müde, zu marmeladig. Die Weine in diesem Beitrags gehören freilich alle zu meinen Favoriten.
Großartige Garnachas gibt es natürlich ebenfalls in anderen Regionen als Gredos und dem Ebro-Tal. Auf drei Weine aus der Südhälfte Spaniens will ich gerne noch eingehen.
Das für mich beste Weingut der D.O. Jumilla ist Casa Castillo. Eigentlich hat die Garnacha Tinta in jener südostspanischen Appellation keine Tradition (alles dreht sich um Monastrell). Bei Casa Castillo ist sie hingegen im Anbau und macht etwa 10% der Rebfläche des Weinguts aus. Die sortenreine Garnacha El Molar 2017 (13,90 Euro) ist klar, weich und frisch, mit seidiger Textur und reiner Frucht. Dieser Rotwein hat so gar nichts Schweres, nichts Überreifes und nichts Marmeladiges an sich, wie es in Jumilla schon öfters mal vorkommt. Absolute Spitze!
Sehr schön ist ferner die Ulterior Garnacha 2016 (17,90 Euro) von Bodegas Verum in La Mancha. Ulterior ist ein 2007 begonnenes Projekt des Weinmachers Elias López. In der Hochebene von La Mancha kultiviert er im biologischen Anbau die Rebsorten Mazuelo, Albillo Real, Tinto Velasco, Graciano und Garnacha. Aus jeder Traube erzeugt er einen sortenreinen Wein. Die Ulterior Garnacha ist dabei saftig und auf der eher leichten Seite. Ein Stil, der mir prima gefällt. Die schweren und fetten Weine – die nach einem Glas satt machen bzw. die jedes Essen erschlagen – mag ich für gewöhnlich nicht so.
Last, but not least kommen wir zu einem Vino de Pago nahe Utiel-Requena in der Region Valencia: Los Balagueses ist ein 18 Hektar großer Weinberg in einem Naturpark auf 750 Metern Meereshöhe. Als Vino de Pago klassifiziert (die höchste Kategorie des spanischen Weinrechts), gilt die Lage als eigenständiges Qualitätsweingebiet und trägt deshalb die Herkunftsangabe D.O. Los Balagueses.
Im biodynamisch bewirtschafteten Pago de los Balagueses wurden niemals Pestizide oder Herbizide eingesetzt. Die Nachbarschaft besteht aus Pinienwäldern, an deren Rändern mediterrane Kräuter wie Lavendel, Thymian und Rosmarin wachsen.
Weinmacher Rodolfo Valiente hat Chardonnay, Syrah und Garnacha Tintorera im Anbau. Wie anfangs gesagt, ist jene Tintorera eine Kreuzung aus Garnacha Tinta und Petit Bouschet. Also nur eine halbe Garnacha. Mit seidigem Tannin ist die Pago de los Balagueses Garnacha Tintorera 2017 (17,90 Euro) eher auf der weichen Seite. Man erkennt deutlich den mediterranen Einschlag: Da ist im Vergleich mehr Körper, Wärme und dunkle Frucht. Zugleich hat diese Tintorera eine saftige Frische und Spannung, und diese Eigenschaften machen den Wein wirklich gelungen und balanciert.
Besten Dank Thomas Götz.
Ein sehr guter und empfehlenswerter Artikel, der Garnacha in Spanien sehr gut darstellt!!
Herzlichen Dank für den Kommentar. Das freut mich!
Beste Grüße, Thomas Götz
Vielen Dank für den informativen und detailliert beschriebenen Bericht meiner Lieblingsrebsorte. Alles Gute weiterhin.
Vielen Dank für den Kommentar, das freut mich sehr, wenn Ihnen der Beitrag gefällt. Sie selbst leisten ja auch großartige Arbeit in Sachen Garnacha und Spanien. Alles Gute und schöne Grüße! Thomas Götz